Neue Studie
Wie viel verdient Deutschland? Unterschiede in Arbeitseinkommen nehmen wieder zu
- Aktualisiert: 16.06.2023
- 12:30 Uhr
- Jasmina Katharina Welter
Als Folge der Inflation steigen die Preise, die Arbeitseinkommen aber nur bedingt. Laut einer am Donnerstag (15. Juni) veröffentlichten Studie nehmen die Unterschiede bei Bruttolöhnen und -gehältern wieder zu.
Das Wichtigste in Kürze
Seit 2020 gehen die Zahlen zur Ungleichheit der Einkommensverteilung in Deutschland zurück. Dieser Trend wurde jetzt laut einer neu veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unterbrochen.
Forscher:innen fanden heraus, dass 2023 besonders höhere Einkommen weiter steigen - wie bereits 2022.
Die erneuten Unterschiede im Arbeitseinkommen treffen besonders ärmere Haushalte.
"Insgesamt dürfte die Ungleichheit der Arbeitseinkommen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie sogar leicht zugenommen haben und auch in diesem Jahr noch etwas größer werden".
Forscher:innen des DIW, 2023
Ungleichheit trifft besonders ärmere Haushalte
"Maßgeblich dafür ist natürlich auch die gestiegene Inflation", sagte die Co-Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik beim DIW, Geraldine Dany-Knedlik. "Die Inflation belastet vor allem geringverdienende Haushalte, die keine Ersparnisse haben, die sozusagen von der Hand in den Mund leben." Diese müssten anteilig mehr für Nahrungsmittel und andere überlebenswichtige Güter ausgeben als reiche Haushalte. Lebensmittel haben mittlerweile Energie als Preistreiber Nummer eins abgelöst.
Eine Gehaltsgruppe verdient weiterhin mehr
Laut der veröffentlichten Studie nahmen die nominalen Bruttolöhne und -gehälter seit 2010 zu, insbesondere bei Verdienern in den unteren 40 Prozent: Hier wuchsen die Bruttoarbeitseinkommen von 2010 bis 2020 um knapp 40 Prozent, während die mittleren Einkommensgruppen einen Anstieg von 25 Prozent und die Topverdienenden von 19 Prozent verzeichneten. In diesem Jahr erwarten die Forscher:innen einen Anstieg in den unteren 40 Prozent auf lediglich 2,55 Prozent, die Verdiener unter den "Top Ten" dagegen auf 2,81 Prozent.
Neues Prognosemodell
Außerdem zu beachten ist der Gini-Koeffizient. Dieser misst die internationale Ungleichheit und stellt diese in Relation. Er bewegt sich zwischen 0 und 1. Je höher der Wert, desto größer die Ungleichheit.
Zur Erstellung der aktuellen Modellrechnung stehen dem DIW eine Vielzahl an aktuellen Daten zur Verfügung. Maßgebliche Grundlage für die Studie ist das Bruttoinlandsprodukt, der Anteil der Menschen in Kurzarbeit bis hin zu repräsentativen Umfragen privater Haushalte in Deutschland.
Das neue Prognosemodell des DIW ermöglicht einen aktuellen Überblick über die Bruttoarbeitseinkommen. Bisherige Studien konnten meist nur die Vergangenheit abbilden, da relevante Daten zur Datenerhebung erst mit einer Verzögerung von bis zu zwei Jahren vorlagen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters