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Ukraine-Topkommandeur

Machtkampf in Moskau: Putin feuert "General Armageddon"

  • Aktualisiert: 12.01.2023
  • 17:41 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Er sollte Putins Truppen im Krieg gegen die Ukraine entscheidende Erfolge bringen. Nun muss "General Armageddon", Sergej Surowikin, seinen Posten als Oberkommandeur nach wenigen Monaten schon wieder räumen. Hintergrund könnten interne Machtkämpfe im Kreml sein.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Kremlherrscher Wladimir Putin feuert seinen Ukraine-Topkommandeur.

  • "General Armageddon", Sergej Surowikin, muss Generalstabschef Waleri Gerassimow weichen.

  • Hintergrund des Austauschs könnten laut US-Experten interne Machtkämpfe in Russland sein.

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine bekommen schon wieder einen neuen Oberbefehlshaber. Kremlherrscher Wladimir Putin hat den bisherigen Kommandeur, "General Armageddon", Sergej Surowikin, durch Generalstabschef Waleri Gerassimow ersetzen lassen.

Putin setzt "General Armageddon" ab

Surowikin, der den Posten erst seit Oktober innehatte, gilt als besonders skrupelloser General und sollte im Krieg gegen die Ukraine entscheidende Erfolge bringen. Er war bereits bei seinem Einsatz in Syrien für Angriffe auf zivile Ziele berüchtigt, um seine Gegner zu schwächen. Nach seiner Ernennung wurden Angriffe auf die kritische Infrastruktur des Landes zu einem festen Bestandteil der russischen Kriegsführung. 

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu machte Surowikin nun zum Stellvertreter Gerassimows. Mit General Oleg Saljukow und Generaloberst Alexej Kim ernannte er zudem noch zwei weitere Stellvertreter. Offiziell begründete Moskau die Neuaufstellung mit einer "Ausweitung des Ausmaßes der zu lösenden Aufgaben" sowie der Notwendigkeit einer engeren Kooperation der einzelnen Armeeteile.

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Interne Machtkämpfe in Russland

Laut einer Studie des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stecken vor allem zwei Gründe hinter dem erneuten Stühlerücken. Zum einen soll Gerassimow den russischen Angreifern endlich entscheidende Siege bringen - eine Aufgabe, die auch Surowikin beim Amtantritt im Oktober mit auf den Weg bekam. Dem ISW zufolge könnte Putins Armee im Oblast Luhansk eine neue Offensive planen.

Zum anderen vermutet das US-Institut hinter dem Austausch einen Machtkampf in Russland: der zwischen Kreml und Verteidigungsministerium auf der einen Seite und der sogenannten Siloviki-Gruppe um Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin ("Putins Koch") und dem Tschetschenen-Anführer Ramsan "Bluthund" Kadyrow. Die beiden haben die russische Führung immer wieder für die Kriegstaktik in der Ukraine kritisiert.

Wie der "Focus" unter Berufung auf das ISW berichtet, galt der gefeuerte Surowikin als Favorit der "Siloviki". Gerassimow ist hingegen ein Kreml-Mann. Mit seiner Ernennung zum Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine solle der Einfluss der Gruppe um Prigoschin und Kadyrow begrenzt werden. 

US-Studie: Auch Putin-Mann wird scheitern

Laut ISW wird aber auch Putin-Gefolgsmann Gerassimow keine entscheidenden Siege in der Ukraine einfahren. Die grundsätzlichen Probleme des russischen Militärs - eine schlechte Moral, schlechte Ausrüstung und schlecht ausgebildete Soldaten - nicht lösen können.

Auch russische Beobachter sehen den erneuten Austausch an der Militärspitze kritisch. So kommentierte der Politologe Abbas Galljamow: "Gestern Lapin, heute Gerassimow und Surowikin. All diese Umbesetzungen ein und derselben Leute von einem Sessel in den nächsten, die auf der Höhe der Kampfhandlungen erfolgen, zeugen von allem möglichen - aber nicht davon, dass "alles nach Plan" läuft."

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