Explodiertes Starship
Warum auch der zweite gescheiterte Flug von Musks Superrakete ein Erfolg war
- Aktualisiert: 20.11.2023
- 10:21 Uhr
- Peter Schneider
Beim zweiten Versuch erreicht das Starship endlich den Weltraum. Wehrmutstropfen: Sowohl Raumschiff als auch Rakete explodieren, bevor sie ihr Ziel erreichen. Dennoch ist der Testflug für SpaceX ein Erfolg. Hier erfährst du warum.
Das Wichtigste zum Thema Starship
- SpaceX hat sein neues Raumschiff Starship 140 Kilometer hoch in den Weltraum geschickt.
- Alle Triebwerke der Starship-Rakete funktionierten offenbar einwandfrei - jedenfalls bis zum Moment, als sie explodierte - und später auch das Raumschiff. Dennoch war der Flug laut SpaceX ein Erfolg.
- Es war der zweite Start des Starships. Auch der erste Flug hatte in einem Feuerball in 40 Kilometer geendet.
- Das 120 Meter lange Gespann aus der riesigen Rakete Super Heavy und dem Raumschiff Starship bildet die größte Rakete aller Zeiten - größer als die legendäre Apollo-Rakete Saturn V und die gescheiterte sowjetische Super-Mondrakete N1.
- Die wiederverwendbaren Fahrzeuge sollen die Preise von Reisen ins und im Weltall drastisch senken und bis zu 100 Menschen gleichzeitig ins All transportieren können - und eines Tages sogar zum Mars.
Start des Starship-Gespanns
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Darum sehen die SpaceX-Ingenieure den Test als Erfolg
- Obwohl beide Teile nach wenigen Minuten explodierten, gilt der Testflug bei SpaceX als Erfolg. Dieses Mal transportierte die Rakete das Raumschiff an die Grenzen des Weltraums, wo es 148 Kilometer Höhe und eine Geschwindigkeit von 24.000 Kilometer in der Stunde erreichte.
- Wichtig: Alle 33 Raptor-Triebwerke der Rakete feuerten einwandfrei. Auch die Triebwerke des Raumschiffs Starship arbeiteten - bis es allerdings ebenfalls explodierte. Beim ersten Start waren gleich drei Triebwerke ausgefallen.
- Die Trennung von Rakete und Raumschiff gelang dieses Mal. Dabei gelang sogar ein "Hot Staging": Das Raumschiff löste sich von der Rakete, während deren Triebwerke noch feuerte. Beim missglückten Erststart blieben die Teile verbunden.
- Der Flug dürfte den SpaceX-Ingenieur:innen erneut wertvolle Daten für den nächsten Testflug liefern - ein erklärtes Prinzip des mittlerweile weltweit dominierenden Raumfahrt-Unternehmens.
- Der neue Startturm mit Stahlummantelung funktioniert. Am 20. April hatte die ungeheure Kraft der 33 Raketenmotoren noch riesige Betonteile aus der Plattform gerissen und Hunderte Meter weit weggeschleudert.
- Die Umgebung des Startplatzes hat nichts abbekommen. SpaceX hatte extra eine neue Wassersprinkleranlage installiert, um die Wucht der Abgase abschwächen. Das dürfte es den US-Behörden erleichtern, den nächsten Start zu genehmigen.
So verlief der zweite Start des Starships
So verlief der zweite Start des Starships
Geplanter Missionsverlauf: Diese Route sollte das Starship eigentlich fliegen
Auch beim zweiten Versuch sollte das unbemannte Raumschiff vom texanischen Boca Chica aus von West nach Ost fast einmal um die Erde fliegen. Geplant war, dass es nach etwa 90 Minuten bei Hawaii in den Pazifischen Ozean fällt. Allerdings flog es nur knapp über den Golf von Mexiko hinaus.
Beinah-Katastrophe und doch erfolgreich: So lief der Jungfernflug
🚀 Beim ersten Versuch hatte das Starship am 20. April tatsächlich die Startrampe hinter sich gelassen. Doch dann stürzte die Booster-Rakete samt Starship spektakulär ab.
🔥 Grund: Drei Triebwerke waren schon Sekunden nach dem Start ausgefallen. Offenbar kam es zu einem Brand, so dass am Ende sechs Motoren versagten und die Rakete nicht mehr zu steuern war.
💥 Kurz vor der Trennung von Rakete und Starship begann das Gespann zu trudeln, brach nur vier Minuten nach dem Start auseinander und explodierte.
💣 Die Ingenieure von SpaceX hatten den Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert, nachdem klar wurde, dass das Raumfahrzeug nicht mehr zu retten war.
📈 Der Testflug gilt trotz des Absturzes als Erfolg. Die SpaceX-Ingenieure konnten massenhaft Daten gewinnen, um sich für den zweiten Test vorzubereiten.
🗫 Im SpaceX-Sprech heißt das Starship jetzt übrigens häufig einfach "Ship", und die Rakete "Booster".
Der erste Versuch: Das Starship bei Start und Absturz
Nach Explosion: Wann startet das nächste Starship von SpaceX?
Schau dir den ersten Startversuch des Starships hier noch mal an!
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Starship und SuperHeavy in Bildern
Nach Explosion: Wann startet das nächste Starship von SpaceX?
Für SpaceX-Expert:innen: So funktioniert das Starship
🚢 Booster und Starship wiegen betankt mehr als 5.000 Tonnen - so viel wie ein kleines Containerschiff. Ihre Triebwerke erzeugen aber so viel Schub, dass sie rein theoretisch sogar mehr als 7.500 Tonnen anheben könnten.
🗜️ Weltrekord unter den Raketentriebwerken: Spezielle Turbo-Pumpen pressen die Treibstoffe mit 300 bar in die Brennkammern der 33 Motoren - das entspricht dem Wasserdruck in 3.000 Meter Meerestiefe.
✈️ Der erster Prototyp soll noch im Meer versinken. Zukünftig soll das Starship aber nach dem Flug ins All wieder auf der Erde landen und betankt wie ein Passagierjet erneut starten.
⛽ Dafür und für Flüge zu weiteren Zielen wie Mond und Mars muss es im Weltraum betankt werden - eine revolutionäre Technik, die SpaceX aber noch entwickeln und testen muss.
🤑 Da Treibstoff bisher weniger als ein Prozent der Kosten von Raketenflügen ausmachte, sollen Starship-Flüge laut Elon Musk innerhalb weniger Jahre umgerechnet nur noch zwei Millionen Euro kosten.
🤷♀️ Bei 150 Tonnen Nutzlastkapazität kostet es dann nur noch durchschnittlich 15 Euro, um ein Kilogramm Fracht ins All zu befördern - der wichtigste Kennwert für Raketen. Expert:innen halten das für unrealistisch. Doch selbst wenn sich der Startpreis am Ende verdoppelte oder verdreifachte, wäre das für die Branche immer noch spottbillig.
Wie umweltfreundlich ist der Starship-Start eigentlich?
Der ungeheure Startlärm wird in der unbewohnten Umgebung des Startplatzes von Boca Chica niemanden stören. Doch eines Tages soll das Starship vom Kennedy Space Center in Florida abheben. Ältere Anwohner:innen dürften wissen, was das bedeutet: Wenn Ende der 60er-Jahre die Mondrakete Saturn V abhob, zitterten noch in zehn Kilometer Entfernung die Glasscheiben, denn sie verursachte bis zu 204 Dezibel Lärm. Der Nachtstart von Apollo 17 war sogar 600 Kilometer weit zu sehen.
Als weitere Belastung gilt der Treibstoffbedarf. Sollte die Superrakete wie geplant die Zehntausenden Satelliten von Musks Internet-Netzwerks Starlink ins All transportieren, müsste fünf Jahre lang jede Woche ein Starship starten, hat der US-amerikanische Astronom Ronald Drimmel vorgerechnet. Die etwa 50.000 Tonnen Methan, welche die Starship-Raketen dabei jährlich verbrennen, dürften aber angesichts der weltweiten Verfeuerung von mehr als zwölf Milliarden Tonnen Öl und Kohle kaum ins Gewicht fallen.
So will Elon Musk mit dem Starship zum Mars fliegen
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Mit Explosionen kennt sich SpaceX aus
Musk selbst hatte vor dem Start gesagt, die Chancen ständen 50:50, dass es das Starship ins All schafft. Er musste es wissen. Denn bei SpaceX knallt es ziemlich häufig. Das ist aber in der Welt der Raketen keine Schande, denn: Space is hard, Raumfahrt ist hart. Raketen explodieren daher gern.
Bereits beim Bau der bekannten Falcon 9-Rakete sind viele Testfahrzeuge in der Luft explodiert, abgestürzt oder umgekippt. Die besten Crashs hat SpaceX sogar mit einem guten Schuss Selbstironie in dem Video unten zusammengestellt.
Explosionsgefährdet: Die Fehlstarts von SpaceX im Video
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Häufige Fragen zu Starship und Superheavy
Starship ist der Name des neuen Raumschiffs von SpaceX. Laut Elon Musk soll es die aktuelle Rakete Falcon 9 als Satellitentransporter ablösen. Zudem soll es eines Tages in einer bemannten Variante Menschen zum Mond und zum Mars transportieren.
Superheavy, auch einfach Booster genannt, ist der untere zweite Teil des Fahrzeugs. Sie ist eine Raketenstufe, welche das Raumschiff Starship in den Weltraum transportiert. Dort fliegt das Starship allein weiter, während die Superheavy zur Erde zurückkehrt.
Starship und Superheavy wiegen zusammen etwa 5.000 Tonnen und ragen etwa 120 Meter in den Himmel. Die Rakete kann in der wiederverwertbaren Variante bis zu 150 Tonnen Last in den Orbit transportieren.
Das gesamte Fahrzeug ist so groß, dass seine Bauteile weniger ins Gewicht fallen als bei kleineren Raketen. Außerdem soll das Starship im Weltraum durch eine Tanker-Rakete aufgetankt werden, damit es weiterfliegen kann.