Ukraine-Krieg
Putins Personalproblem: Verletzte russische Soldaten müssen zurück an die Front
- Aktualisiert: 13.01.2023
- 16:58 Uhr
- Lena Glöckner
Schwer verletzte russische Soldaten werden mehreren Angaben zufolge wieder zurück an die Front geschickt. Das Komitee der Soldatenmütter spricht von einer "inakzeptablen Anzahl solcher Fälle".
In Russland werden offenbar schwer verletzte Soldaten ohne die Genehmigung der Militärmediziner in die Kampfgebiete zurückgeschickt. Das berichtet die unabhängige Nachrichtenagentur Agentstvo unter Berufung auf Walentina Melnikowa, Exekutivsekretärin des Komitees der Soldatenmütter. Ihr zufolge hätten Putins Kommandeure seit Beginn des Krieges häufig Soldaten an die Front zurückgeschickt, ohne die Ärzte-Kommission davor zu fragen, ob diese diensttauglich sind. Es gebe "eine inakzeptable Anzahl solcher Fälle", so Melnikova.
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Wie das russische unabhängige Portal "Meduza" unter Berufung auf die Soldatenmütter berichtet, wurden zwei Soldaten mit schweren Lungenverletzungen nach zweimonatiger Behandlung zurück in ein Kampfgebiet geschickt. Mehrere Soldaten, die Schrapnell-Wunden, also eine Art Splitterwunden, an den Extremitäten erlitten hatten, seien ohne Entfernung der Schrapnelle zurückgeschickt worden.
Kreml erklärt "jeden" für diensttauglich
Ebenso habe der Kreml Soldaten mit Geschwüren und solche, die vor dem Krieg einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten, nach der Behandlung wieder in die Ukraine geschickt. Melnikova erzählt zudem von einem Richtlinien-Dokument für medizinische Untersuchungen, nach dem "jeder" diensttauglich sei.
Auch Krankenhauspersonal aus Moskau und Donezk soll sich bereits über die Entsendung verwundeter Soldaten an die Front beschwert haben. "Wir haben von einer Situation erfahren, in der Kämpfer, die eine hochmoderne medizinische Versorgung mit Empfehlungen zur Rehabilitation und Nachsorge erhalten hatten, direkt an die Front geschickt wurden, anstatt sich zu rehabilitieren", erklärte die Ärztin Olga Demitschewa Anfang dieser Woche gegenüber RIA Novosti.
Wladimir Putin hat ein Personalproblem - und das nicht erst seit gestern. Bei seiner Teilmobilmachung im Herbst trommelte er etwa 300.000 Soldaten zusammen. Beobachtern zufolge steht er kurz vor einer zweiten Mobilmachung. Diesmal seien sogar etwa 500.000 Reservisten betroffen.
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