Anzeige
Todesumstände weiterhin unklar

Russland verwehrt Nawalnys Mutter Zugang zu ihrem Sohn

  • Veröffentlicht: 19.02.2024
  • 14:14 Uhr
  • Michael Reimers
18.02.2024: Mitglieder der Protestgruppe Pussy Riot vor der russischen Botschaft in Berlin
18.02.2024: Mitglieder der Protestgruppe Pussy Riot vor der russischen Botschaft in Berlin © Uncredited/Pussy Riot/Nadya Tolokonnikova/AP/dpa

Nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in einem russischen Straflager hält Moskau die Angehörigen weiter hin. Weder seine Mutter noch Anwälte dürfen den Leichnam des 47-Jährigen sehen.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Vier Tage nach dem Tod des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny gibt die russische Regierung dessen Leiche noch immer nicht frei.

  • Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, teilte der Kreml am Montag (19. Februar) mit.

  • Nawalny galt als schärfster Widersacher Wladimir Putins und starb am Freitag in einer Strafkolonie am Polarkreis.

Hinhalte-Taktik und Verschleierung der Umstände, die zum Tod von Alexej Nawalny führten, werfen seine Anwälte und Angehörigen der russischen Regierung vor und fordern die Herausgabe des Leichnams. Ihnen werde bislang der Zugang zur Leiche Nawalnys verwehrt, berichtete der "Spiegel" am Montag (19. Februar). Wie Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf X mitteilte, ist weder ihr noch Nawalnys Anwälten erlaubt worden, die Leichenhalle des Gefängnisses zu betreten.

Ein Anwalt sei von Beamten regelrecht fortgestoßen worden, so Jarmysch. Die Frage, wo Nawalnys Leiche sei, hätten die Beamten nicht beantwortet. Das Ermittlungskomitee habe der Mutter und den Anwält:innen inzwischen mitgeteilt, dass die Überprüfung von Nawalnys Tod verlängert wurde. Allerdings sei nicht bekannt, wie lange die Ermittlungen andauern werden. Die Todesursache sei immer noch "nicht festgestellt" worden.

Im Video: Nawalnys Tod - "Das war eine Botschaft für die Konferenz in München"

Nawalnys Tod: "Das war eine Botschaft für die Konferenz in München"

Kreml: "Wir befassen uns nicht mit dieser Angelegenheit"

"Bisher wurden die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht veröffentlicht und sind entsprechend auch nicht bekannt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Was mit der Leiche passiere, liege nicht in der Kompetenz des Kreml, so Peskow weiter. "Nein, das ist keine Frage, die uns betrifft. Wir befassen uns nicht mit dieser Angelegenheit. Das gehört nicht zu den Aufgaben der Präsidentenadministration." Bisher gibt es noch keine offiziellen Angaben dazu, wo Nawalnys Leiche aufbewahrt wird. Die Kompetenzen des Kreml gelten jedoch als unbegrenzt.

Im Video: Tod von Kremlkritiker Alexei Nawalny: Hunderte Festnahmen bei Gedenken

Tod von Kremlkritiker Alexei Nawalny: Hunderte Festnahmen bei Gedenken

Anzeige
Anzeige
:newstime

Putins Anhänger sollen Tod Nawalnys gefeiert haben

Nach Informationen von Interfax antwortete Peskow nicht auf die Frage, wie Putin auf den Tod seines schärfsten Gegners reagiert habe. Der Kreml-Chef wird sowohl von Nawalnys Team als auch von westlichen Regierungen verantwortlich gemacht für Nawalnys Tod, hat sich aber zu dem Fall bisher nicht öffentlich geäußert. Peskow wies die Schuldzuweisungen aus dem Westen Richtung Putin zurück. Es handele sich um "offen dreiste Äußerungen", die absolut unpassend seien für staatliche Vertreter:innen. Auch russische Menschenrechtler:innen hatten Putin Mord vorgeworfen.

Medienberichten zufolge soll am Wochenende in Moskau ein Konzert stattgefunden haben, bei dem Putins Anhänger den Tod Nawalnys feierten. Ein Video der grölenden Menge hatte in Russland breites Entsetzen hervorgerufen.

Den Behördenangaben nach war Nawalny am Freitag (16. Februar) in dem Straflager mit dem inoffiziellen Namen Polarwolf gestorben. Der körperlich geschwächte Nawalny, der immer wieder viele Tage in Einzelhaft verbringen musste, brach demnach bei einem Hofgang in dem Lager nördlich des Polarkreises bei eisigen Temperaturen zusammen. Wiederbelebungsversuche verliefen nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
imago images 0779058694
News

Experte sieht diesen Ausweg aus dem Scholz-Dilemma

  • 21.11.2024
  • 15:13 Uhr