23. Februar 2025
Deshalb tauchen Scholz, Merz und Co. auf vielen Stimmzetteln der Bundestagswahl nicht auf
- Veröffentlicht: 31.01.2025
- 12:37 Uhr
- dpa
Auf dem Großteil der Stimmzettel sind die Kanzlerkandidaten der Parteien bei der Bundestagswahl 2025 nicht zu finden. Warum ist das so und wo können Scholz, Habeck und Co. dennoch unmittelbar gewählt werden?
Der eine möchte gerne im Kanzleramt bleiben, die anderen wollen hinein: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und AfD-Chefin Alice Weidel haben vor, die nächste Bundesregierung anzuführen. Auch Sahra Wagenknecht tritt als Kanzlerkandidatin ihres BSW an. Alle werben um die Wahlberechtigten, doch ihre Namen tauchen auf den meisten Stimmzetteln gar nicht auf.
Keine direkte Kanzlerwahl für Bevölkerung
Denn die Wähler:innen können weder Scholz noch Merz, Weidel, Habeck oder Wagenknecht direkt zum Kanzler respektive zur Kanzlerin wählen. Nach dem Grundgesetz bestimmen ausschließlich die Abgeordneten im Bundestag den Regierungschef. Dieser muss die Mehrheit der Parlamentarier:innen hinter sich bringen.
Weil aber die Zusammensetzung des Parlaments über die Zweitstimme bei der Bundestagswahl bestimmt wird, entscheiden am Ende doch die Wähler:innen quasi über einen Umweg darüber, wer ins Kanzleramt einzieht. Denn je mehr Stimmen eine Partei im Vergleich zu den Mitbewerberinnen erhält, desto mehr Sitze im Bundestag kann sie für sich beanspruchen - und entsprechend ihren Kandidaten ins höchste Regierungsamt bringen.
In der Geschichte der Bundesrepublik kam es bisher nie zu einer Alleinregierung einer einzelnen Partei, sondern stets zu Regierungskoalitionen. Dabei tun sich im Parlament verschiedene Parteien zusammen, um gemeinsam mehr als 50 Prozent der Sitze im Bundestag zu erreichen. Nach einer Wahl führen sie Gespräche über ein gemeinsames Regierungsprogramm und bestimmen unter anderem, wer Bundeskanzler werden soll.
Dieser wird dann mit der Stimmenmehrheit einer solchen Koalition im Bundestag gewählt. In der Regel besetzt der Spitzenkandidat des stärksten Bündnispartners das Amt.
Warum dennoch einige für Scholz & Co. stimmen
Auch wenn die Fünf nicht direkt ins Kanzleramt gewählt werden können, hat ein Teil der Wahlberechtigten in Deutschland dennoch die Möglichkeit, bei Merz, Scholz, Habeck, Weidel oder Wagenknecht sein Kreuz zu setzen. Denn sie alle bewerben sich auch wieder auf einen Sitz im Bundestag.
Der CDU-Vorsitzende tritt im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen) an, der Bundeskanzler in Potsdam (Brandenburg), der Vizekanzler in Flensburg-Schleswig (Schleswig-Holstein) und die AfD-Chefin im Bodenseekreis (Baden-Württemberg), um dort jeweils das Direktmandat zu holen. Insgesamt gibt es 299 Wahlkreise. Nur Wagenknecht verzichtet auf eine Direktkandidatur.
Direktkandidat:innen stehen jeweils in ihren Wahlkreisen namentlich auf dem Wahlzettel - und können daher mit der Erststimme gewählt werden.
Polit-Promis werden gerne über die Liste abgesichert
Da der Bundestag mindestens doppelt so viele Sitze wie Wahlkreise hat, kommen neben den Erststimmengewinner:innen auch weitere Bewerber:innen zum Zug. Diese können über die Landesliste einer Partei in den Bundestag einziehen - aber nur, wenn sie dort zuvor von ihren eigenen Leuten aufgestellt wurden.
Als Vorsichtsmaßnahme, falls Polit-Promis ihren Wahlkreis nicht gewinnen sollten, sichern viele Parteien sie über einen aussichtsreichen Listenplatz in einem Bundesland ab.
Holt eine Partei in einem Bundesland über ihre Zweitstimme mehr Parlamentssitze als sie mit der Erststimme Wahlkreise gewinnt, rücken die Listenkandidat:innen in den Bundestag - der oder die oberste zuerst, dann der oder die zweite und so weiter.
Namen wohl auch in vier Bundesländern vertreten
Weidel steht auf Platz eins der AfD-Landesliste in Baden-Württemberg - und wird damit auf den Wahlzetteln des gesamten Bundeslandes bei der Zweitstimme unter ihrer Partei namentlich aufgeführt sein. Vergleichbares gilt für Scholz in Brandenburg. Alle Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen finden auf ihren Stimmzetteln die Namen von Merz und Wagenknecht, weil beide von ihren Parteien auf Platz eins der Landesliste gewählt wurden. Habecks Name wiederum taucht auf allen Stimmzetteln in Schleswig-Holstein auf.