Baustellen und Sanierungen
Sperrungen am Reschenpass und Brenner: Reiserouten nach Italien stark beeinträchtigt
- Aktualisiert: 07.08.2024
- 09:38 Uhr
- Stefan Kendzia
Auf den Transit- und Urlaubsrouten zwischen Südtirol und Bayern herrscht Sanierungs- und Verkehrs-Stau. Eine langwierige Baustelle auf der Reschenstraße steht an - gleichzeitig soll auf der Brennerautobahn die Luegbrücke erneuert werden.
Keine einfachen Zeiten, auf die Urlauber:innen und Lkw-Fahrer:innen da zurollen: Auf den Strecken der Reschenstraße als auch auf der Brennerautobahn ist mit massiven Einschränkungen und auch mit Totalsperrungen zu rechnen. Ein nervenaufreibender Zustand, der ein Machtspiel Österreichs mit Südtirol und Bayern vermuten lässt.
Im Video: Brückensanierung führt auf Brennerautobahn ab 2025 zu starken Engpässen
Baustellen könnten mehrwöchige Tages- und Vollsperrungen zur Folge haben
Erst der Verkehrshorror auf der Brennerautobahn. Dann die Ankündigung Tirols, dass die Reschenstraße saniert werden muss: "Aus dem steilen, felsigen und labilen Gelände oberhalb der Straße brechen immer wieder Gesteinsbrocken aus, die teils auch die vorhandenen Steinschlagschutznetze durchbrechen", wie das Land Tirol auf seiner Webseite angekündigt hat.
Eine Sanierungsmaßnahme ist daher mehr als einleuchtend, werde aber 2025 und 2026 mehrwöchige Tages- und Vollsperrungen zur Folge haben. Das große Problem: Die Baustellen Reschenstraße und Brennerautobahn würden sich dabei überschneiden. Die Ankündigung jedenfalls hat zu Protesten in Bayern und Südtirol geführt. Josef Negri, Direktor des Unternehmerverbandes Südtirol (UVS), sagte dem Portal "stol.it", dass die Doppelbelastung "katastrophal" sei.
In dieser kritischen Situation sollte Tirol das Nachtfahrverbot aufheben
"Was wir Warentransporteure jetzt sicher nicht brauchen können, sind weitere Sperren und Blockaden", zitiert "stol.it" Alexander Öhler, Obmann der Warentransporteure im Wirtschaftsverband lvh.
Dennoch sei der zeitliche Zusammenfall der vielen baustellenbedingten Störungen der Nord-Süd-Verbindungen "ärgerlich" und führe auf anderen Strecken zu einer weiteren Verkehrszunahme, erklärt der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt gegenüber der "Abendzeitung" (AZ).
Tirol solle das zum Anlass nehmen, "die Blockaden im alpenquerenden Verkehr, zum Beispiel das Nachtfahrverbot, aufzuheben" und damit einen freien klimagerechten Transit ermöglichen.
Generell stellt die kommende Verkehrssituation aber nicht nur für den Warentransport eine große Herausforderung dar, sondern auch für den Reiseverkehr von und nach Italien.
Österreich verstößt gegen europäische Verträge
Spielt das Bundesland Tirol etwa ein Machtspiel mit Südtirol und Bayern? In einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr kritisiert Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) die Verkehrsbehinderungen in Tirol scharf. "Österreich verstößt gegen europäische Verträge! Die einseitigen Verkehrsbeschränkungen für den Güterverkehr, die Blockabfertigung, das Nachtfahrverbot – all das hat in der Europäischen Union keinen Platz und muss ein Ende haben." Denn die Einschränkungen am Reschenpass parallel zu denen auf der Luegbrücke würden "ein weiteres Hindernis für den Verkehr über die Alpen" darstellen.
Auch aus diesem Grund hat Italien eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Österreich eingereicht. Bernreiter attestiert der Klage gute Erfolgsaussichten. Zumal die EU-Kommission Österreich schon vorab für die Behinderung des Güterverkehrs gerügt hatte, in dem die Alpenrepublik auf Nachtfahrverbot und Blockabfertigung von Lkw setze.
"Österreich wäre nun gut beraten, endlich einzulenken", so Bernreiter. Immerhin: Derzeit soll Tirol einen Test unternehmen, ob die Brennerautobahn nicht doch zweispurig befahren werden kann, um den Verkehrskollaps zumindest etwas abzumildern.
- Verwendete Quellen:
- AZ: "Sperrungen auf zwei Transit- und Urlaubsrouten: Großer Ärger in Südtirol"
- Stol.it: "Luegbrücke doch zweispurig – der Plan gegen den Kollaps"
- Bayerisches Staatsministerium: "EU-Kommission kritisiert Österreich für Blockabfertigung und Fahrverbote"
- Land Tirol: "B 180 Reschenstraße: Baubeginn Kanzelgalerie im September"