GDL-Chef macht deutliche Ansage
Tarifstreit geht weiter: Kommt es an Weihnachten zum Mega-Streik bei der Bahn?
- Aktualisiert: 16.10.2023
- 17:00 Uhr
- Anne Funk
In Kürze werden GDL und die Deutsche Bahn wieder in Tarifverhandlungen gehen. Die Gewerkschaft will dabei gut vorbereitet sein - und erwägt bereits eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.
Ab November müssen sich Fahrgäste wieder für viele Wochen und Monate auf Streiks bei der Deutschen Bahn einstellen - und damit auf erhebliche Einschränkungen. Der Grund: Es stehen wieder Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an. Der erste Verhandlungstermin ist für den 9. November vorgesehen.
Ihr Chef Claus Weselsky will dabei umgehend in die Vollen gehen - und sich nicht lange mit Warnstreiks aufhalten. "Warum soll ich in irgendeiner Form nur ein kleines Tamtam veranstalten, wenn ich weiß, dass es auf die andere Seite keine Wirkung entfaltet?", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und spielt damit auf eine Abstimmung der Mitglieder über unbefristete Streiks an.
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Es komme daher "mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit entweder kein Warnstreik oder nur einer oder zwei", so der GDL-Chef weiter. Man brauche längere Arbeitskampfmaßnahmen, um tatsächlich auch Wirkung zu entfalten, dafür müsse sich die GDL mit einer Urabstimmung rechtlich absichern. Diese und damit der Wille der Mitglieder müssten den Prozessen vorangestellt werden.
Keine streikfreie Zeit im Dezember
Auch die Zeit rund um die Weihnachtsfeiertage, in der traditionell viele Menschen mit der Bahn unterwegs sind, schließt Weselsky für einen Streik nicht aus. Mit den Verhandlungsterminen habe die Bahn der GDL auch einen "Weihnachtsfrieden" vorgeschlagen. "Das haben wir abgelehnt, weil wir die Entwicklung nicht kennen und weil wir nicht wissen, wie viel Verhandlungen wir bis dahin machen."
Die GDL fordert unter anderem mindestens 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Vor allem aber dürfte der Knackpunkt der Verhandlungen die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung sein.
"Wir haben zu wenig Lokführer, zu wenig Zugbegleiter, jetzt zu wenig Fahrdienstleiter, zu wenig Werkstattmitarbeiter", sagte der GDL-Chef. Das liege nicht am demografischen Wandel, sondern an der "Unattraktivität der Berufe, der Tätigkeiten, die im Eisenbahnsystem nun mal 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr laufen", betonte Weselsky. Deshalb sei die Reduzierung der Arbeitszeit "ein Schritt, die Attraktivität der Berufe zu erhöhen und aufzuzeigen, dass auch in der Gesellschaft Anerkennung da ist".
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa