Dublin
Kündigung, weil er nicht auf Musk-Mail reagierte: Ehemaliger X-Angestellter erhält Rekord-Entschädigung
- Aktualisiert: 14.08.2024
- 17:01 Uhr
- Stefan Kendzia
Weil ein ehemaliger Mitarbeiter der Kurznachrichtenplattform X nicht so spurte, wie es sein Chef Elon Musk verlangte, kam es zur Kündigung. Und damit zu einem unverhofften, großen Geldregen.
Elon Musk ist für seine Eskapaden und "Kurze-Prozess-Entscheidungen" bekannt. Das musste Gary Rooney, ehemaliger Direktor für "Source-to-Pay" im Dubliner Büro von Twitter International, am eigenen Leib erfahren.
Weil er eine Mail seines Chefs ignoriert haben soll, wurde er kurzerhand vor die Tür gesetzt. Unrechtmäßig, wie ein Gericht in Dublin nun befunden haben will.
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Belegschaft sollte seine Loyalität unter Beweis stellen
Direkt nachdem sich Multimilliardär Elon Musk die weltbekannte Plattform Twitter für den Betrag von 44 Milliarden US-Dollar zugelegt hatte, ging der Exzentriker gleich ans Werk und teilte in einer als "Weggabelungs-Mail" bekannten Nachricht an alle Mitarbeiter:innen seine großartigen Visionen für das neu benannte Unternehmen X mit.
Mit seiner Mail wollte er die Belegschaft auf ein neues Zeitalter im Unternehmen einschwören: "Um in Zukunft mit Twitter 2.0 einen Durchbruch zu schaffen und in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Welt erfolgreich zu sein, müssen wir extrem hart vorgehen", so Musk. "Das bedeutet lange Arbeitszeiten mit hoher Intensität. Nur außergewöhnliche Leistungen reichen aus, um eine Prüfung zu bestehen."
Und nicht nur das. Er soll in seiner Nachricht alle zu absoluter Loyalität aufgerufen und indirekt einen Treueschwur eingefordert haben. "Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie Teil des neuen Twitter sein wollen, klicken Sie bitte auf den unten stehenden Link." Sollte dem nicht nachgekommen werden, würden betreffende Personen ein fragwürdiges "Angebot" in Form einer Abfindung über drei Monatsgehälter erhalten, wie "Guardian" berichtet.
Einmal nicht geklickt - schon kommt die Kündigung
Einer seiner Mitarbeiter, Gary Rooney, kam der Aufforderung, auf den Link zu klicken, nicht nach. Nur wenige Tage später sollte Rooney erfahren, was seine Nicht-Aktion zur Folge haben sollte. Er habe erneut eine Nachricht erhalten, in der ihm seine "Entscheidung zur Kündigung und Annahme des freiwilligen Abfindungsangebots" bestätigt worden sein soll.
Als Antwort habe Rooney geschrieben, dass er Twitter zu keinem Zeitpunkt mitgeteilt haben will, "dass ich mein Amt aufgebe, noch habe ich eine Aufhebungsvereinbarung gesehen, geschweige denn, dass ich eine solche akzeptiert hätte".
Im Anschluss daran habe sich Rooney beim Workplace Relations Commission (WRC), dem irischen Arbeitsgericht, äußern können. In einer mehrtägigen Anhörung in Dublin habe er erklärt, dass er die Mail angeblich nicht aus Protest unbeachtet gelassen habe, sondern aus Angst vor Spam.
Allerdings soll er an diverse Kolleg:innen durchaus unternehmenskritische Mails in Bezug auf die neue Ausrichtung geschrieben haben. Aber darum ging es ja nicht. Twitter konnte einfach nicht beweisen, dass Rooney die "Weggabelungs-Mail" bewusst ignorierte und dass er so freiwillig zurückgetreten sei.
Nichtreaktion darf keine Kündigung nach sich ziehen
Dementsprechend urteilte dann auch Arbeitsrichter Michael MacNamee. Weder die Nichtreaktion sei als Kündigung zu werten, noch seien 24 Stunden eine "angemessene Frist". Er sagte, Rooneys Nachrichten an Kolleg:innen, in denen er seine Vorbehalte gegenüber Musks Übernahme darlegte, "sind für die Frage, was zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses des Klägers geführt hat, nicht relevant".
All das führte dazu, dass X nun dazu verurteilt wurde, Rooney aufgrund einer ungerechtfertigten Kündigung eine Rekordstrafe von mehr als 550.000 Euro zu zahlen. Barry Kenny, ein Anwalt von Rooney: "Es ist nicht in Ordnung, dass Herr Musk oder überhaupt irgendein großes Unternehmen seine Mitarbeiter in diesem Land so behandelt. Die Rekordsumme spiegelt die Ernsthaftigkeit und Schwere des Falles wider."
- Verwendete Quellen: