Kanadischer Sikh erschossen
Mordvorwurf von Trudeau: Eskalation zwischen Kanada und Indien
- Veröffentlicht: 19.09.2023
- 09:38 Uhr
- Joachim Vonderthann
Kanadas Premier beschuldigt die indische Regierung des Mordes an einem kanadischen Staatsbürger. Indien reagiert empört und weist einen Diplomaten aus.
Das Wichtigste in Kürze
Kanadas Premier Trudeau erhebt schwere Vorwürfe gegen Indien.
Er beschuldigt die indische Regierung des Mordes an einem kanadischen Staatsbürger.
Indien weist den Vorwurf an absurd zurück und weist einen kanadischen Diplomaten aus.
Diplomatische Eskalation zwischen Kanada und Indien: Der kanadische Premier Justin Trudeau hat öffentlich Indien des Mordes an einem kanadischen Staatsbürger beschuldigt. Trudeau sagte am Montag (18. September) im Parlament: "In den vergangenen Wochen haben kanadische Sicherheitsbehörden aktiv glaubwürdige Behauptungen über eine mögliche Verbindung zwischen Agenten der indischen Regierung und der Ermordung des kanadischen Staatsbürgers Hardeep Singh Nijjar verfolgt."
Trudeau wirft Indien Mord an Kanadier vor
Nijjar, ein bekannter Befürworter eines unabhängigen Sikh-Staates auf indischem Staatsgebiet, wurde im Juni vor einem Sikh-Kulturzentrum in Surrey in der kanadischen Region British Columbia erschossen. Indien wies die Vorwürfe umgehend zurück und machte seinerseits Kanads Vorwürfe. "Die Behauptungen, die indische Regierung sei an Gewalttaten in Kanada beteiligt, sind absurd und motiviert", teilte das indische Außenministerium am Dienstag mit.
Mit solchen "unbegründeten Anschuldigungen" werde versucht, den Fokus von Terroristen und Extremisten der sogenannten Khalistan-Bewegung abzulenken, die in Kanada Unterschlupf gefunden hätten und Indiens Souveränität und territoriale Integrität bedrohten. "Die Untätigkeit der kanadischen Regierung in dieser Angelegenheit ist seit langem ein Grund zur Sorge", hieß es weiter. "Wir fordern die kanadische Regierung nachdrücklich auf, unverzüglich und wirksam gegen alle anti-indischen Elemente vorzugehen, die von ihrem Boden aus operieren."
Indien reagiert empört auf Mordvorwurf
Als Reaktion auf Trudeaus Vorwürfe wies Indien einen hochrangigen kanadischen Diplomaten aus. Zuvor hatte bereits Kanada seinerseits einen hochrangigen Diplomaten aus Indien des Landes verwiesen. Trudeaus Äußerungen bedrohen nun auch die Handelsbeziehungen, da die Gespräche über ein geplantes Handelsabkommen auf Eis liegen. Kanada nannte keine konkreten Gründe für den Stillstand, Indien hingegen "bestimmte politische Entwicklungen".
Auch die USA zeigten sich besorgt über Trudeaus Äußerungen. "Wir sind zutiefst besorgt über die Anschuldigungen, die Ministerpräsident Trudeau heute erhoben hat", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson. Es sei nun von entscheidender Bedeutung, dass die kanadischen Ermittlungen fortgesetzt und die Täter vor Gericht gestellt werden.
In Kanada leben viele Menschen indischer Herkunft. Besonders viele von ihnen gehören der Religionsgemeinschaft der Sikhs an. Der indische Premierminister Narendra Modi hatte sich zuletzt am Rande des G20-Gipfels in Neu Delhi ohne direkte Nennung ablehnend gegen die sogenannte Khalistan-Bewegung geäußert, der Nijjar angehörte. Diese förderte Sezessionismus und stachelte zu Gewalt gegen indische Diplomaten an, sagte Modi nach Angaben seines Büros.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters