Anzeige
Gesunkene Neuzulassungen

Steckt Tesla wegen Elon Musk in der Krise?

  • Veröffentlicht: 13.01.2025
  • 15:27 Uhr
  • Claudia Scheele

Die Abkühlung im Elektroauto-Geschäft haben alle Hersteller zu spüren bekommen. Doch bei Tesla scheint auch Elon Musk für den Absatzrückgang in Deutschland im vergangenen Jahr verantwortlich zu sein.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Tesla ist einer der Verlierer auf dem deutschen Elektrofahrzeuge-Markt.

  • Ein großes Problem scheint in Deutschland auch das Image von Firmenchef Elon Musk zu sein.

  • Expert:innen raten Tesla in Deutschland zu einer Abgrenzung vom engen Trump-Vertrauten.

Im schwächelnden deutschen Elektroautomarkt mussten vergangenes Jahr vor allem Tesla und Opel Federn lassen. VW, BMW und Mercedes konnten dagegen deutlich Marktanteile hinzugewinnen, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht, die die Deutsche Presse-Agentur ausgewertet hat. Einzelne Hersteller - darunter BMW und Skoda - konnten sich sogar dem Abwärtstrend entgegenstemmen und zulegen.

Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

Die Neuzulassungszahlen für rein batteriebetriebene Elektroautos (BEV) gingen in Deutschland 2024 um 27 Prozent auf knapp 381.000 zurück. Entscheidender Faktor war dabei wohl der Wegfall der staatlichen Kaufprämie.

Anzeige
Anzeige

Tesla hat kein Alleinstellungsmerkmal - Musks Image schadet daher

Vor allem in Deutschland hat sich Tech-MIlliardär Elon Musks Nähe zum designierten US-Präsidenten Donald Trump negativ ausgewirkt. Keine andere Marke hatte auf dem deutschen Absatzmarkt einen so hohen Verlust wie Tesla. Während Tesla 2022 noch die Spitzenposition auf dem deutschen Markt für Elektrofahrzeuge inne hatte, sind 2024 die Neuzulassungen um über 26.000 auf knapp 38.000 Fahrzeuge gesunken. Damit hatte Tesla lediglich noch 9,9 Prozent Marktanteil und fiel auf den dritten Platz zurück.

Elon Musk und Olaf Scholz bei Eröffnung der Tesla-Fabrik.
News

Bundestagswahl

Scholz zu Attacken von Musk: "Cool bleiben"

Bei der Eröffnung der Tesla-Fabrik bei Berlin standen Musk und Scholz noch einträchtig nebeneinander. Das Blatt hat sich mittlerweile komplett gedreht.

  • 04.01.2025
  • 00:02 Uhr

Bereits kurz nach der US-Wahl im November hatte sich diese Entwicklung bemerkbar gemacht. Martin Fassnacht, Professor für Strategie und Marketing an der Düsseldorfer Wirtschaftshochschule WHU, sieht bei Tesla auch ein Imageproblem. Der entscheidende Punkt sei, dass Tesla kein großes Alleinstellungsmerkmal mehr habe. "Früher war die Marke cool, das Smartphone auf vier Rädern." Inzwischen hätten die deutschen Hersteller aber aufgeholt und böten vernünftige Alternativen an.

"In Deutschland kommt noch hinzu, dass der hierzulande schlechte Ruf von Elon Musk der Marke schadet. Die Menschen wollen nicht mit ihm verknüpft werden", erläutert Fassnacht. Das schrecke potenzielle Kunden ab. Hier spielten sowohl das Engagement für Donald Trump als auch der Einstieg bei "X" eine Rolle. "Und wenn Musk in der Regierung Trump eine wichtige Rolle übernimmt, könne sich das sogar noch verstärken."

Außerdem appellierte Fassnacht an mögliche Marketing-Expert:innen, die für den deutschen Markt zuständig sind. "Falls denn ein Tesla-Marketingchef für Deutschland entsprechenden Entscheidungsspielraum hätte, müsste er auf die Aussage abzielen: Musk ist Musk. Tesla ist Tesla. Nur so könnte man eventuell etwas von der ursprünglichen Coolness der Marke retten", betonte er im Interview mit der "FAZ".

Anzeige
Anzeige

Negativer Musk-Effekt in Deutschland

Auch Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht einen negativen Musk-Effekt in Deutschland. Mit seiner Unterstützung für Trump habe sich der Milliardär hierzulande nicht unbedingt Freunde gemacht. Zudem seien die von Tesla angebotenen Modelle nicht mehr die neuesten und der Markt insgesamt unter Druck und Tesla sei bei Vermietern und Geschäftskunden zurückgefallen.

Die Marke habe bisher noch nicht besonders stark mit Rabatten reagiert - lediglich eine Aktion auf Lagerfahrzeuge des Model Y habe sich deutlich niedergeschlagen. "Ich denke Tesla muss und wird jetzt allerdings bald mit zusätzlichen Rabatten kommen - sonst verlieren sie den Markt", sagte Dudenhöffer.

Im Video: Brände in L.A. - Musk bietet Hilfe an

Aufkleber gegen Musk

Stefan Wegner, Geschäftsführer undPartner der Werbeagentur Scholz & Friends sagt gegenüber der "FAZ": "Es wird einige grüne Überzeugungsfahrer geben, die sich vor Elon Musks populistischer Verpuppung einen Tesla zugelegt haben, mit dem sie sich jetzt nicht mehr aus der Garage trauennach der 'Flug-Scham' kommt die 'Tesla-Scham'."

Auch andere Tesla-Besitzer:innen berichten von diesem Phänomen. Grafikdesigner Patrik Schneider erinnert sich im Interview mit dem "Spiegel", dass er anfangs als Tesla-Besitzer von Bekannten und auch Passaten auf dem Parkplatz als "Grünenwähler" oder "Weltretter" bezeichnet wurde. Zuletzt wurde er allerdings mit den Worten: "Ah, da kommt ein Trump-Unterstützer!" begrüßt. Seine Lösung bestand darin, eine Marktlücke in Deutschland zu erschließen. In seinem Online-Shop können nun Tesla-Fahrer:innen, die sich von dem Tech-Milliardär distanzieren wollen Aufkleber für ihre Heckklappe kaufen. Sprüche wie "I bought this before Elon went grazy" ("Ich habe das gekauft, bevor Elon verrückt geworden ist"), "FCK ELN" oder "Elon sucks" finden sich in seinem Fundus.

Anzeige
Anzeige

Die Gewinner auf dem Elektroauto-Markt

Um in Deutschland wieder erfolgreich zu werden, muss sich Tesla jedenfalls etwas ausdenken. Denn einige Marken konnten sich gegen den Abwärtstrend stemmen, unter anderem BMW. Die Münchner steigerten die BEV-Neuzulassungen um gut 1.600 auf mehr als 40.000. Das reichte, um Tesla Platz zwei abzunehmen und schraubte den Marktanteil um 4,1 Punkte auf 11,1 nach oben. BMW hat sich in Sachen Elektroautos zuletzt auch international besser entwickelt als seine deutschen Konkurrenten.

Skoda, Seat, Volvo oder Porsche konnten ihre Neuzulassungen und Marktanteile ebenfalls teils deutlich steigern. Den größten Zuwachs erreichte Volvo mit gut 5.000 BEVs, allerdings mit insgesamt weniger als 14.000 Autos auf niedrigem Niveau.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Alle :newstime-Sendungen finden Sie jederzeit kostenlos auf Joyn
:newstime vom 14. Januar 2025 |  08:25
Episode

:newstime vom 14. Januar 2025 | 08:25

  • 04:55 Min
  • Ab 12
Mehr News und Videos