Abendessen in Mar-a-Lago
Nach Treffen mit Kanye West: Immer mehr Republikaner wenden sich von Trump ab
- Aktualisiert: 29.11.2022
- 08:48 Uhr
- Lena Glöckner
Erst erklärt Trump seine Kandidatur fürs Weiße Haus, dann macht er mit zwielichtigen Dinner-Gästen von sich reden. Einen rechtsextremen Nationalisten will er gar nicht gekannt haben. Immer mehr Parteimitglieder wenden sich deshalb ab.
Das Wichtigste in Kürze
Ex-US-Präsident Donald Trump hat Kanye West und Nick Fuentes zu einem Dinner empfangen - beide sind bekannt dafür, antisemitische Parolen zu verbreiten.
Trumps Parteimitglieder kritisieren ihn scharf dafür.
Bei dem Abendessen soll West Trump eine gemeinsame Kandidatur vorgeschlagen haben, der Ex-Präsident habe wütend reagiert.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wird von Parteimitgliedern für ein gemeinsames Abendessen mit Kanye West und Nick Fuentes kritisiert. West, der sich inzwischen Ye nennt, fiel in der näheren Vergangenheit durch antisemitische Aussagen auf, Fuentes gilt als rechtsextremer Nationalist. Das Essen fand in Trumps Anwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida am vergangenen Dienstag (22. November) statt.
Der republikanische Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, sagte dem Sender CNN am Sonntag (27. November), er denke nicht, dass es "für einen Anführer, der ein Beispiel für das Land oder die Partei sein will, eine gute Idee ist, sich mit einem bekennenden Rassisten oder Antisemiten zu treffen". Auch James Comer, der für die Republikaner im US-Repräsentantenhaus sitzt und als einflussreich gilt, erklärte gegenüber NBC, Trump brauche ein besseres Urteilsvermögen bei der Frage, mit wem er zu Abend esse.
Trump will Fuentes nicht gekannt haben
Er habe Fuentes nicht gekannt, schrieb Trump am Freitag (25. November) auf der Plattform Truth Social. Berichten zufolge brachte West den 24-jährigen Fuentes mit. Trump dementierte Fuentes Teilnahme an dem Essen nicht, bestätigte sie aber auch nicht. West habe ihn wegen eines Abendessens angerufen, schrieb er auf Truth Social. "Kurz darauf tauchte er unerwartet mit drei seiner Freunde auf, von denen ich nichts wusste." Bei dem Essen seien auch noch andere dabei gewesen.
West veröffentlichte nach dem Abendessen ein Video auf Twitter, in dem er behauptete, Trump sei "beeindruckt" von Fuentes gewesen. Fuentes verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien und äußert sich regelmäßig rassistisch. Die Anti-Rassismus-Organisation "Anti-Defamation League" nennt ihn einen "White Supremacist". "White Supremacy" beschreibt die Ideologie der Vorherrschaft von Weißen. Der im Netz aktive Veranstaltungsorganisator stellt sich außerdem gegen Frauenrechte und diskriminiert die LGBTQI-Gemeinschaft. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen.
Auch das Nachrichtenportal "Axios" schrieb unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle, dass Trump bei dem Dinner von Fuentes "sehr angetan" gewirkt habe. Die beiden hätten sich über die Präsidentenwahl unterhalten. "Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass der Präsident wusste, wer zum Teufel (Fuentes) war", zitierte "Axios" die Quelle. Der Sender CNN berichtete ebenfalls, dass Fuentes ein Gast von West gewesen und nicht Trump von eingeladen worden sei.
Auch West will wohl wieder kandidieren
Mit Blick auf West schrieb Trump: "Wie auch immer, wir kamen gut miteinander aus, er äußerte keinen Antisemitismus." Trump fügte hinzu: "Warum sollte ich nicht zustimmen, ihn zu treffen?" Thema bei dem Essen waren demnach auch Wests Pläne mit Blick auf das Weiße Haus. 2020 hatte sich dieser bereits für das Amt des US-Präsidenten beworben - wegen verpasster Anmeldefristen schaffte er es jedoch in den meisten Staaten nicht auf den Wahlzettel.
Er habe ihm geraten, auf keinen Fall für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, schrieb Trump weiter. West hingegen sagte in dem auf Twitter veröffentlichtem Video, er habe Trump vorgeschlagen, dass der Ex-Präsident bei der Wahl 2024 als sein Vize antreten könne. Trump habe ihn am Tisch angeschrien und ihm zu verstehen gegeben, dass er denke, dass West verlieren werde, sagte West. Der Ex-Präsident hingegen beschrieb das Dinner als "ereignislos".
Der 76-jährige Trump will nach seiner Niederlage gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden 2024 noch einmal für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antreten. West hatte ebenfalls angedeutet, nach seiner gescheiterten Kandidatur noch einmal ins Rennen gehen zu wollen. Zuletzt postete er auf Twitter Videos mit den Worten "Ye 24". Der Rapper war einst einer von wenigen Stars, die sich öffentlich für Trump aussprachen. Wegen antisemitischer Äußerungen kündigte der Sportartikelhersteller Adidas die Zusammenarbeit mit ihm auf.
Verwendete Quellen: