Presse-Vertreterin öffentlich am Pranger
Wegen Enthüllungs-Artikel: Mexikos Präsident veröffentlicht Telefonnummer von Journalistin
- Veröffentlicht: 23.02.2024
- 16:04 Uhr
- Stefan Kendzia
Eine Journalistin der "New York Times" konfrontierte nach einer Recherche den mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador damit, Kontakte ins Drogenmilieu zu haben - mit drastischen Folgen.
Das Wichtigste in Kürze
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat während einer Pressekonferenz die Telefonnummer einer Journalistin veröffentlicht.
Die Journalistin der "New York Times" hat ihn zuvor mit Vorwürfen zu Kontakten ins Drogenmilieu konfrontiert.
Jetzt wird gegen Mexikos Präsident von Seiten des mexikanischen Instituts für Informationsfreiheit ermittelt.
Der Präsident von Mexiko scheint sich gegen die Vorwürfe einer Journalistin, er soll Kontakte zum Drogenmilieu, nur mit "inakzeptablen" Methoden wehren zu können. Er veröffentlichte kurzerhand deren Telefonnummer.
Im Video: Behörden schlagen Alarm - aktivster Vulkan Mexikos spuckt Asche
Behörden schlagen Alarm: Aktivster Vulkan Mexikos spuckt Asche
Telefonnummer als Antwort
Getroffene Hunde sollen ja bekanntlich bellen. Wenn das stimmt, dann hat eine Journalistin der "New York Times" (NYT) alles richtig gemacht. Denn die Frau, Natalie Kitroeff, schien den mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador mit ihren Vorwürfen ins Mark getroffen zu haben. Sie hatte ihn um einen Kommentar zu einem Enthüllungs-Artikel gebeten. Darin wurde behauptet, dass US-Strafverfolgungsbehörden seit Jahren Behauptungen untersuchten, Menschen aus Obradors Umfeld hätten sich mit Drogenkartellen getroffen und von ihnen Millionensummen erhalten.
Die Reaktion Obradors auf einer Pressekonferenz mündete sofort in einer Beschimpfung der Büroleiterin der "New York Times" für Mexiko, Mittelamerika und die Karibik. Mehr noch: Er machte ihre Telefonnummer öffentlich, anstatt mit der NYT über die amerikanische Untersuchung zu sprechen. "Dies ist eine beunruhigende und inakzeptable Taktik eines führenden Politikers in einer Zeit, in der Drohungen gegen Journalisten zunehmen", hieß es in einer Erklärung der Times.
Mexiko ist eines der tödlichsten Länder für Journalist:innen
"Dies kommt Doxxing gleich, ist nach mexikanischen Datenschutzgesetzen illegal und gefährdet Reporter", schrieb Jan-Albert Hootsen, der mexikanische Vertreter des Komitees zum Schutz von Journalist:innen, auf X. Und das kommt nicht von ungefähr. Immerhin gilt Mexiko als eines der tödlichsten Länder der Welt für Journalist:innen. Seit 2006 sollen mehr als 120 Pressevertreter:innen getötet worden sein.
Hat der Präsident gegen Gesetze verstoßen?
Jetzt schreitet in dieser Sache sogar das Nationale Institut für Transparenz zu Informationen und Schutz personenbezogener Daten (INAI) ein: Man wolle untersuchen, ob der Präsident gegen mexikanische Gesetze zum Schutz personenbezogener Daten verstoßen habe. INAI wurde geschaffen, um Regierungsoperationen transparenter zu machen und Machtmissbrauch einzudämmen.
Laut "Spiegel" war vor wenigen Wochen sogar öffentlich geworden, dass die mexikanische Regierung wohl die persönlichen Daten einiger Journalist:innen gespeichert haben soll. Pressefreiheitsaktivist:innen zeigten sich darüber äußerst besorgt.
- Verwendete Quellen:
- Spiegel: "Mexikos Präsident veröffentlicht Telefonnummer von unliebsamer Journalistin"