UEFA EURO 2024
Nach Wolfsgruß-Debatte: Erdogan kommt zu türkischem EM-Spiel nach Berlin
- Aktualisiert: 04.07.2024
- 14:18 Uhr
- dpa
Die türkischen Fußballer werden am Wochenende um den Einzug ins EM-Halbfinale kämpfen. Rückendeckung sollen sie von Präsident Erdogan bekommen.
Nach der scharfen Kritik am Torjubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral bei der EM will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kurzfristig nach Berlin reisen, um sich das Viertelfinalspiel Türkei gegen die Niederlande im Stadion anzuschauen.
Erdogan sagte dafür seine geplante Reise nach Aserbaidschan ab, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr. In türkischen Medien hieß es, Grund sei die Debatte um den sogenannten Wolfsgruß, den Demiral mit seinem Torjubel ausgelöst hatte. Erdogan wolle der türkischen Mannschaft den Rücken stärken.
Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Tor in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß gezeigt, der auch einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet wird. Unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kritisierte dies scharf. Daraufhin hatte die Türkei am Mittwoch den deutschen Botschafter einbestellt.
Berlin bestellt türkischen Botschafter ein
Das Auswärtige Amt reagierte nach der Einbestellung des deutschen Botschafters in der Türkei mit der gleichen Maßnahme. "Wir haben den Vorfall heute mit dem türkischen Botschafter in Berlin thematisiert", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Die Einbestellung des türkischen Botschafters hat heute Vormittag stattgefunden." Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel.
Im Video: Türkei holt deutschen Botschafter
Was ist der Wolfsgruß?
Der 26 Jahre alte Demiral hatte mit beiden Händen das Zeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt. Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen Ülkücü-Bewegung bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Der Gruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit und das Sympathisieren mit der Bewegung und ihrer Ideologie aus. Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur ausdrücken wollte, dass er stolz sei, Türke zu sein und keine versteckte Botschaft dahinterstecke.
Zuletzt war der Wolfsgruß in der Türkei auch von Teilen der Opposition verwendet worden, um Nationalisten anzusprechen - etwa im Wahlkampf vom früheren Präsidentschaftskandidaten Kemal Kilicdaroglu, der der religiösen Minderheit der Aleviten angehört.