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Nach Erhöhung des Flaschenpfands

Sieben Euro für einen Kasten Bier: Pfandtourismus nach Österreich boomt

  • Aktualisiert: 18.02.2025
  • 12:03 Uhr
  • Michael Reimers
Ein Kasten mit leeren Bierflaschen bringt in Österreich seit Kurzem mehr als doppelt so viel Pfand wie in Deutschland.
Ein Kasten mit leeren Bierflaschen bringt in Österreich seit Kurzem mehr als doppelt so viel Pfand wie in Deutschland.© picture alliance / Amelie Geiger/dpa

Seit Anfang Februar kostet eine Bierflasche in Österreich 20 Cent Pfand. Im Vergleich zu Deutschland mit 9 Cent pro Flasche lohnt sich für grenznah wohnende Bundesbürger:innen die Rückgabe des Leerguts im Nachbarland.

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Die deutschen Brauereien und der Einzelhandel an der Grenze zu Österreich sind entsetzt: Sie leiden verstärkt unter Pfand-Tourismus. Hintergrund ist die Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands im Nachbarland seit Februar auf 20 Cent für Bierflaschen. Zusammen mit ebenfalls höherem Kastenpfand bringt ein in Deutschland mit 3,10 Euro Pfand erworbener Kasten in Österreich eine Pfanderstattung von 7 Euro: 4,00 Euro für den Kasten und 3,00 Euro für 20 Flaschen. Diesen Preisunterschied machen sich grenznah wohnende Bundesbürger:innen offenbar zunehmend zunutze.

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"In den ersten Tagen war die Tendenz katastrophal", sagt Christian Thiel von der Brauerei Schönramer in Petting, die nahe Salzburg, 13 Kilometer entfernt von der österreichischen Grenze liegt. "Da versuchen Leute, sich zu bereichern, auf Kosten der Brauerei und des Handels. Ich kenne einen Fall, da ist jemand mit einem Anhänger mit 50 Kästen bei einem kleinen Getränkemarkt vorgefahren. Der hat das aber nicht angenommen."

Der Verband der Brauereien Österreichs bestätigt, dass Händler nur haushaltsübliche Mengen an Leergut zurücknehmen müssten und nur Kästen, die sie selbst im Sortiment hätten. Zahlen zu einem möglichen Pfandtourismus lägen nicht vor, sagt Verbandssprecher Florian Berger. "Es gibt aber grenznahe Handelspartner, die berichten, dass nun ein bisschen mehr los sei als sonst."

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Deutsche Brauereien scheuen Pfanderhöhung

"Grundsätzlich bräuchten gerade wir kleine und mittelständische Brauereien auch in Deutschland eine Pfanderhöhung", fordert Thiel. Der Deutsche Brauer-Bund sehe hier im Moment aber wenig Chancen. Zwar heiße es von dort, man könne die Erhöhung in Österreich nachvollziehen und beobachte sie genau. Jedoch habe man das Thema bereits vor Längerem geprüft und festgestellt, dass eine Erhöhung "nur sehr schwer umzusetzen" wäre.

Die deutschen Brauereien scheuen die Umstellung insbesondere aus drei Gründen: 1. Eine Erhöhung könnte Kund:innen verschrecken. 2. Die Kosten von geschätzt mehreren hundert Millionen Euro für die Umstellung und 3. mögliche Leergut-Engpässe, wenn Kund:innen vor einer Umstellung Pfand horten, um es später für mehr Geld zurückgeben zu können. Schon jetzt kosten Flaschen und Kästen in der Beschaffung sehr viel mehr als das für sie veranschlagte Pfand. "Deutschland ist ein extrem schwieriger Markt auch wegen des Mehrwegsystems", sagt der fränkische Brauer David Hertl bei "Hopfenleben.de" und erklärt: 10 Euro netto koste ihn eine Bierkiste samt Flaschen.

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"Wir gehen davon aus, dass das höhere Pfand dafür sorgen wird, dass sich die Rückgabeintervalle verkürzen", betont hingegen Florian Berger, Geschäftsführer des österreichischen Brauereiverbands, im Interview mit der Webportal "Pro Earth". Das wiederum bringe die dringend benötigten Flaschen in den Kreislauf zurück. "Wir erwarten auch, dass dadurch weniger Neuglas benötigt wird, weil wir die Flaschen vermehrt wieder zurückbekommen", so Verbandsvorsitzender Karl Schwarz bei "Hopfenhelden.de". Das spare reichlich Ressourcen in der sehr energieintensiven Produktion von Glasflaschen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Hopfenhelden.de: "Mehr Pfand auf Bierflaschen"
  • Pro Earth: "Pfand auf Mehrweg-Glasflaschen wird nach 40 Jahren erhöht"
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:newstime vom 20. Februar 2025 | 19:55
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