Manipulation der Schiedsrichter
Betrug bei Olympia? Vorwurf der systematischen Korruption im Säbelfechten
- Veröffentlicht: 05.08.2024
- 17:19 Uhr
- Michael Reimers
Flächendeckenden Betrug wirft eine Fernsehdokumentation der olympischen Disziplin Säbelfechten vor. Dabei soll es um Manipulation und Korruption der Schiri-Entscheidungen gehen.
Das Wichtigste in Kürze
Einer Fernsehdokumentation zufolge wird im olympischen Säbelfechten systematisch betrogen.
Ein Ex-Schiedsrichter und ein Kampfrichter, auch schon bei Olympia eingesetzt war, erhoben die Vorwürfe in der ARD.
Demnach werden Schiedsrichter im Fechten eingeschüchtert und mit Geld bestochen.
Als ungeheuerliche Enthüllung bei Olympia betitelt ein Bericht von sport1.de die Dokumentation der ARD-Sportschau "Hinweise auf Schiedsrichter-Manipulation im Fechten", die am 4. August spätabends ausgestrahlt wurde. Darin geht es ums Säbelfechten und um Betrug bei den Olympischen Spielen.
In erstaunlicher Offenheit kommen darin dem Bericht zufolge zwei prominente Zeugen zu Wort, die Journalist Hajo Seppelt von skandalös anmutenden Vorgängen im Säbelfechten erzählen. Beide erklären, dass auf die Schiedsrichter der olympischen Sportart massiv Einfluss genommen wird, mit finanziellen Anreizen oder großem Druck.
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Ehemaliger Schiedsrichter geht an die Öffentlichkeit
Ex-Schiedsrichter Marcus Schulz hatte sich schon vor einiger Zeit in den USA an die Öffentlichkeit gewandt, fand dort allerdings kaum Beachtung. Nun berichtete er dem Bericht zufolge der ARD von einem konkreten Manipulationsversuch, wie er von einem im Fechtsport bestens vernetzten Trainer kontaktiert worden sei.
"Marcus, wärst du bereit, einen gewissen Vorteil anzunehmen?", habe dieser zu ihm gesagt: "Ich sagte: 'Wofür?'" Der namentlich nicht genannte Trainer habe daraufhin geantwortet: "Für den und den Fechter würden wir dir 5.000 Euro bieten." Schulz habe erwidert: "'Auf gar keinen Fall." Daraufhin habe ihm der Trainer gedroht: "Sei nicht naiv! So wirst du es nie nach oben schaffen! Sie werden dich nie nach oben lassen."
Das ganze System ist drauf ausgelegt, bei Olympia zu betrügen.
Marcus Schulz, Ex-Schiedsrichter im Fechten
Der Ex-Schiedsrichter sagte der "Sportschau": "Das ganze System ist drauf ausgelegt, bei Olympia zu betrügen. Olympia ist die einzige Veranstaltung im Fechten, die weltweite Aufmerksamkeit findet. Darauf läuft alles zu. Deshalb wird bereits im Unterbau so viel wie möglich manipuliert." "Wenn Sie sagen würden, wir haben zehn Elite-Kampfrichter im Säbelfechten, dann sind fünf von denen beeinflussbar. Die reichen ihnen, um ein komplettes Turnier zu manipulieren."
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Vorwurf des systematischen Betrugs bei Olympia
Ex-Kampfrichter Joachim Wargalla, der bereits bei Olympia beim Säbelfechten im Einsatz war, bestätigte die Vorwürfe von Schulz: "Ein bezahlter Kampfrichter, dem man sagt, was er zu tun hat, erfordert gar kein Bestechungsgeld. Ihm wird gesagt, wer gewinnen soll. Und wenn er das nicht macht, verliert er seinen Job oder wird nicht mehr eingesetzt."
Das Problem sei das Regelwerk, so Wargalla. Es sei so "kompliziert geworden, dass es extrem interpretierbar ist. Es ist damit auch manipulierbar für den Kampfrichter. Ich kann heute in etwa 50 Prozent der Fälle, in denen beide Fechter aufeinanderzutürmen und sich treffen, nicht entschieden. Ich weiß nicht, warum der Treffer so fällt. Solange das Säbelfechten in der Form manipulierbar ist, sollte es nicht im olympischen Programm weitergeführt werden."
- Verwendete Quellen:
- sportschau.de: "Hinweise auf Schiedsrichter-Manipulation im Fechten"
- sport1.de: "Ungeheuerliche Enthüllung bei Olympia"