Armenien-Resolution
Özdemir berichtet von Aggression türkischer Nationalisten
- Veröffentlicht: 05.12.2024
- 12:09 Uhr
- dpa
Der Grünen-Politiker sagt, es gebe ein Leben "davor und danach": Bei der Armenien-Resolution 2016 zählte Cem Özdemir zu den Initiatoren. Für türkische Nationalisten wurde er zu einem Feindbild.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sieht sich seit 2016 massiven Bedrohungen durch türkische Nationalist:innen ausgesetzt. Auslöser sei sein Einsatz für die Armenien-Resolution des Bundestages 2016 gewesen, in der das Massaker an den Armenier:innen im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs als "Völkermord" bezeichnet wird, sagte Özdemir im Podcast "Meine schwerste Entscheidung" der Funke Mediengruppe. Die Resolution habe sein "Leben in ein Davor und ein Danach verändert".
Ihm sei bewusst gewesen, dass dies einschneidende Konsequenzen haben werde - "bis eben zu der Frage, dass ich da lange Zeit eben bestimmte Teile der Gegend in Kreuzberg, in der ich wohne, meiden musste, eben nicht alleine einkaufen gehen konnte, im Taxi bedrängt wurde von Taxifahrern, die türkische Nationalisten sind". Türkische Nationalist:innen hätten Filme ausgestrahlt, in denen auch seine damalige Frau und seine Kinder erwähnt wurden, sagte Özdemir.
Özdemir ging nicht zur Beerdigung in der Türkei
Bei seiner Familie in der Türkei sei er seit 2016 nicht mehr gewesen. "Ich konnte zum Beispiel zur Beerdigung meines Onkels nicht gehen, wäre ich natürlich sehr gern hingegangen, aber das Risiko in einem solchen Staat, wo man halt immer damit rechnen muss, dass die gleichgeschaltete Presse dann mobilisiert wird und es dann heißt, ach guck mal, das ist die Verwandtschaft von diesem Verräter, das wollte ich einfach vermeiden."
Im Juni 2016 hatte der Bundestag beschlossen, die Gräuel an den Armenier:innen im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als "Völkermord" einzustufen. Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs reagierte empört, Ankara zog zeitweise den Botschafter aus Berlin ab. Mit der Erklärung, die Resolution sei nicht rechtsverbindlich, entschärfte die Bundesregierung den Streit später.