Deutsche Spieler angegriffen
"Ihr widert uns an": U21 schockiert nach Rassismus-Eklat bei EM
- Veröffentlicht: 23.06.2023
- 16:59 Uhr
- Carolin Ritter
Der Schock sitzt weiterhin tief bei der U21-Fußballnationalmannschaft. Zwei Spieler der deutschen Elf wurden am Donnerstag (22. Juni) nach dem Spiel gegen Israel im Netz heftig rassistisch beleidigt. Die Mannschaft will den Vorfall nun aufarbeiten.
Das Wichtigste in Kürze
Die deutsche U21-Fußballnationalmannschaft muss die Rassismus-Attacke gegen zwei seiner Spieler bei der EM verarbeiten.
Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam waren nach zwei vergebenen Elfmetern im Spiel gegen Israel jeweils rassistisch beleidigt worden.
Trainer Antonio di Salvo und die ganze Mannschaft zeigten sich schockiert.
Die massiven rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam nach dem Auftaktspiel gegen Israel haben im deutschen Team Schock und Entsetzen ausgelöst. "Das ist ein Unding, wenn sich Menschen im Internet anonym äußern und die Jungs rassistisch beleidigen, das geht überhaupt nicht", sagte Trainer Antonio Di Salvo nach dem 1:1 (1:1) gegen Israel.
Was ist geschehen?
Nachdem Moukoko und Ngankam in der Auftakt-Partie gegen Israel je einen Elfmeter verschossen und die größten Chancen auf den Sieg vergeben hatten, waren die beiden Stürmer auf Instagram rassistisch beleidigt und angefeindet worden.
"Da sind Menschen, die gar nichts zu tun haben, die beleidigen dich. Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, kommen diese Affen-Kommentare. Solche Dinge gehören einfach nicht zum Fußball", sagte Moukoko, der direkt nach dem Spiel emotional von den Hass-Botschaften in den sozialen Netzwerken berichtete.
"Dieses Mal hat es weh getan", sagte der 18-Jährige. Die Nachrichten seien "ekelhaft" gewesen. Er fordere in Zukunft "ein Zeichen" gegen Rassismus. Ngankam äußerte sich zunächst nicht öffentlich.
Was sind die Reaktionen?
Die Mannschaft und Di Salvo reagierten nach den Vorfällen schockiert. "Ich verstehe nicht, wieso man heutzutage immer noch rassistisch ist", sagte Torhüter Noah Atubolu, der von ähnlichen Erfahrungen berichtete. "Die Jungs können nichts dafür, woher sie kommen. Sie haben sich entschieden, für Deutschland zu spielen, und geben das Beste für ihr Land. Ich hoffe, es hört einfach auf."
Auch der DFB und die Vereine von Ngankam und Moukoko verurteilten die Vorfälle. An die Urheber der Nachrichten gerichtet schrieb der Deutsche Fußball-Bund: "Ihr widert uns an. Ihr seid keine Fans, euch brauchen wir nicht, euch wollen wir nicht." Die Mannschaft sei "offen, vielfältig, bunt und verdammt stolz darauf." Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: "Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite".
DFB-Botschaft: "Ihr widert uns an."
"Jede Art von Rassismus und Diskriminierung ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht", sagte Di Salvo. Der Trainer ist bei seinem ersten Turnier als Chefcoach nach diesen Vorfällen nun extrem gefordert. Einerseits müssen er und sein Trainerteam das Geschehene mit der Mannschaft aufarbeiten, andererseits steht die U21 nach ihrem EM-Fehlstart ohnehin bereits unter enormem sportlichen Druck. "Förderlich ist es nicht, das ist klar", sagte der Coach auf die Frage nach dem Einfluss der Beleidigungen auf die Leistung seiner Elf. "Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen."
Der Deutsche Fußball-Bund kündigte außerdem strafrechtliche Schritte an. Man werde versuchen, "alles Mögliche zu tun, um diese Täter und Menschen zur Rechenschaft zu ziehen", sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der deutschen Nationalmannschaften. Man müsse sich gegen diese Menschen stellen.
Wie geht es nun weiter?
Bereits am Sonntag (18.00 Uhr MESZ/Sat.1) steht für die Nationalelf in Batumi das zweite EM-Spiel gegen Tschechien auf dem Plan. Nach dem 1:1 zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppenfinale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte Di Salvo.
Bezüglich des verpatzten Israel-Spiels zeigte sich der Trainer ernüchtert: "Das war schon auf jeden Fall relativ wenig", gab er zu. Vor allem Moukoko, der bei der EM vorangehen sollte, erwischte einen unglücklichen Abend, vergab zahlreiche Großchancen und verhinderte ein Tor durch eine Abseitsposition. "Youssoufa weiß, dass er mehr kann", sagte der Trainer.
Teamkollege Ngankam nun aufzufangen und gleichzeitig den Fokus auf die sportlich wichtige Aufgabe zu lenken - das wird die Herausforderung für den ehemaligen Bundesliga-Profi bei dieser EM.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa