Esoterik
Krisenzeiten: Warum sich viele Menschen der Astrologie und Spiritualität zuwenden
- Aktualisiert: 04.01.2024
- 15:37 Uhr
- Christina Strobl
Der Mond fasziniert die Menschheit schon seit sie auf ihn aufmerksam wurde. Ihm werden heilende Kräfte zugeschrieben und ein starker Einfluss auf die Menschen nachgesagt. Was ist dran an dem Mythos?
Das Wichtigste in Kürze
In Krisenzeiten wenden sich viele Menschen der Astrologie und Spiritualität zu, um dort Beständigkeit zu finden.
"Moonfluencer" geben auf TikTok, Instagram und ähnlichen Plattformen Tipps und Anregungen, wie man sein Leben nach dem Mond richtet.
Nicht der Mond, sondern das Auseinandersetzen mit sich selbst gebe Beständigkeit, entgegnet der Psychologe Muhammad Tabatabai.
Egal ob sie ihn im Weltall erkunden oder seine spirituellen Kräfte für sich nutzen wollen: der Mond fasziniert Menschen seit jeher. Vor allem in letzter Zeit boomt der Hype um den Himmelskörper. Sogenannte "Moonfluencer" tragen ihren Teil dazu bei.
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"Moonfluencer" zeigen ihren Follower:innen, wie sie den Mond für sich nutzen können
Über das Deuten der Sterne stellen viele Menschen einen Zusammenhang zwischen sich und Ereignissen auf der Erde her. Astrologie und Spiritualität stehen derzeit vor allem bei 11- bis 43-Jährigen hoch im Kurs, berichtet der "Spiegel". Entsprechend viele Menschen wenden sich über die sozialen Netzwerke an sogenannte "Moonfluencer".
Eine der Moonfluencer ist Johanna Kramer. Regelmäßig gibt sie ihren Follower:innen Tipps und Inspirationen, wie beispielsweise zu bestimmten Phasen des Mondes Briefe an sich selbst oder ihre Lieben zu verfassen. Zweimal monatlich, zu Voll- und Neumond, verschickt Kramer, die unter einem Pseudonym online tätig ist, etwa 1800 E-Mails, in denen sie Menschen dazu auffordert, sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Der Mond steht für Beständigkeit
Als die heute 39-Jährige 28 war, starb ihre Mutter an Krebs, was ihr bis dahin "normales" Leben auf den Kopf stellte. Alles habe sich verändert, so Kramer im Gespräch mit dem "Spiegel". Alles außer dem Mond. Für sie sei er ein Symbol der Beständigkeit, man könne sich auf ihn verlassen.
Der Mond habe ihr geholfen, über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen: 29,53 Tage dauert der Mondzyklus, der Kramer in der Zeit der Trauer Beständigkeit lieferte und seither ihr Leben ordnet. Im Rhythmus des Mondes notiert sie in ihrem "Mondjournal" ihre Gedanken und Gefühle.
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Aus wissenschaftlicher Sicht Humbug
Solche esoterischen Glaubenslehren bekommen immer dann viel Zuspruch, wenn die Welt und der Alltag der Menschen in Krisen versinken. In der Spiritualität und in der Astrologie finden sie eine Ordnung, die sie sonst nicht mehr zu finden glauben, so Kramer. Die Gefühle aufzuschreiben, würde dabei helfen, sie überhaupt erst zu spüren. Daher würde es helfen, im Rhythmus des Mondes ein Journal zu führen.
Auch Affirmationen, also positive Phrasen, die man sich selbst vorsagt, oder das Trinken von "Mondwasser" wird immer wieder von Moonfluencern empfohlen. Aus wissenschaftlicher Sicht sei das jedoch Humbug, so der Psychologe und Psychotherapeut Mohammad Tabatabai.
Der Mond ist eine Konstante, aber dennoch ein dynamisches System", sagt er. Schreiben, so Tabatabai, könne dabei helfen, Gefühle zum Ausdruck zu bringen und daher auch dabei helfen, Trauer zu überwinden.
- Verwendete Quellen:
- "Spiegel": "Was der Mond mit uns macht"