Arznei Paxlovid
Corona-Medikament illegal weiterverkauft? Bundesweite Ermittlungen gegen Apotheken
- Aktualisiert: 16.01.2024
- 08:28 Uhr
- Anne Funk
Paxlovid soll schnelle Hilfe gegen schwere Corona-Verläufe bringen, einige Apotheker:innen im Bundesgebiet ließen mit dem Medikament aber offenbar ihre Kasse klingeln. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln.
Bei einer akuten Corona-Infektion soll das Medikament Paxlovid vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Vom Bundesgesundheitsministerium wird es kostenlos für Patient:innen zur Verfügung gestellt. An Dritte dürfe es nicht weiter verkauft werden.
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Offenbar war das aber mehreren Apotheker:innen egal: Sie sollen das Medikament illegal ins Ausland verkauft haben. In Bayern wird nun gegen sie ermittelt. "Über die Zahl der unterschlagenen Packungen Paxlovid kann derzeit nur spekuliert werden", erklärte ein Pressesprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) in Nürnberg am Montag (15. Januar). "Wir sind erst am Anfang der Ermittlungen. Es könnte in dem einen oder anderen Ermittlungsverfahren aber schon um einen Schaden in Millionenhöhe gehen." Die Beschuldigten würden der Unterschlagung verdächtigt, auch Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz seien möglich.
Unglaubwürdiger Bedarf
Im Mittelpunkt der Ermittlungen in Bayern stehen demnach acht Apotheken, welche bis zu 2.500 Packungen der Arznei bestellt haben sollen. Mitte Dezember hatten etwa 70 Ermittelnde Objekte in Oberbayern, Mittelfranken, Oberfranken und der Oberpfalz durchsucht und zahlreiche Dokumente sichergestellt.
Auch in Berlin seien insgesamt sechs Apotheken durchsucht worden, so die "Tagesschau". Eine von ihnen soll 1.400 Packungen des Medikaments bestellt haben, eine andere 1.800. In Frankfurt am Main soll eine Apotheke in der Innenstadt sogar fast 10.000 Packungen bestellt haben. Dass diese Zahlen weit über dem tatsächlichen Bedarf liegen, zeigt die Aussage des Berliner Apothekers Max Wilke. "Wir haben je nach Standort unserer Apotheken zwischen fünf und 30 Packungen abgegeben, im ganzen Jahr 2022", zitiert ihn "Tagesschau". 2023 seien es ähnlich viele Packungen gewesen. Er halte es für sehr unglaubwürdig, dass eine einzelne Apotheke mehr als 1.000 Packungen brauchen könnte, so Wilke.
Wie viele der Packungen tatsächlich illegal weiterverkauft worden sind, dazu konnte der Sprecher zunächst keine Aussage machen. Man habe bisher auch keine Spur, wo die Medikamente am Ende gelandet sind. Für die Verdächtigen gelte die Unschuldsvermutung.
Paxlovid war vom Bundesgesundheitsministerium in großer Menge eingekauft worden, allein für 2022 sollten eine Million Packungen bereitstehen, hieß es damals. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte in Kombination mit Impfungen große Hoffnungen in das Medikament gesetzt.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa