Inflation steigt weiter
"Außer Kontrolle": Russlands Wirtschaft leidet unter Putins Ukraine-Krieg
- Veröffentlicht: 20.01.2025
- 12:29 Uhr
- Joachim Vonderthann
Die enorm hohen Militärausgaben sollten Russlands Konjunktur eigentlich ankurbeln. Doch sie lassen vor allem die Inflation steigen - und die Zinsen.
Kremlherrscher Wladimir Putin investiert weiterhin enorme Mittel in den Ukraine-Krieg, auch um die Konjunktur anzukurbeln. Doch für die tiefgreifenden wirtschaftlichen Herausforderungen in Russland bietet das keine Lösung. Putins Strategie, den Krieg als wirtschaftlichen Antrieb zu nutzen, hat die Inflationsrate stark ansteigen lassen und stellt die russische Wirtschaft vor immense Probleme, wie die "Frankfurter Rundschau" am Montag (20. Januar) berichtet.
Putins Kriegsausgaben heizen Inflation an
Im Dezember 2024 erreichte die Inflationsrate in Russland 9,50 Prozent, nachdem sie im November noch bei 8,90 Prozent lag. Analysten von Trading Economics gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird. Liam Peach, leitender Schwellenmarktökonom bei Capital Economics, prognostiziert eine Inflationsrate von 10,50 Prozent Anfang 2025. In diesem Zusammenhang betonte Peach laut "FR": "Die Inflation ist außer Kontrolle und wir glauben, dass die Tendenz zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik in den kommenden Monaten bestehen bleibt, da die Inflation weiter steigt und die Inflationserwartungen hoch bleiben."
Liegt der Leitzins bald bei 25 Prozent?
Die russische Zentralbank sieht sich angesichts der steigenden Inflation gezwungen, den Leitzins hoch zu halten. Trotz mehrfacher Erhöhungen, die den Leitzins derzeit auf 21 Prozent festgesetzt haben, blieb dieser im Dezember unverändert. Einige Experten vermuten jedoch, dass eine weitere Anhebung des Leitzinses notwendig sein könnte. Jewgeni Nadorschin, Chefvolkswirt der Unternehmensberatung PF Capital, hält einen Leitzins von bis zu 25 Prozent für möglich. Diese Maßnahmen könnten jedoch kontraproduktiv wirken und viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
"Wir gehen langsam zu weit"
Schon im Oktober 2024 hätten dem Bericht zufolge Führungskräfte großer Staatsunternehmen und Wirtschaftslobby-Gruppen ihre Besorgnis über die Konsequenzen eines höheren Leitzinses auf Investitionsprojekte geäußert. Oligarch Alexey Mordashov, Vorstandsvorsitzender des Stahlunternehmens Severstal, mahnte: "Es ist klar, dass wir die Zinsen erhöhen müssen, um die Inflation einzudämmen, aber wir gehen langsam zu weit." Er fügte hinzu: "Wir geraten in eine Situation, in der die Medizin gefährlicher werden könnte als die Krankheit."
Kriegsausgaben müssten runter
Ein großer Faktor für den Inflationsanstieg sind Putins umfangreiche Militärausgaben. Laut der "Moscow Times" hat der Kreml im Jahr 2024 etwa zehn Billionen Rubel (100 Milliarden Dollar) ins Militär investiert, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Auch für 2025 plane Putin erhebliche Staatsausgaben für das Militär und den Krieg. Diese hohen Ausgaben könnten jedoch die Wirtschaft überhitzen und sind keine nachhaltige Investition. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, wäre eine Reduzierung der Kriegsausgaben notwendig.
Auch Rubel-Verfall lässt die Preise steigen
Der Verfall des Rubels hat die Inflation zusätzlich verschärft. Sanktionen der USA gegen die Gazprombank und deren ausländische Tochtergesellschaften führten zu einem volatilen Rubel-Wechselkurs. Die Preise für importierte Güter steigen, da der Kreml immer teurere Maßnahmen ergreifen muss, um westliche Sanktionen zu umgehen.
- Verwendete Quellen:
- "Frankfurter Rundschau": "Putins Mittel für Russlands Wirtschaft schwinden: "Gehen langsam zu weit"
- Nachrichtenagentur dpa