Ökosysteme
Fluss-Deltas: Die faszinierenden Welten zwischen Land und Wasser
- Veröffentlicht: 15.07.2024
- 05:00 Uhr
Fluss-Deltas wie das im Kaspischen Meer, der Donau oder dem Nil zählen zu den wichtigsten, aber auch bedrohtesten Ökosystemen der Welt. Was sie so besonders und schützenswert macht.
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Das Wichtigste in Kürze
Fluss-Deltas zählen zu den am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Rund 500 Millionen Menschen leben an diesen fruchtbaren Mündungszonen.
Gleichzeitig sind Fluss-Deltas auch ein wichtiger Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten: Sie sind die Kinderstube vieler Lebewesen.
Das größte Delta Europas liegt am Kaspischen Meer. Die Donau, Deutschlands größter Fluss, mündet ins Schwarze Meer. Dort bildet sie ein einzigartiges Ökosystem.
Ob Nil, Amazonas, Ganges oder Donau – komm mit auf eine faszinierende Reise zu den bedeutendsten Fluss-Deltas der Welt.
Wie entstehen Fluss-Deltas?
Als Fluss-Delta wird jener Bereich bezeichnet, in dem ein Fluss in ein Gewässer mündet. Fluss-Deltas gibt es am Meer, aber auch an Seen. Auf ihrem langen Weg tragen Flüsse stetig Sedimente wie Sand und Kies in die Mündungszonen. Im Laufe der Zeit sammeln sich diese Sedimente dort an. Die Natur formt aus diesen Ablagerungen verschiedene Landschaften. Je nach Fließgeschwindigkeit des Flusses, Gezeiten, Strömungen und Wellengang entstehen in den Mündungszonen Inselchen, Wasserarme und Kanäle.
Da hier mehrere Kräfte zusammenwirken, hat jedes Fluss-Delta seine ganz individuelle Form. Die Welten zwischen Süß- und Salzwasser sind ständig im Wandel: Naturereignisse wie starke Regenfälle verwandeln Flüsse in reißende Ströme, die Inseln fluten und Dämme brechen. Bei Stürmen tragen hohe Wellen durch ihren Sog immer wieder Teile des Deltas mit ins Meer. Tierische und pflanzliche Bewohner dieser besonderen Ökosysteme passen sich teils extremen Bedingungen an und sind echte Überlebenskünstler.
Warum sind Fluss-Deltas so wichtig?
🌾 Dank der nährstoffreichen Sedimente sind diese Zonen besonders fruchtbar. Das macht sie zu wertvollen Landwirtschaftsgebieten. Das Mekong-Delta etwa wird auch als "Reiskorb Vietnams" bezeichnet.
🐟 Tiere und Pflanzen über und unter Wasser profitieren ebenfalls von diesen Nährstoffen: Fluss-Deltas bilden reiche Ökosysteme mit viel Biodiversität. Auch für die Fischerei sind sie eine wichtige Quelle.
🌱 In vielen tropischen Fluss-Deltas wachsen Mangrovenwälder. Sie sind ein natürlicher Küstenschutz, denn sie wirken der Erosion der Strände entgegen. Außerdem sind sie die Kinderstube vieler Tierarten, etwa von Haien.
🌎 Mangroven speichern zudem mehr CO2 als Bäume und sind somit ein natürlicher Klimaheld: Sie bremsen den Treibhauseffekt aus und schützen so das Klima in Zeiten des Wandels.
🔥 Fluss-Deltas bilden wichtige Lebensräume für Mensch und Natur. Doch sie stehen vor schwierigen Aufgaben: Der Klimawandel mit immer heftigeren Wetterereignissen, Verschmutzung, Überfischung und Gebietsverluste bedrohen dieses wertvolle Ökosystem.
Die größten Fluss-Deltas Europas
Das größte Fluss-Delta Europas liegt am größten See der Welt, dem Kaspischen Meer. Es grenzt an Russland, Kasachstan, Turkmenistan, Aserbaidschan und den Iran. Das Wolgau-Delta liegt teils in Russland, teils in Kasachstan. Es ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Viele teils seltene Zug- und Wasservögel kehren hier jährlich zum Nisten ein – darunter Störche, Reiher, Pelikane, Kormorane, Schwäne, See- und Fischadler. Außerdem sind hier noch vielerorts ausgestorbene Störe zu finden – und sogar eine Robbenart tummelt sich hier.
Das zweitgrößte Delta Europas ist das Donau-Delta: Deutschlands längster Fluss mündet dort ins Schwarze Meer. Das Donau-Delta erstreckt sich am rumänischen und ukrainischen Ufer des Schwarzen Meeres. Auch dieses Delta ist ein artenreicher Hotspot für viele Vogel- und Fischarten – darunter Pelikane, Reiher, Störche, Greifvögel und Seeschwalben, sowie große Hechte und Welse. Beide genannten Deltas sind dank ihres reichen Ökosystems Teil des UNESCO-Weltnaturerbes.
Nil, Amazonas, Ganges: bedeutende Fluss-Deltas der Welt
Tiefsee am Ufer: "Schwarzer Tee" in Tasmanien
☕ Im abgelegenen Gebiet der tasmanischen "South West Wilderness" gibt es ein faszinierendes Phänomen im Delta des Port Davy Marine Reserves: Der Fluss transportiert dort Torf mit dem Gerbstoff Tannin ins Meer, der auch in Schwarzem Tee enthalten ist. Und genauso dunkel wie Schwarzer Tee sieht das Wasser deswegen auch aus. Es ist bereits in zwei bis drei Metern so lichtarm wie sonst in 200 bis 300 Metern Wassertiefe. Dadurch kommen Lebewesen an die Oberfläche, die sonst nur in den Tiefen der Meere leben – und Tiefseeforschung kann direkt am Ufer betrieben werden.