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Geheimnisvolle Zeit zwischen den Jahren

Rauhnächte: Was es mit den mystischen Bräuchen auf sich hat

  • Aktualisiert: 27.12.2024
  • 15:40 Uhr
  • Stefan Kendzia
Furchterregende Gesellen treiben im Bayerischen Wald ihr Unwesen während der Rauhnächte.
Furchterregende Gesellen treiben im Bayerischen Wald ihr Unwesen während der Rauhnächte.© Armin Weigel/dpa

Zu den Rauhnächten zwischen den Jahren gibt es viele Bräuche und Rituale. Manche von ihnen sind heute noch lebendig.

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Inhalt

Wilde und gehörnte Gestalten ziehen in den Nächten lärmend durch Straßen. Beschienen werden sie von Fackeln und Feuerschein. In den Stuben üben sich die Bewohner:innen in der Kunst des Weissagens. Gegen böse Geister räuchern sie ihre Häuser aus.

Was im ersten Moment nach einem düsteren Fantasy-Roman klingt, ist vielerorts Realität - zumindest in den Rauhnächten. So werden die Nächte zwischen dem Heiligen Abend (24. Dezember) und dem Dreikönigstag (6. Januar) genannt. Einige der teils gruselig anmutenden Bräuche werden bis heute vollzogen.

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Was versteht man unter dem Begriff "Rauhnächte"?

Die Rauhnächte sind zwölf Nächte, die als Zeit des Orakelns, Manifestierens, der Besinnung, aber auch der Reinigung und Vorbereitung auf das neue Jahr gelten. Sie dauern vom 24. Dezember bis 6. Januar und sind die Zeit, in der Häuser und Wohnungen ausgeräuchert werden.

So sollen Altlasten und böse Geister vertrieben und Platz für positive Energie geschaffen werden. Ein beliebtes Ritual während dieser Tage ist das Aufschreiben von einem Wunsch pro Nacht - nur den dreizehnten Wunsch behält man ganz allein für sich.

Die zwölf ersten Wünsche verbrennt man, um sie sozusagen freizugeben und so ins Universum zu schicken. Mit der Konzentration auf diese Wünsche "manifestiert" man diese und hofft, dass sich alle erfüllen mögen.

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Woher stammen die Rauhnächte?

Warum gerade die Nächte zwischen den Jahren zur Zeit dieser und vieler bereits vergessener Bräuche wurde, erklärt Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.

"Es liegt an der Diskrepanz zwischen dem Mond- und dem Sonnenkalender", sagt der Experte des Fachbereichs Brauch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dadurch ergebe sich eine Übergangszeit, eine Art Zwischenraum, der Menschen nicht ganz geheuer gewesen sei.

"Und Bräuche bieten in einer Umbruchszeit Sicherheit", erklärt Ritter. Das galt gerade in jenen Zeiten, als viele Menschen von dem lebten, was die Natur ihnen geben konnte, und damit von ihr abhängig waren.

"Heute hingegen ist der Hintergrund oft ein anderer", sagt Ritter. Angst vor Unheil spiele viel weniger eine Rolle als Traditionsbewusstsein. Auch das Bedürfnis, sich in einer säkularisierten Welt kulturell zu verorten, sei ein Antrieb der Bräuche zwischen den Jahren. "Früher hat das die Kirche geboten", sagt Ritter.

Räuchern und Geister vertreiben

Das Räuchern der Häuser in den Rauhnächten hat sich mancherorts bis heute gehalten. Es sei in Schwaben seit dem 17. Jahrhundert belegt und gerade in den Vornächten zu Heiligen Nacht, in der Silvesternacht und in der Heilig-Drei-König-Nacht verbreitet. Weihrauch auf einem Kohlebett oder geweihte Kräuterboschen - also Bündel - sollen so bis heute den Segen ins Haus bringen.

Die furchteinflößenden Perchten, die zwischen den Jahren im Alpenraum und im Bayerischen Wald nachts umherziehen, sind ebenfalls nach wie vor angesagt. Bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen ziehen die gruseligen Gestalten bei Umzügen viele Besucher:innen an. Sie sollen böse Geister und Unheil vertreiben.

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Wettervorhersage per Zwiebel

Auch andere Bräuche haben sich gehalten, so zum Beispiel das Vorhersagen des Wetters mithilfe einer Zwiebel, wie Christoph Lang, Heimatpfleger beim Bezirk Schwaben in Augsburg, erklärt.

Menschen halbieren dafür eine Zwiebel und heben aus jeder Hälfte fünf Schichten heraus. "So entstehen zwölf Teile, die für je einen Monat des kommenden Jahres stehen. Sie werden mit Salz betreut", beschreibt Lang. Je nasser sie nach einiger Wartezeit sind, desto nasser der entsprechende Monat, so der Volksglaube. "Der Brauch wird seit dem 19. Jahrhundert in ganz Schwaben und mehrfach erwähnt", sagt Lang.

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Verbote während der Rauhnächte

Während der Rauhnächte ist nicht alles erlaubt, was den Alltag sonst ausmacht. Das Wäschewaschen zum Beispiel ist ebenso verboten wie das Aufhängen der Wäsche.

Die Erklärung hierzu ist äußerst mystisch. Denn früher glaubte man, dass vor dem Haus aufgehängte Wäsche einen Platz für Dämonen und Geister bieten würde, wo sie sich verstecken oder sogar daran festhalten könnten. So würde es ihnen leicht gemacht, in die Häuser zu gelangen.

Von Region zu Region unterschiedlich

Im Ganzen betrachtet seien die Rauhnächte oder Lostage, wie sie laut Lang in alten Dokumenten heißen, schwer zu greifen. "Über kaum ein Thema wissen wir so wenig, weil oft Quellen fehlen", sagt Ritter.

Außerdem seien die Bräuche regional sehr unterschiedlich. Ein Beispiel: Wann und wie Wäsche aufgehängt werden darf, ist im bayerischen Volksglauben nicht überall gleich. Selbst der Zeitpunkt der Rauhnächte ist strittig: Mancherorts beginnen sie früher und enden schon in der Silvesternacht.

Eines aber scheint sicher. "Die Bräuche rund um die zwölf Nächte sind nicht auszumerzen. Das hat man schon im 18. Jahrhundert versucht", sagt Ritter. "Sie wirken wohl den Urängsten der Menschen entgegen."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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