Böttcher AG trennt sich von Aufsichtsrat
Wegen AfD-Spende: Böttcher-Chef verlangt Millionen-Spende zurück
- Veröffentlicht: 30.01.2025
- 13:33 Uhr
- Claudia Scheele
Nach einer sehr hohen Spende an die AfD, wurde einem Aufsichtsrat des Unternehmens Böttcher AG in Jena nun sein Amt entzogen. Außerdem verlangt der Böttcher-Chef seine Millionenschenkung zurück.
Ein Aufsichtsrat eines Thüringer Unternehmens hat der AfD vergangene Woche 999.990 Euro gespendet - nun will der Chef der Firma Geld zurück, das er dem Mann nach eigenen Angaben geschenkt hatte. Er habe dem Spender Horst Jan Winter zwei Millionen Euro aus seinem Privatvermögen geschenkt, teilte Udo Böttcher, Chef der Böttcher AG in Jena, in einer Erklärung mit. Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" berichtet.
Böttcher weiter: "Die Schenkung habe ich in Höhe der an die AfD gezahlten Spende mit Schreiben vom heutigen Tag wegen groben Undanks widerrufen und Herrn Winter zur Rückzahlung der knapp 1 Mio. EUR aufgefordert." Sollte die Summe nicht binnen einer Woche eingehen, werde er Klage auf Rückzahlung erheben. Er sei über die Spende vorab nicht informiert gewesen.
Böttcher: "Kollegial und menschlich tief enttäuscht"
Winter wurde noch am Mittwoch als Aufsichtsrat der Böttcher AG abberufen, wie das Unternehmen mitteilte. Böttcher sei menschlich und kollegial tief enttäuscht, heißt es in der Erklärung. Er habe Winter zwar keine Vorgaben über die Verwendung des geschenkten Geldes gemacht. Winter habe aber ahnen können, dass er mit einer solchen Parteispende nicht einverstanden gewesen wäre.
Winter selbst erklärte in einem Statement, das sein Anwalt verbreitete, dass er die Spende nicht in seiner Funktion als Aufsichtsrat der Böttcher AG geleistet habe, "sondern als Mensch Horst Jan Winter". Er bedaure, Böttcher nicht darüber in Kenntnis gesetzt zu haben. Er distanziere sich von Extremismus und habe die AfD angewiesen, nichts von dem Geld an gesichert rechtsextrem eingestufte Landesverbände weiterzuleiten. Dabei nannte er die Verbände in Sachsen und Thüringen.
Medialer Wirbel im vergangenen Jahr: Wahlumfrage bei der Böttcher AG
Ob er die knapp eine Million Euro aus der Schenkung Böttchers oder aus eigenen Mitteln bestritt, ließ Winter offen. Auch auf die Frage nach einer möglichen Rückzahlung ging er in dem Statement nicht ein.
Der Händler für Bürobedarf hatte bereits im vergangenen Jahr für Wirbel gesorgt, weil er im Unternehmen eine Wahlumfrage durchführen ließ. Mit Blick auf Winter hieß es in dem aktuellen Statement: "Ihm musste auch aufgrund des medialen Wirbels, den die Böttcher AG letztes Jahr aufgrund einer Wahlumfrage im Unternehmen erlebte, klar sein, dass er auch in seiner Funktion als Aufsichtsrat der Böttcher AG dem Unternehmen schweren Schaden zufügt, wenn er an die AfD spendet, zumal in einer solch enormen Höhe."
Bislang keine Rückforderung bei der AfD
Von der AfD hieß es, es gebe bislang keine Rückforderungen. Winter sei deswegen nicht an ihn herangetreten, sagte AfD-Schatzmeister Carsten Hütter der Deutschen Presse-Agentur. Wäre das der Fall, müsste der Bundesvorstand über das weitere Vorgehen entscheiden. Persönlich sei er der Meinung: "gespendet ist gespendet". Hütter bestätigte grundsätzlich, dass besagte Spende von Horst Jan Winter gekommen sei. Er habe sich auch persönlich mit ihm getroffen und von der Personalie überzeugt.
Winter habe zu den Gründen für seine Spende erklärt, er sei "absolut begeistert von Alice Weidel" und habe die Bitte geäußert, mit dem Geld eine bundesweite Flyer-Aktion zu finanzieren, um die AfD-Kernbotschaften in Verbindung mit Weidel den Haushalten deutschlandweit zugänglich zu machen. Hütter wies Berichte zurück, wonach das Geld zunächst eingefroren worden sei und erklärte, bei jeder größeren Spende würde diese so lange beiseitegelegt, bis alle Umstände über Spender und Spendenweg gemäß der Gesetzmäßigkeit geklärt seien.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa