Ganz schön bitter
Kosten-Explosion bei Krankenkassen-Beiträgen: Bis zu 38,81 Euro pro Monat
- Aktualisiert: 29.07.2024
- 10:25 Uhr
- Stefan Kendzia
Es ist mitten im Jahr und viele Krankenkassen erhöhen die Beiträge für ihre Mitglieder. Und das, obwohl oft schon zu Jahresbeginn die Sätze angehoben wurden. Dann sind bis zu 38 Euro weniger im Geldbeutel. Pro Monat.
Das Gesundheitssystem in Deutschland ist selbst erkrankt: Die Krankenkassen sind klamm und müssen trotzdem mit steigenden Kosten, zum Beispiel höheren Medikamentenpreisen, klarkommen. Anscheinend ist das Maß nun voll und immer mehr Kassen erhöhen mitten im Jahr ihre monatlichen Beitragszahlungen.
Im Video: Krankenkassenbetrug verursacht Schäden in Millionenhöhe
Die Krankenkassen sind klamm
Gerade zu Jahresbeginn werden die Bürger:innen von steigenden Preisen unter anderem für Versicherungen begrüßt. Das gleiche Szenario droht jetzt vielen sogar in der Jahresmitte: Bis zu 38 Euro mehr an Krankenkassenbeiträgen wird nun verlangt, um die klammen Kassen aufzufüllen oder zumindest auszugleichen. Allein bei der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) mit 1,5 Millionen Versicherten sollen die Beiträge bis zu 33 Euro pro Monat steigen, wie "Bild" berichtet. Bei der kleinen und regionalen Versicherung "BKK Textilgruppe Hof" sollen bis zu 38,81 Euro fällig werden.
Aktuell 74,4 Millionen Versicherte in Deutschland
Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland zählen aktuell laut Krankenkassen.de zurzeit 74,4 Millionen Versicherte (Stand: 1. Juni 2024). Die Techniker Krankenkasse ist mit über elf Millionen Mitgliedern die größte Krankenkasse Deutschlands. Auf Platz zwei folgt die Barmer mit mehr als acht Millionen Versicherten und die DAK Gesundheit auf Platz drei mit mehr als fünf Millionen Beitragszahlenden.
Was wir jetzt sehen, ist leider das Preisschild für die Versäumnisse und kostspieligen Entscheidungen der letzten Jahre.
Anne-Kathrin Klemm, Vorständin beim BKK Dachverband
Die Vorständin beim BKK Dachverband, Anne-Kathrin Klemm im Interview mit "Bild": "Was wir jetzt sehen, ist leider das Preisschild für die Versäumnisse und kostspieligen Entscheidungen der letzten Jahre." Jetzt liege es am Bundesgesundheitsministerium, "seine Hausaufgaben zu machen und ein nachhaltiges Finanzierungskonzept der gesetzlichen Krankenversicherung zu liefern".
Höhere Selbstbeteiligung für Versicherte
Gesundheitsökonom Prof. Christian Hagis warnt eindringlich davor, jetzt nichts zu unternehmen: "Diese Steigerungen sind nur der Anfang, wenn es nicht zu grundlegenden Reformen kommt." Er sehe die Lösung darin, das Gesundheitswesen grundlegend zu digitalisieren und den Versicherten eine höhere Selbstbeteiligung aufzuerlegen. Es werden für das Jahr 2025 sogar weitere Beitragserhöhungen erwartet, wenn man dem Krankenkassen-Experten Thomas Lemke Glauben schenken mag. Denn für ihn befinden sich die Krankenkassen in einer "dramatischen Lage".
Die zehn stärksten Beitragserhöhungen im laufenden Jahr
Bei der Beitragsbemessungsgrenze von 5.175 Euro pro Monat Verdienst ergeben sich Beitragserhöhungen zwischen 10,09 Euro bis zu 38,81 Euro pro Monat je nach Krankenkasse. Hier die zehn Krankenkassen mit den höchsten Mehrkosten pro Monat (aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze), die im laufenden Jahr erhöht haben:
- BKK Textilgruppe Hof - 38,81 Euro
- KKH Kaufmännische Krankenkasse - 33,64 Euro
- BKK Diakonie - 23,03 Euro
- Vivida BKK - 20,44 Euro
- MKK – meine Krankenkasse - 18,11 Euro
- BKK24 - 17,08 Euro
- Continentale Betriebskrankenkasse - 15,53 Euro
- IKK – Die Innovationskasse - 15,53 Euro
- BKK EUREGIO - 13,97 Euro
- Knappschaft - 12,94 Euro
- Verwendete Quellen:
- Bild: "Bis zu 38 Euro mehr für die Krankenkasse – pro Monat!"
- Krankenkassen.Deutschland: "Die größten Krankenkassen: Zahl der Versicherten"