Forderung nach Stundenaufstockung
Lehrermangel: Teilzeitbeschäftigung an Schulen auf Rekordhoch
- Veröffentlicht: 12.01.2024
- 12:59 Uhr
- Clarissa Yigit
Teilzeitbeschäftigung an Schulen boomt. Allerdings fehlen somit auch viele der dringend benötigten Lehrkräfte.
Das Wichtigste in Kürze
Die Teilzeitbeschäftigung ist an Schulen so hoch wie in keinem anderen Wirtschaftsbereich.
Rund 42,3 Prozent der Lehrer:innen arbeiteten demnach im Schuljahr 2022/23 in Teilzeit.
Insbesondere im Westen der Republik sind mehr Lehrkräfte teilzeitbeschäftigt.
Teilzeitbeschäftigung an Schulen wird immer beliebter. Allerdings klagen die Bildungsstätten nun über Personalnot bei Lehrkräften.
So unterrichteten im Schuljahr 2022/23 rund 724.800 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Circa 42,3 Prozent (40,6 Prozent im Schuljahr 2021/22) davon arbeiteten in Teilzeit, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag (11. Januar). Somit erreichte die Teilzeitquote den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre.
Im Video: Baden-Württemberg: Kritik an Lehrer:innen-Kampagne
Baden-Württemberg: Kritik an Lehrer*innen-Kampagne
Überdurchschnittliche Teilzeitquote
Insbesondere bei Lehrer:innen ist eine überdurchschnittlich hohe Quote an Teilzeitbeschäftigten zu verzeichnen. In anderen Wirtschaftsbereichen arbeiteten im Jahr 2022 lediglich 30,2 Prozent in Teilzeit.
Auch gebe es einen gravierenden Unterschied zwischen den einzelnen Bundesländern in Deutschland. So verzeichnet Hamburg etwa den höchsten Teil an Lehrer:innen mit einer Teilzeitbeschäftigung; am geringsten lag dieser Anteil in Sachsen-Anhalt.
Teilzeitbeschäftigte Lehrer:innen in den Bundesländern
- Baden-Württemberg: 49,3 Prozent
- Bayern: 45,1 Prozent
- Berlin: 40,1 Prozent
- Brandenburg: 28,4 Prozent
- Bremen: 49,9 Prozent
- Hamburg: 54,4 Prozent
- Hessen: 43,3 Prozent
- Mecklenburg-Vorpommern: 36 Prozent
- Niedersachsen: 37,9 Prozent
- Nordrhein-Westfalen: 42,3 Prozent
- Rheinland-Pfalz: 46,5 Prozent
- Saarland: 33,6 Prozent
- Sachsen: 40,8 Prozent
- Sachsen-Anhalt: 21,4 Prozent
- Schleswig-Holstein: 45,1 Prozent
- Thüringen: 24,1 Prozent
Im Video: Umfrage: Lehrermangel verschärft Bildungsungerechtigkeit
Umfrage: Lehrermangel verschärft Bildungsungerechtigkeit
Alter, Frauenquote und Lehramtsstudium
Aber auch das Alter der Lehrer:innen spiele eine entscheidende Rolle. So war fast jede dritte Lehrkraft (36,2 Prozent) im Schuljahr 2022/23 circa 50 Jahre und älter. Insbesondere in Sachsen-Anhalt sind mehr Lehrer:innen über 50 Jahre (rund 57 Prozent) – gefolgt von Thüringen (53,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (52,5 Prozent).
Demgegenüber steht die Zahl der Lehramtsstudent:innen. Diese lag im Studienjahr 2022 bei circa 45.400 (rund 3,2 Prozent weniger als 2021). Ebenso ging die Zahl der Lehramtsabsolvent:innen zurück. So bestanden im Prüfungsjahr 2022 rund 28.700 Student:innen die Abschlussprüfung – 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Zudem liegt der Anteil der jüngeren Berufseinsteiger:innen unter 35 bei lediglich 21,1 Prozent.
Hinzu kommt, dass im vergangenen Schuljahr circa 73,1 Prozent der Beschäftigten im Lehrdienst Frauen waren. Davon war rund die Hälfte in Teilzeit beschäftigt.
Forderung nach mehr Arbeitsstunden
Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, fordern Wissenschaftler:innen der Ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK), dass Lehrkräfte ihre Stunden aufstocken sollten. Laut den Expert:innen würden dadurch rechnerisch rund 200.000 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen, wenn alle der 447.000 Teilzeitlehrkräfte mehr Stunden arbeiten würden, schreibt der "Spiegel".
Daher hätten bereits manche Bundesländer - aufgrund der Empfehlung der SWK - im vergangenen Jahr das Recht auf Teilzeit von Lehrkräften etwas eingeschränkt.
Für diese Forderung gab es allerdings auch Kritik seitens der Lehrerverbände. So würden Lehrkräfte noch eher in die Frühpensionierung gehen oder einen Burn-out erleiden, wenn Teilzeit und Altersermäßigungen eingeschränkt oder abgeschafft würden.
- Verwendete Quellen:
- Spiegel: "Personalnot an Schulen Teilzeitquote bei Lehrkräften erreicht höchsten Stand seit zehn Jahren"