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Eiskalte Realität

Antarktis: Von der Kältekammer zum Heizkörper der Welt?

  • Aktualisiert: 16.08.2023
  • 16:12 Uhr
  • Stefan Kendzia
Die Antarktis wird von der Kältekammer der Welt immer mehr zur warmen Stube. Die Eisschmelze hat Folgen für den weltweiten Meeresspiegel.
Die Antarktis wird von der Kältekammer der Welt immer mehr zur warmen Stube. Die Eisschmelze hat Folgen für den weltweiten Meeresspiegel.---/Kyodo/dpa

Wissenschaftler:innen sind besorgt um die Antarktis. Bisher galt sie als die Kältekammer des Planeten. Nun könnte sie sich immer mehr aufheizen. Die "beispiellosen" Veränderungen sollen jetzt untersucht werden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler:innen sind in großer Sorge um die Antarktis.

  • Das Gebiet heizt sich mehr und mehr auf, immer öfter kommt es zu Extrem-Ereignissen wie dem Abbrechen von riesigen Eisbergen.

  • Die Ereignisse müssen untersucht werden - denn das, was in der Antarktis passiert, betrifft den gesamten Planeten.

Extreme Ereignisse sollen in der Antarktis deutlich zunehmen. Immer häufiger komme es vor, dass riesige Eisberge abbrechen. Erst im vergangenen Jahr löste sich laut ZDF ein riesiger Eisberg mit rund 1.200 Quadratkilometern Größe. Man bewege sich da annähernd in der Größe einer Millionenmetropole wie London. Forscher:innen hatten diesen Abbruch eindeutig mit dem Klimawandel und der einhergehenden Erderwärmung in Zusammenhang gebracht. Leider nehmen diese Vorfälle zu. Das Foreign, Commonwealth & Development Office in London beauftragte hierzu eine Gruppe von Wissenschaftler:innen, um diesen Zustand zu untersuchen.

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Kurz vor Kipppunkt? Forscher rätseln über Antarktis-Anomalie

Was in der Antarktis passiert, betrifft die ganze Welt

Jane Rumble, Leiterin der Polarregionen beim britischen Foreign, Commonwealth & Development Office sagte laut "Sky News": "Was in der Antarktis passiert, bleibt nicht in der Antarktis." Sie vermute, "es hat globale Konsequenzen und deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen, was die Antarktis durchmacht."

Mit dieser Meinung steht Rumble nicht alleine da: Professor Martin Siegert, Glaziologe an der Universität Exeter, sagte, man sei äußerst besorgt über "die zunehmende Intensität und Häufigkeit extremer Ereignisse und die dominosteinartigen Einflüsse, die sie in anderen Bereichen haben". Grundsätzlich habe er große Bedenken und rät dazu, wir sollten uns "zutiefst Sorgen um die Umwelt der Antarktis machen, wenn weiterhin fossile Brennstoffe verbrannt werden".

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Drei Extreme sorgen für extreme Sorgen

Insgesamt sollen den Wissenschaftler:innen drei verschiedene Extreme Sorgen bereiten:

1. Die Hitzewelle:
Im März 2022 soll es eine der extremsten Hitzewellen gegeben haben, die weltweit je registriert worden seien. Die Oberflächentemperaturen seien um 38,5 Grad Celsius mehr angestiegen, als erwartet - statt etwa -50 Grad erreichten sie lediglich -10 Grad Celsius. Die Hitzewelle sei "absolut enorm", so Siegert. Damit lag die Temperatur nicht nur weit über dem Durchschnitt, sondern war auch weitaus höher als frühere Rekorde.

2. Rückgang der Meereisdecke:
Die Meereisdecke nimmt seit 2016 rekordverdächtig ab. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre soll es drei Rekorde gegeben haben. In diesem Jahr, so Dr. Caroline Holmes, Polarklimaforscherin beim British Antarctic Survey, sei das Meereis dramatisch "weit zurückgegangen - und zwar weiter als das, was wir bisher erwartet hatten“. Problem: Wenn das Meereis, das auf der Meeresoberfläche schwimmt, schmilzt, reflektiert es keine Wärme und kein Licht mehr von der Sonne. Somit werde mehr von der dunklen Meeresoberfläche freigegeben werden, die dann Wärme absorbiere.

3. Zerfall des Schelfeises:
Schelfeise sind der Teil eines Gletschers oder einer Eisdecke, der ins Meer fließt und dort an der Oberfläche schwimmt. Vor vielen Jahren schon warnten Wissenschaftler:innen vor dem Zusammenbruch der Schelfeise Larsen A und Larsen B. Larsen A zerfiel bereits 1995, Larsen B 2002. Ein Drama, das Atmosphären- und Eistemperaturen in die Höhe treiben kann. Die Schmelze "betrifft Bevölkerungsgruppen, die rund um die Küste auf der ganzen Welt leben", durch Küstenüberschwemmungen, Erosion und Sturmfluten, so Dr. Anna Hogg, außerordentliche Professorin an der School of Earth and Environment der Universität Leeds.

Meeresspiegel könnte unglaublich ansteigen - mit schlimmen Folgen

Schmelzende Eisschilde in Grönland und der Antarktis haben den globalen Meeresspiegel seit den 1990er-Jahren bereits um 1,8 cm ansteigen lassen. Keine Überraschung, sondern Zahlen, die den Worst-Case-Szenarien der Wissenschaftler:innen zur Klimaerwärmung entsprechen. Wenn diese Geschwindigkeit anhält, werde erwartet, dass der Meeresspiegel um weitere 17 cm ansteigen könnte. Dies würde bis zum Ende des Jahrhunderts weitere 16 Millionen Menschen jährlichen Küstenüberschwemmungen aussetzen - mit noch ungeahnten Folgen.

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