Kampf dem Zucker
Um Kosten im Gesundheitssystem zu sparen: Kommt jetzt die Zuckersteuer?
- Veröffentlicht: 23.11.2023
- 13:14 Uhr
- Stefan Kendzia
Dass Zucker schädlich für den Menschen ist, weiß man. Dass ein übermäßiger Genuss auch zu höheren Belastungen des Gesundheitssystems führt, ist vielen nicht bewusst. Eine neue Studie spricht nun von 16 Milliarden Euro Einsparungen, würde eine Zuckersteuer erhoben werden.
Das Wichtigste in Kürze
Die WHO empfiehlt eine Zuckersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke.
Eine Zuckersteuer würde den Zuckerkonsum der Bevölkerung mitsamt seiner gesundheitlichen Folgen zu reduzieren.
Bis zu 16 Milliarden Euro könnte Deutschland in den nächsten 20 Jahren sparen, wenn auf Erfrischungsgetränke eine Zuckersteuer eingeführt würde.
Eine Zuckersteuer auf zuckerhaltige Softdrinks würde laut einer Studie innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte eine Einsparung im Gesundheitssystem von rund 16 Milliarden Euro führen. Netter Nebeneffekt: Zahlreiche Krankheiten könnten ebenfalls vermieden werden, wie der "Spiegel" schreibt.
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Steuer auf zuckerhaltige Getränke würde sich positiv auf die Gesundheit auswirken
Das Thema Steuern ist nie gerne gesehen. Dass eine Zuckersteuer aber nicht nur Nachteile bringt, sondern einen positiven Effekt auf die Gesundheitskassen und die eigene Gesundheit hätte, ist durchaus eine Überlegung wert. "Eine Softdrinksteuer in Deutschland hätte deutliche positive Auswirkungen", bringen es das Forschungsteam von der Technischen Universität München (TUM) und die britische Universität Liverpool im Fachmagazin "PLOS Medicine" auf den Punkt.
Laut der neuen Studie zeigt sich der Einfluss einer Zuckersteuer auf beeindruckende Weise: Mit einer Erhebung auf Süßgetränke wird nachgewiesenermaßen weniger davon konsumiert und das Auftreten bestimmter, mit Zucker assoziierter Erkrankungen verhindert oder zumindest minimiert: "So ließen sich volkswirtschaftliche Kosten senken und das Gesundheitssystem entlasten."
Das Risiko für Übergewicht und Erkrankungen würde sinken
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt nun eine sogenannte Zuckersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke. Nicht, um die Konsument:innen zu gängeln. Sondern um den Zuckerkonsum als auch die gesundheitlichen Folgen daraus zu reduzieren. Die Untersuchung der TUM zeigt nun, dass eine Zuckersteuer hierzulande einen positiven Effekt hätte: Das Risiko für Übergewicht und Erkrankungen würde tatsächlich sinken. Wichtig dabei: Es mache wohl einen Unterschied, ob die Steuer darauf abzielt, den Konsum zuckerhaltiger Getränke generell zu senken oder Änderungen der Rezepturen herbeizuführen. Wenn die Abgabe unabhängig vom Zuckergehalt fällig wird, führe dies internationalen Studien zufolge vor allem zu einer verringerten Nachfrage nach Softdrinks. Richtet sich die Steuer hingegen nach der Zuckermenge, hätte dies gravierenden Einfluss auf Rezepturen der Getränke seitens der Hersteller:innen.
"Der Simulation zufolge würde bei einem pauschalen 20-prozentigen Aufschlag auf die Softdrinkpreise der Zuckerkonsum pro Tag und Person um ein Gramm sinken", schilderten die Forschenden die potenziellen Auswirkungen in Deutschland. Zu einer geschätzten Einsparung von sage und schreibe knapp drei Gramm pro Tag käme es sogar in der Gruppe der Männer zwischen 30 und 49 Jahren. "Noch stärker würde sich eine Reduktion des Zuckers in den Rezepturen um 30 Prozent auswirken, wie sie in Großbritannien nach Einführung der gestaffelten Herstellerabgabe verzeichnet wurde", erklärte das Expertenteam. Dadurch würde der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland um täglich 2,3 Gramm reduziert, bei den 30- bis 49-jährigen Männern sogar um 6,1 Gramm.
Durch eine Besteuerung würden unseren Modellen zufolge innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 244.100 Menschen später oder gar nicht an Typ-2-Diabetes erkranken
Karl Emmert-Fees, Erstautor der Studie
In anderen Ländern wirkt die Zuckersteuer bereits
"Eine Limo-Steuer wirkt", erklärte ein Lebensmittel-Verein. Das habe sich bereits in Ländern wie Frankreich, Belgien und Ungarn gezeigt, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Bei beiden Besteuerungsvarianten gäbe es laut "BR24" deutlich weniger Fälle von Übergewicht, Typ-2 -Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: "Durch eine Besteuerung würden unseren Modellen zufolge innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 244.100 Menschen später oder gar nicht an Typ-2-Diabetes erkranken", erläutert der Autor der Studie, Karl Emmert-Fees. Mit einer Abgabe auf gezuckerte Getränke würden also weniger Behandlungen nötig, die Kosten durch Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit sänken ebenfalls. Vermutlich wären die positiven Auswirkungen einer Steuer sogar noch größer als berechnet. Denn aus methodischen Gründen konnte die TU nur die Daten von Menschen ab 30 Jahren berücksichtigen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa