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Bessere Behandlungsmöglichkeiten erwartet

Hilfe für Betroffene: Forscher identifizieren sechs Arten von Depressionen

  • Veröffentlicht: 25.06.2024
  • 14:53 Uhr
  • Clarissa Yigit

Meilenstein in der Depressionsforschung: Wissenschaftler:innen konnten sechs verschiedene Arten von Depressionen feststellen.

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Inhalt

  • Bessere, gezielte Behandlung erwartet
  • Diese Depressionen gibt es
  • Therapiemöglichkeiten
  • Zur Studie

Forscher:innen der Stanford University in Kalifornien (USA) haben herausgefunden, dass es sechs verschiedene Arten von Depressionen gibt – diese kommen zudem mit sechs unterschiedlichen Ursachen einher, so eine Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht wurde. Daher würden auch gängige Antidepressiva nicht bei allen Patient:innen wirken.

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Bessere, gezielte Behandlung erwartet

Bisher mussten depressive Menschen oftmals verschiedene Medikamente testen, bis sie die passende Therapie gefunden hatten. Während dieser Testphase können Monate oder Jahre vergehen – teilweise auch ohne Erfolg.

Durch die neuen Erkenntnisse allerdings könnte nun eine gezieltere Behandlung enorm verbessert werden, denn bisher halfen bei rund 30 bis 50 Prozent der Fälle weder Antidepressiva noch eine Psychotherapie.

Nach Schätzungen leidet circa jeder fünfte bis sechste Erwachsene einmal im Leben unter einer echten Depression. Demnach gehören Depressionen zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland.

Diese Depressionen gibt es

Die Forscher:innen konnten sechs unterschiedliche Aktivitätsmuster im Gehirn der Proband:innen feststellen, die sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machten.

"Dies ist das erste Mal, dass wir zeigen konnten, dass Depressionen durch verschiedene Funktionsstörungen des Gehirns erklärt werden können", meint Studienautorin Leanne Williams von der Stanford University.

  • Biotyp CA+: Dieses Muster tritt am häufigsten auf. Hierbei sind Gehirnbereiche für kognitive Kontrolle (beispielsweise die Steuerung des eigenen Verhaltens, der Bewegungen oder Wahrnehmung der Umwelt und Gefühle) überaktiv. Die Proband:innen waren ängstlicher und empfanden weniger Freude als die anderen Testpersonen.
  • Biotyp (DC+SC+AC+): Hierbei wurde eine erhöhte Aktivität in Gehirnbereichen für Aufmerksamkeit und Ruhe beobachtet. Demnach beschäftigen sich Betroffene dieses Typs eher damit, Probleme zu lösen.
  • Biotyp AC: Bei diesem Typ konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, dass ein Gehirnbereich für Aufmerksamkeit weniger aktiv ist im Vergleich zu gesunden Menschen. Daher litten diese Patient:innen auch nicht so häufig unter Anspannung wie andere.
  • Biotyp NSA+PA+: Bei den Proband:innen, die unter diesem Typ leiden, wurden überaktive Gehirnbereiche bei der Verarbeitung von Emotionen erkenntlich. Aus diesem Grund empfanden diese Menschen weniger Freude und machen sich allgemein mehr Gedanken.
  • Biotyp (Typ: DXSXAXNXPXCX): Dieser Biotyp gilt als sehr selten. Demnach zeigte dieser auch keine auffälligen neurologischen Unterschiede (im Vergleich zu gesunden Menschen). Deshalb vermuten die Studienautor:innen biologische Auffälligkeiten in anderen Hirnbereichen, da offensichtlich noch nicht alle Zusammenhänge bei Depressionen erforscht seien.
  • Biotyp (Typ: NTCC-CA): Als selten stuften die Wissenschaftler:innen diesen Biotyp ein. So zeigten sich bei den Testpersonen spezifische Aktivitätsmuster. Allerdings entsprachen diese nicht den typischen Mustern von Depressionen. Daher neigen diese Menschen weniger dazu, in wiederkehrenden Denkprozessen zu verharren. Dies weist ebenfalls auf individuelle Unterschiede in der Gehirnaktivität hin.
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Therapiemöglichkeiten

Auf Grundlage dieser Ergebnisse stellen Forscher:innen fest, dass ein therapeutischer Erfolg vom jeweiligen Biotyp abhängt. So ergeben sich – je nach Depressionsform und Biotyp – aus den Gehirnscans unterschiedliche Therapieansätze.

Demnach profitieren depressive Personen, bei denen bestimmte Gehirnareale aktiver sind, eher von Verhaltens- und Gesprächstherapien und bestimmten Medikamenten.

Auf andere Therapieformen sollten allerdings Betroffene setzen, bei denen die Gehirnbereiche für Aufmerksamkeit weniger aktiv sind.

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Zur Studie

Für die Studie haben die Forscher:innen die Gehirnaktivität von 801 Testpersonen, die unter einer Depression oder Angststörung litten, mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht.

Im Anschluss wurden die Ergebnisse mit 137 Gehirnscans gesunder Menschen verglichen. Dabei legten die Wissenschaftler:innen den Fokus auf die Gehirnregionen, die bei früheren Studien mit diesen Erkrankungen in Verbindung stehen.

Diese Studie könne zudem den Grundstein für die "erste personalisierte Medizin für die psychische Gesundheit" darstellen. Allerdings bedürfe es bis dahin noch weiterer Forschung.

  • Verwendete Quellen:
  • Nature Medicine: "Personalized brain circuit scores identify clinically distinct biotypes in depression and anxiety"
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