Schutz vor Influenza A
Erkältungswelle: Ärzte fordern Grippeimpfung für Kinder und Jugendliche
- Veröffentlicht: 09.01.2024
- 13:23 Uhr
- Michael Reimers
Angesichts der weiterhin starken Zunahme von Atemwegserkrankungen sprechen sich Kinderärzte für eine Grippeimpfung ab dem Kleinkindalter aus. Für die aktuelle Grippesaison erwarten sie Ende Februar einen zweiten Höhepunkt.
Das Wichtigste in Kürze
Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) plädiert für eine Ausweitung der Empfehlung der Grippeschutzimpfung auf alle Kinder und Jugendlichen.
Die aktuelle Impfempfehlung gegen Influenza zielt nur auf Kinder mit Risikofaktoren.
Diese Einschränkung sollte aus Sicht des BVKJ aufgehoben werden.
Vor allem Schulkinder und junge Erwachsene erkranken in der aktuellen Grippesaison an akuten Atemwegserkrankungen, am häufigsten an Influenza A. Aus diesem Grund sollte die Grippeschutzimpfung auf alle Kinder und Jugendlichen ausgeweitet werden, fordert der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Der Verband spricht sich demnach für eine Ausweitung der Empfehlung der Grippeschutzimpfung aus.
"Die aktuelle Impfempfehlung gegen Influenza zielt nur auf Kinder mit Risikofaktoren. Das ist aus unserer Sicht falsch", sagte Verbandspräsident Michael Hubmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Dienstag (9. Januar).
Infektionskreislauf: Kinder gefährden Ältere
Auch gesunde Kinder erwiesen sich sehr oft als Übertragende der Grippeviren, so Hubmann. So komme es häufig vor, dass ein infiziertes Enkelkind zwar nur leicht erkranke, seine Großeltern aber infiziere und diese die gefährliche Influenza bekämen. "Unser Ziel muss es sein, die Ausbreitung des Virus durch Impfung zu verhindern und damit die Krankheitslast für alle zu mindern. Dafür wäre eine breite Impfung ab dem Kleinkindalter medizinisch sinnvoll", sagte Hubmann.
Der Kinderarzt aus Mittelfranken prognostiziert für diesen Winter noch eine starke Grippewelle. "Wir haben einen eher späten Beginn der Grippesaison, aber einen sehr raschen Anstieg." Die Infektionen nehmen Hubmann zufolge weiterhin massiv zu, "möglicherweise mit einem zweiten Höhepunkt Ende Februar".
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Bisherige Impfempfehlung nur für Risikogruppen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bisher die jährliche Grippeimpfung lediglich allen Kindern ab sechs Monaten, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf der Grippe haben. Als Risikofaktoren gelten bestimmte Vorerkrankungen wie Asthma, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Leber- und Nierenerkrankungen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in der aktuellen Welle vor allem Kinder im Schulalter und junge Erwachsene betroffen. Die Grippewelle 2023/24 hat laut RKI-Definition mit der 50. Kalenderwoche 2023 ab 16. Dezember begonnen. Am häufigsten werden demnach gegenwärtig Influenza A-Viren diagnostiziert, gefolgt von Infektionen mit RSV-Viren und COVID-19. Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind dem RKI zufolge von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen, bei älteren Menschen führe hingegen COVID-19 weiterhin am häufigsten zu schwer verlaufenden Erkrankungen.
"Gewaltiger" Mangel an Kinderärzt:innen
Hubmann beklagte zudem einen Mangel an Kinderärzt:innen. "In den vergangenen 30 Jahren wurden viel zu wenige Kinderärzte ausgebildet, jetzt gehen die Babyboomer in Rente und hinterlassen eine gewaltige Lücke." Daher sei eine rasche Entlastung der Praxen nötig. "30 Prozent in unserer Arbeit haben nichts mit der Versorgung der Kinder zu tun – sondern mit überflüssiger Bürokratie."
An diesem Dienstag kommen Vertreter:innen der niedergelassenen Ärzteschaft mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zusammen. Im Mittelpunkt stehe ein Paket mit Maßnahmen für Hausarztpraxen, wie es aus Ministeriumskreisen hieß. Demnach sollen unter anderem für sie Honorar-Obergrenzen aufgehoben werden. Im Blick stünden auch Erleichterungen bei bürokratischen Anforderungen und Regelungen für Hausbesuche.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Robert Koch-Institut: influenza.rki.de