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Tarifkonflikt eskaliert

Mega-Streik der GDL ab Mittwochabend: So will die Bahn dagegenhalten

  • Veröffentlicht: 15.11.2023
  • 08:36 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Bahn-Reisende müssen sich ab Mittwochabend wegen des GDL-Streiks auf viele Zugausfälle und Verspätungen einstellen
Bahn-Reisende müssen sich ab Mittwochabend wegen des GDL-Streiks auf viele Zugausfälle und Verspätungen einstellen© Andreas Arnold/dpa

Im Tarifkonflikt mit der Bahn greift die Lokführer-Gewerkschaft zum schärfsten Mittel. Leidtragende sind die Bahnreisenden. Ein Notfallplan soll Härten abfedern.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Streik der Lokomotivführer Gewerkschaft GDL startet am Mittwochabend und wird bis Donnerstagabend andauern.

  • Es wird mit zahlreichen Zugausfällen im Regional- und Fernverkehr gerechnet.

  • Die Bahn hält den Warnstreik im laufenden Tarifkonflikt für "völlig unnötig"

Massive Verspätungen und verpasste Anschlusszüge: Gerade im Herbst sind Bahnreisende viel Kummer gewöhnt. Doch es geht noch schlimmer: Für rund 20 Stunden wird am Mittwochabend (15. November) ab 22.00 Uhr das totale Bahnchaos ausbrechen. Der Grund: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat in die laufenden Tarifverhandlungen hinein zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Dieser soll bis Donnerstagabend um 18.00 Uhr andauern und wird in ganz Deutschland zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und Fernverkehr führen.

GDL-Warnstreik legt Bahn weitgehend lahm

Wie reagiert die Deutsche Bahn auf den Lokführer-Ausstand? Mit einem Notfahrplan - zumindest für den Fernverkehr. Allzu große Hoffnungen sollten sich Reisende aber nicht machen. In einer Mitteilung des Konzerns hieß es: "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden."

Dass GDL-Chef Claus Weselsky schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt dermaßen verschärft, hatte sich abgezeichnet. Weselsky hatte schon seit längerem Streiks auch zu Weihnachten nicht ausgeschlossen.  Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte mit Unverständnis auf den Arbeitskampf. Der Warnstreik sei "völlig unnötig" und eine Zumutung für Bahnreisende.

Streik bei Deutscher Bahn zu Weihnachten befürchtet

Im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge ebenso versuchen, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. "In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben", teilte der staatseigene Konzern mit.

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Bahnreisende 20 Stunden lang betroffen

Die Fahrgäste wurden gebeten, während des Warnstreiks auf nicht unbedingt notwendige Reisen mit der Bahn zu verzichten oder die Reisen zu verschieben. Tickets für Fahrten am Mittwoch und Donnerstag könnten auch zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Die Zugbindung sei aufgehoben. "Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden", hieß es.

Die GDL fordert bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn unter anderem 555 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000 Euro. Besonders wichtig ist Weselsky zudem eine Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.

Die Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung für nicht realisierbar und lehnt bisher jede Verhandlung darüber ab. DB-Personalvorstand Martin Seiler bot stattdessen in der ersten Verhandlungsrunde eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie zeigte er sich bereit. "Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", war Weselskys Kommentar zum Arbeitgeberangebot.

Elf Prozent mehr Lohn sind der Gewerkschaft zu wenig

Die Verhandlungen sollten eigentlich am Donnerstag und Freitag fortgesetzt werden. Ob es dabei bleibt und dann parallel zum laufenden Warnstreik verhandelt wird, war zunächst offen.

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Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn, sie hat aber vor allem durch die vielen Lokführer in ihren Reihen die Möglichkeit, den Bahnverkehr empfindlich zu stören. Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher in 18 von rund 300 Betrieben an und betont, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10.000 Bahnbeschäftigte betroffen. Zum Vergleich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG handelte im Frühjahr und Sommer neue Tarifverträge für gut 180.000 DB-Beschäftigte aus.

Der Aufruf zum Warnstreik der GDL richtet sich nicht nur an Beschäftigte der Deutsche Bahn, sondern auch an Angestellte anderer Unternehmen, mit denen die Gewerkschaft derzeit über neue Tarifverträge verhandelt. Die Deutsche Bahn ist aber in Deutschland das mit Abstand größte Eisenbahnunternehmen - der bundeseigene Konzern steht daher beim Warnstreik im Fokus.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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