Anzeige
Zwischenfälle im Newsticker

Nach Eklat um Sylt-Video: Weitere Vorfälle mit Lied "L'Amour toujours" werden bekannt

  • Aktualisiert: 31.05.2024
  • 09:30 Uhr
  • Lena Glöckner

Auf Sylt singen Partygäste rassistische Parolen - Deutschland reagiert schockiert. Doch die Vorfälle mit dem Lied "L'Amour toujours" häufen sich seit dem Wochenende. Die Ereignisse im Newsticker.

Anzeige
 

Gesänge auch auf Umzugswagen in Nagold

Nach einem mutmaßlich rassistischen Vorfall im baden-württembergischen Nagold laufen Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag in Pforzheim berichtete, betreffen die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Tübingen eine Gruppe von Menschen, die am 1. Mai mit einem Umzugswagen in der Stadt im Kreis Calw unterwegs war. Auf sozialen Netzwerken war ein Video geteilt worden, auf denen mehreren Medien zufolge Teilnehmer der Gruppe rassistische Sprüche skandierten.

Bei den Ermittlungen gehe es unter anderem darum, wer an der Veranstaltung teilgenommen habe, sagte der Polizeisprecher. Es handelte sich demnach um eine größere Gruppe. Es gebe den Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen den Paragrafen 130 des Strafgesetzbuchs, der Volksverhetzung bestraft.

 

Rassistische Parolen zu Partyhit auch in Banzkow und Schwerin

Ähnlich wie auf Sylt sollen auch in Banzkow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) und in Schwerin mehrere Personen zu einem Partyhit rassistische Parolen gerufen haben. Das teilte die Polizei am Montag mit. Videos aus sozialen Netzwerken zeigen laut Polizei Feiernde auf einer Veranstaltung in Banzkow, die am Pfingstwochenende zu dem Song "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino volksverhetzende Parolen grölten.

In Schwerin seien in der Nacht zum vergangenen Sonntag Personen unterwegs gewesen, die zu diesem Lied rassistische Parolen riefen. Fünf Personen im Alter von 17 bis 30 Jahren seien demnach auf dem Bertha-Klingberg-Platz von Polizisten gestellt worden. Die Polizei leitete in beiden Fällen die Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung ein und suchte nach Zeugen.

Die Polizei weist in diesem Zusammenhang darauf hin, sich in solchen Fällen sofort von dem Geschehen und den agierenden Personen zu distanzieren und in jedem Fall den Veranstalter oder die Polizei zu informieren.

 

Rassistische Parolen auch auf dem Schlagermove in Hamburg

Auf dem Schlagermove in Hamburg sollen Feierende am Samstagabend zu einem Lied rassistische Parolen gerufen haben. Das teilte die Polizei am Montag mit. Von einem der Party-Trucks soll kurzzeitig das Lied "L'Amour Toujours" des Interpreten Gigi D'Agostino abgespielt worden sein. Dabei soll eine größere Gruppe feiernder Menschen in der Nähe des Trucks rassistische Parolen gerufen haben, einige Teilnehmer:innen sollen auch den Hitlergruß gezeigt haben. Das Landeskriminalamt für Staatsschutzdelikte hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei sucht nun nach Zeugen des Vorfalls und bittet Personen, die Video- oder Audioaufnahmen gedreht haben, diese weiterzuleiten.

Der Veranstalter bestätigte, dass der umstrittene Song angespielt wurde. Die DJ-Playlist sei von einem Mitarbeiter gesichtet worden, dabei sei festgestellt worden, dass das besagte Lied in der Originalversion angespielt (28 Sekunden) worden sei. Der Veranstalter behält sich rechtliche Schritte vor. "Mit dem Verhalten auf dem verursachenden Truck wurden die Grundwerte des Schlagermove, der für Offenheit und Toleranz steht, mit Füßen getreten", heißt es in einem Statement.

Teilnehmer:innen des Schlagermoves ziehen in einer Schlagerkarawane durch den Stadtteil St. Pauli.
Teilnehmer:innen des Schlagermoves ziehen in einer Schlagerkarawane durch den Stadtteil St. Pauli. © Georg Wendt/dpa
 

Auch Schüler des Elite-Internats Louisenlund grölten Nazi-Parolen

Bei einer Schülerparty im Internat Louisenlund haben sich Schüler:innen rassistisch geäußert. Am vergangenen Donnerstagabend hätten etwa 40 Jugendliche an der Feier teilgenommen, teilte der Leiter des Internats, Peter Rösner, am Montag mit. Acht von ihnen sollen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino rassistische Parolen gesungen haben. Daraufhin hätten eine Pädagogin des Internats die Musik abgestellt und die Feiernden ins Bett geschickt.

Mit einigen Schülerinnen und Schüler gab es laut Rösner am Montag weitere Gespräche gegeben, um den Vorfall aufzuklären. Diesen hätten in einem Anflug großer "Dummheit" das auf Sylt entstandene Video nachahmen wollen. Die mögliche Tragweite sei ihnen nicht bewusst gewesen. Nach Angaben des Leiters sollen diese nun für eine Woche vom Schulbetrieb suspendiert werden.

In dieser Woche sollen sich die Schüler:innen ehrenamtlich betätigen und ihr Verhalten reflektieren. Ebenso sollen die Schule, die Lehrkräfte und die Internatspädagog:innen alle Schülerinnen und Schüler bei der Aufarbeitung begleiten, hieß es weiter. Das Lied "L'Amour toujours" werde aus der Playlist des Schülerhauses gestrichen. Das Internat wolle auch ihr Konzept zur politischen Bildung und der Demokratieerziehung ausbauen.

 

Erneut rassistische Gesänge auf Schützenfest in Niedersachsen

Auf einem weiteren Schützenfest in Niedersachsen soll es zu rassistischen Gesängen gekommen sein. Bei der mehrtägigen Veranstaltung in Altendorf nördlich von Wolfsburg sollen in der Nacht zum Sonntag mehrere Personen rassistische Parolen zu dem Lied "L’amour toujours" von Gigi D'Agostino gesungen haben, wie die Polizei am Montag mitteilte. Der Staatsschutz ermittelt und sucht nun nach Zeugen. Zuvor hatte die "Braunschweiger Zeitung"  berichtet.

In Niedersachsen distanzierte sich der Vorstand des Schützenvereins Altendorf laut "Braunschweiger Zeitung" von dem dortigen Ereignis. "Leider gab es einen Vorfall, welchen wir nicht so im Raum stehen lassen können und wollen", schrieb er dem Blatt zufolge im sozialen Netzwerk Facebook. "Der Schützenverein Altendorf distanziert sich von jeglichem rechten und ausländerfeindlichem Gedankengut! Wir werden uns zeitnah beraten und unsere Schlüsse daraus ziehen."

 

Rassistische Parolen: Ermittlungen nach Pfingstfest in Bad Kötzting

Beim Pfingstfest in Bad Kötzting (Landkreis Cham) sollen Besucher zu dem Lied "L'amours toujours" des italienischen Künstlers Gigi D'Agostino "Ausländer raus" gerufen haben. Es gehe um zwei Vorfälle am Abend des 18. Mai und des 25., teilte die Polizei am Montag mit. Diese seien erst im Nachhinein angezeigt worden. Das Fachkommissariat für staatsschutzrechtliche Angelegenheiten der Kriminalpolizei Regensburg habe die Ermittlungen übernommen.

 

Wiesn-Verbot für "L'Amour toujours"

Aufgrund der zunehmenden rassistischen Missbrauchs des Liedes "L’Amour Toujours" von Gigi D'Agostino, wie kürzlich auf Sylt und der Erlanger Bergkirchweih beobachtet, hat sich München entschieden, den Song auf dem Oktoberfest zu verbieten.

Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner stellt gegenüber dem BR klar: "Das Oktoberfest sei fremdenfreundlich, international und weltoffen. Dieses über Jahrzehnte aufgebaute Image wolle sich München auch durch ein zweckentfremdetes 'L’Amour Toujours' nicht kaputt machen lassen."

Eine explizite Anweisung soll an Wirte und Schausteller ergehen: "Das Lied wird nicht gespielt - weder im Zelt, noch sonst irgendwo", sagte Baumgärtner dem BR. Er verweist dabei auf Paragraf vier der Betriebsbedingungen, der rassistische Äußerungen beim Oktoberfest untersagt. Da die Melodie zunehmend mit ausländerfeindlichen Parolen in Verbindung gebracht wird, sei eine "rassistische Konnotation" entstanden, so Baumgärtner. Daher werde das Lied nun komplett verboten.

Das Lied von Gigi D'Agostino darf nicht auf dem Oktoberfest angestimmt werden.
Das Lied von Gigi D'Agostino darf nicht auf dem Oktoberfest angestimmt werden.© picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
 

Zeugen melden Vorfall auf dem Solinger Dürpelfest

Auch auf dem Solinger Dürpelfest ereignete sich am Wochenende ein Zwischenfall mit dem Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino. Wie das "Solinger Tageblatt" unter Berufung auf die Polizei berichtet, erstatteten zwei Zeuginnen Anzeige gegen einen Mann und eine Frau im Alter von 27 und 25 Jahren, die diese Zeilen zu dem Song ebenfalls am späten Samstagabend im Rahmen des Dürpelfestes gesungen haben sollen.

Weitere Zeugen zu dem mutmaßlichen Vorfall habe die Polizei nicht antreffen können, heißt es aus der Leitstelle. Die beschuldigten Personen würden den Vorwurf bestreiten.

 

Auch Rassismus-Vorfall im Club Rotes Kliff in Kampen

Auch der Club Rotes Kliff im Nobelort Kampen berichtete von einem "Rassismus-Vorfall" zu Pfingsten. Die betroffenen Personen seien des Clubs verwiesen worden und hätten jetzt Hausverbot, schrieben die Betreiber am Freitag auf Instagram.

Daneben soll es noch einen weiteren rassistischen Vorfall auf der Insel gegeben haben: Eine schwarze Frau erhob auf Instagram den Vorwurf, sie sei an Pfingsten in einem Restaurant in Kampen beleidigt und ins Gesicht geschlagen worden. Die Polizei bestätigte, dass eine Anzeige vorliege.

 

Männer skandieren Sylt-Parolen auf Erlanger Bergkirchweih

Zwei Männer haben auf der Erlanger Bergkirchweih rassistische Parolen zum Lied "L'amour toujours" des italienischen DJ Gigi D'Agostino skandiert. Andere Gäste verständigten daraufhin den Sicherheitsdienst, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Die Verdächtigen im Alter von 21 und 26 Jahren erhielten am Freitagabend ein Betretungsverbot für das Fest, der Staatsschutz leitete Ermittlungen ein.

Zuletzt sorgte ein Handyvideo bundesweit für Schlagzeilen. Es zeigte mehrere junge Menschen beim Gegröle rassistischer Parolen zu demselben Lied in einem Lokal auf Sylt. Auf dem nur wenige Sekunden langen Video, das viral gegangen war und zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits rassistische Parolen grölen.

Die Geschäftsführer des betroffenen Biergartens auf dem Gelände der Bergkirchweih distanzierte sich in einer Stellungnahme von den rassistischen Parolen. "Wir verurteilen jede Form von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz aus das Schärfste", hieß es. Das Lied "L'amour toujours" soll dort zukünftig nicht mehr gespielt werden.

Nach einem rassistischen Vorfall wird das Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino bei dem Fest nicht mehr gespielt.
Nach einem rassistischen Vorfall wird das Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino bei dem Fest nicht mehr gespielt.© Daniel Vogl/dpa
 

Auch Gegröle auf Schützenfest in Löningen

Schon am Freitag wurde bekannt, dass es ebenfalls an Pfingsten in Niedersachsen zu einem ähnlichen Fall kam. Auch auf dem Schützenfest im niedersächsischen Löningen westlich von Cloppenburg wurden rassistische Parolen gegrölt, auch zu "L’amour toujours", auch dort ermittelt der Staatsschutz.

:newstime
  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
Gedenken an Tsunami-Opfer von 2004

Gedenken an Tsunami-Opfer von 2004

  • Video
  • 01:53 Min
  • Ab 12