James Webb nimmt Europa unter die Lupe
Womöglich Leben im eisbedeckten Ozean auf Mond Europa?
- Veröffentlicht: 11.10.2023
- 17:20 Uhr
- Stefan Kendzia
Das Weltraumteleskop James Webb ist ein Musterschüler. Im Dauereinsatz liefert er eine Sensation nach der anderen an die Erde. Zuletzt die Entdeckung vom Lebensbaustein Kohlendioxid auf Europa - einer der größten Monde im Sonnensystem. Jetzt wird unter seinem eisbedeckten Ozean sogar Leben vermutet.
Das Wichtigste in Kürze
Das Weltraumteleskop James Webb entdeckte neulich auf dem Mond Europa einen Baustein des Lebens: Kohlenstoff.
Jetzt wird unter der eisigen Oberfläche des Mondes ein flüssiger, salziger Ozean vermutet.
In diesem Ozean könnte Leben stecken - eine Mission zum Nachweis ist allerdings aufgrund von unvorstellbar hohen Kosten eher unwahrscheinlich.
Der vor kurzem vom Weltraumteleskop James Webb auf dem Mond Europa entdeckte Baustein des Lebens, Kohlenstoff, sorgte für ordentlich Wirbel. Denn diese Entdeckung hat große Auswirkungen auf die Möglichkeit von Leben auf dem Jupitermond. Bekannt ist längst, dass der Mond über eine eisige Oberfläche verfügt, unter der ein flüssiger, salziger Ozean liegt. Jetzt die neue Annahme: In diesem Ozean soll sogar Leben stecken.
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Auf Mond Europa könnte es Leben im Ozean geben
Einer der größten Monde des Sonnensystems, der Jupitermond Europa, wird immer spannender. Erst neulich hat das Weltraumteleskop auf dem Mond Kohlenstoff ausmachen können - jetzt soll sogar unter seiner Eisdecke ein flüssiger Ozean verborgen sein, in dem Leben vorkommen könnte, so "The Hill". Ein Beweis dafür wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben können. Immerhin: Jupiters Eismond Europa verfügt möglicherweise über alle wesentlichen Bestandteile des Lebens und ist so alt wie die Erde. Laut NASA soll auf Europa flüssiges Wasser, Chemie und Energie vorhanden sein.
Der beste Beweis dafür, dass es auf Europa einen Ozean gibt, wurde von der Galileo-Raumsonde der NASA gesammelt. Diese umkreiste den Jupiter von 1995 bis 2003. Während Europa über kein eigenes Magnetfeld verfügt, entdeckte das Magnetometer der Galileo-Raumsonde bei zwölf nahen Vorbeiflügen an Europa ein magnetisches Signalfeld innerhalb Europas. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die wahrscheinlichste Ursache dieser magnetischen Signatur ein globaler Ozean aus Salzwasser ist.
Damit der Nachweis von Leben in Europas Ozean erbracht werden kann, bedarf es einer unvorstellbar teuren Mission. Immerhin kann schon jetzt bestätigt werden, dass alle notwendigen Elemente vorhanden sind, die Leben überhaupt erst ermöglichen können. Zu diesen Elementen gehört Energie - also Wärme. Da die Schwerkraft des Jupiter die eisige Hülle Europas ständig dehnt und komprimiert, müsste demnach genug Wärme erzeugt werden, um einen warmen Ozean im Inneren zu erhalten. Dieses Phänomen nennt man Gezeitenbiegung. Die Gezeitenbewegung nun könnte auch Wasser und Nährstoffe zwischen der Eiskruste, dem Ozean und dem felsigen Inneren zirkulieren lassen und so Lebensbedingungen schaffen.
Der Nachweis von Leben auf Europa wäre irrsinnig kostspielig
Um in das Innere des Ozeans blicken zu können, müsste die NASA oder eine andere Raumfahrtbehörde einen Weg finden, in die eisige Kruste einzudringen und ein Tauchboot in die Gewässer darunter einzuführen. Die NASA hat ein Konzept für einen sogenannten Europa-Lander entwickelt, für das es bisher keine Finanzierung gab. Dieser würde Proben in etwa zehn Zentimetern unter der Oberfläche entnehmen und diese dann in einem Bordlabor analysieren. Ein äußerst komplexer Vorgang, der auch äußerst kostspielig ist. Da sich die USA derzeit mit einer beispiellos hohen Staatsverschuldung beschäftigt, wird es eher unwahrscheinlich, dass eine solche Mission finanziert werden würde.
Trotzdem: Die Entdeckung von Leben - vielleicht sogar mikrobiellem Leben - auf einem Mond wie Europa und der Nachweis dazu hätte weltverändernde Folgen. Grundsätzlich: Wenn auf der Erde die Entwicklung von Leben möglich war, könnte es auch anderswo geschehen, dass sich Leben entwickelt. Die Auswirkungen wären nicht abzuschätzen.
- Verwendete Quellen:
- NASA: "Why Europa"