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Lukaschenkos politische Gefangene

Von Belarus' bekanntester Oppositioneller fehlt jede Spur

  • Veröffentlicht: 16.10.2024
  • 17:10 Uhr
  • Christopher Schmitt
Maria Kolesnikowa sitzt seit vier Jahren in belarussischer Haft. (Archivbild)
Maria Kolesnikowa sitzt seit vier Jahren in belarussischer Haft. (Archivbild)© IMAGO/ITAR-TASS

Sie ist das prominenteste Gesicht der belarussischen Opposition: Freund:innen und Familie wird jeder Kontakt zur inhaftierten Maria Kolesnikowa verweigert – Angehörige bangen um ihr Leben.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Verwandte und Freund:innen sind über den Zustand der oppositionellen belarussischen Aktivistin Maria Kolesnikowa im Unklaren.

  • Ehemalige Mithäftlinge und Familienmitglieder berichten von schwerer Krankheit und menschenunwürdigen Haftbedingungen.

  • Kolesnikowa stand an der Spitze der Demonstrationen gegen Belarus' autoritären Präsidenten Lukaschenko nach den Wahlen 2020.

Inzwischen ist der letzte Kontakt zu ihrer Familie eineinhalb Jahre her: Maria Kolesnikowa ist die bekannteste Oppositionelle in Belarus, seit mittlerweile vier Jahren fristet sie ihr Dasein in der winzigen Zelle einer Strafkolonie. Und niemand weiß genau, wie es der Aktivistin geht.

Bei Freund:innen und Verwandten herrscht Verzweiflung, wie ntv berichtet. Frühere Mitgefangene erklären, dass Kolesnikowa mehrfach nach medizinischer Hilfe gefragt habe, nach Angaben des Vaters ist sie schwer krank.

Die Familie hat keine Chance, die 42-Jährige zu besuchen. Ihr Vater habe mehrfach den Versuch unternommen, seine Tochter zu besuchen. Er berichtet davon, dass die Wärter der Strafkolonie in der Nähe der Stadt Gomel ihn stets abgewiesen hätten.

Briefe werden vor ihren Augen zerrissen

Die Frau, die bis zu ihrer Entlassung im August direkt neben Kolesnikowa inhaftiert war, berichtet gegenüber ntv, dass die Oppositionelle im Mai oder Juni in ein Krankenhaus in Gomel gebracht worden sei. Allerdings sei über das Ergebnis der Behandlung nichts bekannt.

Er könne nur beten, dass seine Tochter noch am Leben sei, erklärte Vater Alexander Kolesnikow. Seine Bitten um ein Treffen oder einen Briefaustausch würden von den Behörd:innen ignoriert. Wie Kolesnikowas Schwester Tatjana Chomitsch, die nicht mehr in Belarus lebt, mit Verweis auf die Aussagen ehemaliger Mithäftlinge berichtet, würden Briefe an die Gefangene vor ihren Augen zerrissen.

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Schreckliche Haftbedingungen

Die Haftbedingungen sind laut der ehemaligen Mitgefangenen, als wäre in der Strafkolonie "das Kriegsrecht ausgerufen" worden. Es sei den anderen Gefangenen strikt verboten gewesen, mit Kolesnikow zu sprechen, selbst Blicke habe man nicht mit ihr austauschen dürfen. Aufgrund eines Geschwürs, das operativ entfernt werden musste, sei Kolesnikowa im November 2022 auf die Intensivstation gekommen. Die Aktivistin habe seit sechs Monaten nicht mehr nebenan mit den Wärter:innen gesprochen.

Kolesnikowas Schwester Tatjana Chomitsch sagte, dass Maria nach Angaben von ehemaligen Mitgefangenen zuletzt nur noch 45 Kilogramm gewogen habe. "Sie sind dabei, Maria allmählich umzubringen", so Chomitsch. Unter diesen Bedingungen könne niemand leben.

An der Spitze der Proteste 2020

Internationale Berühmtheit erlangte Maria Kolesnikowa, die ihr Geld vor ihrem politischen Engagement als professionelle Flötistin verdiente, nach den Protesten zur umstrittenen Wahl in Belarus 2020. Durch die massive Unterdrückung der Opposition sicherte sich der autoritär regierende Präsident Alexander Lukaschenko eine sechste Amtszeit. In Belarus protestierten daraufhin tausende Menschen auf den Straßen, Kolesnikowa ging auf den Demonstrationen oft voran.

Im September 2020 sollte sie abgeschoben werden, in die Ukraine. Die Aktivistin verweigerte jedoch die Ausreise und zerriss ihren Pass an der Grenze, daraufhin wurde sie erneut festgenommen. Ein Jahr später wurde Kolesnikowa zu elf Jahren Haft verurteilt. Begründet wurde das Urteil unter anderem mit angeblicher Verschwörung zur Übernahme der Macht im Land.

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:newstime

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Wjasna sitzen in Belarus 1.300 politische Gefangene im Gefängnis, mindestens sechs davon starben in der Haft. Wiederholt hat der UN-Menschenrechtsausschuss das Land aufgefordert "dringende Maßnahmen" zum Schutz der inhaftierten Aktivist:innen zu ergreifen. Das Europäische Parlament forderte von der Regierung im September die Freilassung aller politischen Gefangenen, die es laut einer Behauptung von Lukaschenko überhaupt nicht gibt.

  • Verwendete Quellen
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