Istanbuler Bürgermeister in Haft
Lage in der Türkei eskaliert: Über 1.100 Festnahmen bei Protesten gegen Imamoglu-Inhaftierung
- Veröffentlicht: 24.03.2025
- 21:34 Uhr
- dpa
Die Proteste in der Türkei wegen der Inhaftierung des Oppositionspolitikers Imamoglu dauern an. Polizei und Demonstrierende geraten zunehmend aneinander. Die Zahl der Festnahmen steigt weiter.
In der Türkei ist es zu zahlreichen Festnahmen im Zuge der Proteste gegen die Inhaftierung des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu gekommen. 1.133 Verdächtige wurden bei "illegalen Demonstrationen" zwischen dem 19. März und dem 23. März 2025 festgenommen, wie Innenminister Ali Yerlikaya auf der Plattform X mitteilte.
Auch Journalisten und Fotografen festgenommen
Insgesamt zehn Journalist:innen und Fotograf:innen seien am Montagmorgen (24. März) bei Razzien festgenommen worden, teilte die Anwaltsvereinigung MLSA mit. Die Mediengewerkschaft Disk-Basin-Is bezeichnete dies auf X als eine Reaktion der Regierung auf die andauernden Proteste gegen die Inhaftierung des CHP-Oppositionspolitikers. Die Gewerkschaft sprach von einem "Angriff auf die Pressefreiheit und das Recht des Volkes, die Wahrheit zu erfahren".
Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) wurden seit Beginn der Proteste mindestens zehn Journalist:innen physisch angegangen durch Sicherheitskräfte, "und Dutzende weitere wurden mit Tränengas oder Gummigeschossen angegriffen". RSF-Türkeivertreter Erol Önderoglu verurteilte "Angriffe und Restriktionen gegen die Pressefreiheit". Alle Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Erdogan-Rivale Imamoglu als Istanbuler Bürgermeister abgesetzt
Imamoglu gilt als aussichtsreichster politischer Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan und war am Mittwoch wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen und am Sonntag (23. März) als Istanbuler Bürgermeister abgesetzt worden. In Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten waren Menschen Verboten zum Trotz zu Zehntausenden auf die Straße gegangen - teils mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften und Demonstrierenden. Die Polizei setzte Berichten zufolge am späten Sonntagabend Wasserwerfer und Tränengas ein.
123 Polizeibeamte wurden laut Innenminister bei den landesweiten Demonstrationen verletzt. Dort seien zudem Gegenstände wie etwa Säuren, Steine, Stöcke, Feuerwerkskörper, Äxte und Messer sichergestellt worden.