Rasanter Wertverfall
Preise für Wohnimmobilien in Deutschland fallen so stark wie lange nicht
- Veröffentlicht: 22.03.2024
- 13:10 Uhr
- Michael Reimers
Nachdem die Immobilienpreise jahrelang stark gestiegen waren, sind sie im Jahr 2023 rapide gesunken. Doch der Tiefpunkt könnte erreicht sein.
Das Wichtigste in Kürze
Der Preisverfall von Wohnimmobilien in Deutschland war 2023 so stark wie zuletzt im Jahr 2000.
Wohngebäude und Eigentumswohnungen waren 2023 um 8,4 Prozent günstiger als im Vorjahr.
Von 2010 bis 2022 waren die Immobilienpreise in Deutschland ständig gestiegen.
Die Preise für Häuser und Wohnungen sind 2023 so stark gefallen wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag (22. März) mitteilte, verbilligten sich Wohnimmobilien in Deutschland im Schnitt um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2022. "Das war der stärkste Rückgang im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 und der erste Rückgang seit dem Jahr 2007."
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Die Boomzeiten des Immobilienmarkts sind vorbei
Der Wertverfall hat sich auch zum Jahresende fortgesetzt: So gingen die Preise nach Angaben der Wiesbadener Statistiker:innen im vierten Quartal 2023 um 7,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum zurück und um zwei Prozent zum dritten Quartal 2023. Im Jahresvergleich gingen demnach die Preise für Bestandsimmobilien mit 7,8 Prozent wesentlich stärker zurück als die für Neubauten, die um 3,2 Prozent günstiger wurden.
Der Preisrückgang betrifft Stadt und Land dem Statistischen Bundesamt zufolge gleichermaßen. Besonders groß sei das Minus in städtischen Kreisen, dort brachten Ein- und Zweifamilienhäuser im vierten Quartal elf Prozent weniger als noch im Vorjahresquartal. Binnen Jahresfrist sogar um durchschnittlich 9,1 Prozent brachen in den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf die Preise für Wohnhäuser ein, für Eigentumswohnungen wurden 5,8 Prozent Verlust registriert.
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Immobilienpreise: Abwärtstrend seit Mitte 2022
Seit Mitte 2022, dem Höhepunkt des jahrelangen Booms, geht es den Statistiker:innen zufolge am Immobilienmarkt abwärts. Demnach hatte sich der sogenannte Baupreisindex für Wohngebäude im Zeitraum 2010 bis 2022 um 64 Prozent erhöht, der Häuserpreisindex verteuerte die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen im selben Zeitraum sogar um rund 94 Prozent. Den Preisindex für selbst genutztes Wohneigentum weist das Bundesamt im Zeitraum 2010 bis 2022 mit 68 Prozent aus.
Nach Einschätzung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) gab es bei Wohnimmobilien in Deutschland 2023 den stärksten Preisrückgang seit rund 60 Jahren. Als Hauptgrund gelten die kräftig gestiegenen Zinsen, die Kredite stark verteuert haben. Viele Menschen können sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten und für Großanleger rechnen sich Investments nicht mehr. Während die Nachfrage nach Wohnraum gerade in Städten hoch bleibt, steckt der Neubau wegen des Zinsanstiegs und teurer Materialien in der Krise.
Ende der Immobilienkrise in Sicht?
Die Banken erwarten, dass die Europäische Zentralbank wegen der gesunkenen Inflation im Juni die Leitzinsen senkt. Bereits im Vorfeld der Zinswende fielen die Bauzinsen schon deutlich. Für zehnjährige Kredite waren laut FMH-Finanzberatung aktuell knapp 3,5 Prozent pro Jahr fällig, Ende Oktober waren es noch über vier Prozent. Damit sind Immobilienfinanzierungen momentan wieder günstiger.
Die Landesbank Helaba hält eine Stabilisierung der Wohnimmobilienpreise 2024 für wahrscheinlich. Auch der DZ Bank zufolge ist der Scheitelpunkt bei den Zinsen überschritten. Sie rechnet damit, dass sich die Korrektur am Immobilienmarkt verlangsamt und die Preise im Jahresschnitt nur noch leicht fallen. Seit Jahresbeginn 2024 ist die Zahl der Zusagen von Banken für Immobilienkredite an Privatkund:innen wieder etwas gestiegen. Nach Daten der Bundesbank wurden im Januar Wohnbaukredite in Höhe von knapp 14,7 Milliarden Euro vergeben, der höchste Wert seit März 2023.
Der Verband der Pfandbriefbanken, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland vertritt, warnte zuletzt vor zu viel Euphorie. "Eine Trendwende bei den Immobilienpreisen, über die bereits des Öfteren in der Öffentlichkeit spekuliert wird, ist noch nicht absehbar", sagte Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. "Auch 2024 wird vorerst schwierig bleiben."
- Verwendete Quellen:
- Statistisches Bundesamt: "Bau- und Immobilienpreisindex"
- Nachrichtenagentur dpa