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Streit um die Kosten des Atomausstiegs

Hat der Verzicht auf Kernkraft Deutschland wirklich 600 Milliarden Euro gekostet?

  • Veröffentlicht: 11.10.2024
  • 13:53 Uhr
  • Daniela Z.
Eine Studie behauptet, der deutsche Atomausstieg habe das Land 600 Milliarden Euro gekostet, wird jedoch von Fraunhofer-Wissenschaftlern kritisiert, die einen methodischen Fehler in der Berechnung anführen.
Eine Studie behauptet, der deutsche Atomausstieg habe das Land 600 Milliarden Euro gekostet, wird jedoch von Fraunhofer-Wissenschaftlern kritisiert, die einen methodischen Fehler in der Berechnung anführen.© IMAGO/Jan Huebner

Eine Studie behauptet, der deutsche Atomausstieg habe das Land 600 Milliarden Euro gekostet, doch nun wird die Berechnung scharf kritisiert. Expert:innen bemängeln methodische Fehler, die die tatsächlichen Kosten erheblich verzerren könnten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Studie eines norwegischen Professors wird behauptet, Deutschland hätte durch Verbleib bei der Atomkraft 600 Milliarden Euro sparen können.

  • Doch Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts kritisieren einen methodischen Fehler, der zu einer "Doppelzählung" der Kosten führt.

  • Tatsächlich sei der finanzielle Unterschied zwischen Atomkraft und erneuerbaren Energien deutlich geringer.

Eine Studie des norwegischen Professors Jan Emblemsvåg, die im "International Journal of Sustainable Energy" veröffentlicht wurde, behauptet, dass Deutschland seit 2002 rund 600 Milliarden Euro hätte einsparen können, wenn es weiter auf Atomkraft gesetzt hätte. Seiner Berechnung zufolge wäre auch die Klimabilanz besser ausgefallen, hätte das Land den Ausbau erneuerbarer Energien nicht forciert. Doch diese Zahlen stehen jetzt in der Kritik. Mehrere Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts werfen Emblemsvåg methodische Fehler vor, die seine Rechnung verzerren.

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Vorwurf der Doppelzählung

Die Kritik konzentriert sich auf die Berechnung der Kosten für erneuerbare Energien. Emblemsvåg hatte sowohl die Investitionen in neue Wind- und Solaranlagen als auch die Subventionen, die Betreiber:innen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten, summiert. Das Fraunhofer-Team sieht darin eine doppelte Erfassung derselben Ausgaben, die zu einer künstlichen Erhöhung der Gesamtkosten führt. Setze man diese korrekt an, liege der Kostenvorteil der Atomkraft deutlich niedriger.

Die Expert:innen des Fraunhofer-Instituts erklären dies mit einem Beispiel: Ein Student kauft ein Auto auf Kredit und zahlt monatlich 300 Euro. Seine Eltern unterstützen ihn dabei mit 200 Euro im Monat. Nach Emblemsvågs Berechnungsmethode würden die Gesamtkosten für das Auto nun 500 Euro monatlich betragen, obwohl der Beitrag der Eltern lediglich eine finanzielle Unterstützung darstellt und nicht die tatsächlichen Kosten erhöht.

Vergleich der tatsächlichen Kosten

So kam Emblemsvåg von 2002 bis 2022 auf Gesamtausgaben von 696 Milliarden Euro.

Nimmt man aber die Doppelzählung heraus, sinken die berechneten Gesamtkosten für erneuerbare Energien auf 387 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Emblemsvåg schätzte die Kosten für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und den Bau neuer Meiler auf 364 Milliarden Euro. Der vermeintliche Kostenvorteil der Atomkraft schrumpft damit erheblich und rückt die Zahlen der beiden Energieformen näher zusammen.

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Atomkraft: Eine politisch aufgeladene Debatte

Die Diskussion um die Kosten des Atomausstiegs ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine politische. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Wendungen in der Energiepolitik. Von der Entscheidung zum Atomausstieg unter der rot-grünen Regierung 2002, über eine Laufzeitverlängerung 2010 bis hin zur endgültigen Stilllegung der letzten Atomkraftwerke im April 2023 - die Debatte um Kernkraft bleibt emotional geladen.

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