Ukraine-Krieg
Sabotage im Verborgenen: Russlands geheime Strategie gegen den Westen
- Veröffentlicht: 18.12.2024
- 16:30 Uhr
- Max Strumberger
Sabotage ist seit jeher ein Mittel, das in geopolitischen Konflikten eingesetzt wird, um den Gegner zu schwächen und dessen Ressourcen zu binden. In der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine spielt Sabotage eine bedeutende Rolle in der Strategie des Kremls - auch im Westen.
Das Wichtigste in Kürze:
Am 31. Januar 2024 schlug die polnische Polizei am Busbahnhof von Breslau zu und nahm Serhij S. fest.
Er ist ein ukrainischer Flüchtling, der in Deutschland lebt. Der Vorwurf: Er soll im Auftrag Russlands eine Sabotageaktion geplant haben.
Die Ermittlungen in dem Fall decken jetzt auf, wie Russland versucht, Handlanger im Westen zu rekrutieren.
Sabotage ist seit jeher ein Mittel, das in geopolitischen Konflikten eingesetzt wird, um den Gegner zu schwächen und dessen Ressourcen zu binden. In der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine spielt Sabotage eine bedeutende Rolle in der Strategie des Kremls - auch im Westen. Im Januar wurde in Polen ein Mann festgenommen, dessen Fall zeigt, wie subversiv Kreml-Chef Wladimir Putin versucht, die Unterstützer der Ukraine zu unterminieren - im konkreten Fall durch Sabotage.
Der Mann, ein ukrainischer Flüchtling, der in Deutschland lebt, wurde beschuldigt, Sabotageaktionen im Auftrag Russlands geplant zu haben. Am 31. Januar 2024 schlug die polnische Polizei am Busbahnhof von Breslau zu und nahm Serhij S. fest. Der Ukrainer soll einen Brandanschlag auf eine Farbenfabrik in Breslau vorbereitet haben. Die polnische Justiz wirft ihm vor, von einem russischen Nachrichtendienst angeworben worden zu sein. Dank der schnellen Reaktion der Behörden konnte der Anschlag verhindert werden, doch Serhij S. sitzt seitdem in Untersuchungshaft und sieht einer möglichen mehrjährigen Haftstrafe entgegen.
Rekrutierung über Telegram
Die Ermittlungen gegen Serhij S. offenbaren ein weitreichendes Netzwerk, das von Deutschland über Polen bis ins Baltikum reicht. Besonders brisant ist die Rolle von Telegram-Kanälen, auf denen gezielt Saboteure angeworben werden, um die Unterstützung Europas für die Ukraine zu untergraben. Serhij S. und seine Familie flohen 2023 vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland. In Neustadt in Hessen, wo sie Zuflucht fanden, wurde Serhij über einen Telegram-Kanal namens "Lucky Strike" kontaktiert. Diese Netzwerke sollen darauf abzielen, Europa und die Unterstützer der Ukraine zu destabilisieren.
Die Taktik der "Wegwerf-Agenten"
Aljona F., die Ehefrau von Serhij S., berichtet, dass ihr Mann nie die Absicht hatte, den Anschlag tatsächlich auszuführen. Stattdessen habe er geplant, seine Auftraggeber mit gestellten Fotos zu täuschen. Aljona F. half ihm, indem sie in Neustadt Fotos von verbranntem Holz machte, die Serhij S. dann an seine Anwerber weiterleitete, um vorzutäuschen, dass er die Tat begangen habe.
Der Fall von Serhij S. verdeutlicht die neue Taktik der sogenannten "Wegwerf-Agenten", die über das Internet für geringe Geldsummen rekrutiert werden. Sönke Marahrens, ein ehemaliger Direktor am Europäischen Kompetenzzentrum für die Bekämpfung Hybrider Bedrohungen, erklärt gegenüber dem ZDF, dass diese Methode Sabotage-Kampagnen einfacher und kostengünstiger macht. Früher war die Anwerbung und Führung von Agenten ein langwieriger Prozess, heute genügt eine Webseite.
Die Festnahme von Serhij S. ist ein Beispiel für die hybride Kriegsführung, die Russland gegen den Westen anwendet. Durch den Einsatz von "Wegwerf-Agenten" und digitalen Plattformen wird die Hemmschwelle für Sabotageakte gesenkt, was eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit Europas darstellt. Die westlichen Staaten müssen wachsam bleiben und ihre Abwehrmechanismen gegen solche verdeckten Operationen stärken, um ihre Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa