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Rimini und Co.

Algenschaum vertreibt Touristen von den Stränden der Adria 

  • Aktualisiert: 29.07.2024
  • 17:20 Uhr
  • Christina Strobl
Auf dem Adriatischen Meer schwimmen schleimige Algen.
Auf dem Adriatischen Meer schwimmen schleimige Algen.© Roberto Danovaro/dpa

Aktuell sind die Strände rund um die Adria mit Algenschaum übersät. Der Schleim ist zwar nicht gesundheitsschädlich, verhindert aber auch ekelfreies Baden. Die hohen Wassertemperaturen sind der Hauptgrund für den Schleim.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Rund um das Adriatische Meer sind die Strände mit Algenschaum übersät.

  • Auch wenn der Schleim nicht gesundheitsschädlich ist, vertreibt er viele Tourist:innen von den Stränden, wodurch die gesamte Branche leidet.

  • Ausschlaggebend für die großen Mengen an Algenschaum sollen die hohen Wassertemperaturen sein.

Viele freuen sich das ganze Jahr auf ihren Strandurlaub. Entsprechend enttäuschend muss es sein, wenn Urlaubern und Urlauberinnen beim Baden im Meer der Ekel überkommt. Denn manche Strände rund um die Adria sind nicht nur von Badenden besetzt, sondern auch von Algenschleim.

Algenschleim ekelt die Tourist:innen

Der glitschige Schaum an der Wasseroberfläche, ist vor allem an den Stränden in Italien, aber auch in Kroatien und Slowenien zum Ekelgaranten für die Urlauber:innen geworden. Der Schleim ist mal mehr und mal weniger dick, mit Bläschen durchsetzt und hat eine weiß-gelbliche Farbe, die bis ins Bräunliche geht. Die Gesundheit gefährdet der Schleim nach einhelliger Einschätzung der Wissenschaft nicht und ist auch nicht giftig.

Das aktuelle Strandbild an der Adria ist demnach keines, wie es in Reisebüros beworben wird. Den Anfang nahm die Plage vor ein paar Wochen im Norden der Region, im Golf von Triest. Dabei blieb es jedoch nicht. Da sich der Algenschleim aber ausbreitet, sind inzwischen weitere Städte betroffen, Ravenna zum Beispiel, die Urlauberhochburg Rimini oder Ancona, weiter südlich.

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In Kroatien ist es zurzeit unerträglich heiß. Selbst eine Abkühlung im Adriatischen Meer ist nicht möglich.

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"Meeresrotz" verdirbt Urlaubsgeschäft

Der italienische öffentlich-rechtliche Fernsehsender "Rai" startete eine Umfrage am Stadtstrand in Ancona. Fast sämtliche Befragte sollen demnach gesagt haben, dass man zwar durchaus baden gehen könne, man im Anschluss jedoch unbedingt duschen müsse. "Klebrig", meinte einer der Einheimischen. Andere klagen darüber, dass es auf der Haut kribbelte.

Die Menschen, die rund um das Adriatische Meer leben, also das Stück Mittelmeer zwischen Italien und dem ehemaligen Jugoslawien sowie Albanien, haben jedoch durchaus Erfahrung mit dem Naturschleim: Bereits Ende der 1980er, Anfang 1990er Jahre war die Lage schon einmal so schlimm, wie sie es aktuell ist. Mehrere Jahre verdarb der sogenannte "Meeresrotz" den hiesigen Hotels das Geschäft. Auch 2006/2007 hatte sich Mucillagine, wie der Schleim auf Italienisch heißt, in der Region ausgebreitet.

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Meeresbiologe: "Adria ist ein tropisches Meer geworden"

Der Grund dafür liegt bei hohen Temperaturen des Meeres dort. Vor einigen Tagen wurden 30 Grad Wassertemperatur gemessen. Manche Algenarten vermehren sich bei diesen Konditionen besonders gut. Auch der viele Regen im vergangenen Frühjahr soll seinen Teil dazu beigetragen haben, da dadurch viel Wasser ins Meer gespült wurde, was zur Algenblüte beitrug. Der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" sagte der Meeresbiologe Roberto Danovaro von der Universität Ancona: "Die Adria ist ein tropisches Meer geworden. Wir sind jetzt auf dem Niveau der Malediven, nur ohne die tropische Farbe."

Sicher ist, dass Italiens längster Fluss, der Po, enorme Mengen Düngemittel, Pestizide und Fäkalien aus der Landwirtschaft in die Adria spült. "Wenn alle diese Faktoren zusammenkommen, können aus einigen Hundert Algen innerhalb weniger Tage Hunderte Millionen werden", so Danovaro.

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Am meisten leiden Tourismusbranche und Fischereien

Doch nicht nur die Tourismus-Branche leidet unter der Algenschaum-Plage. Auch Fischereien sind betroffen: Wegen des Schleims kommen manche kleinere Boote nicht mehr aufs offene Meer hinaus, da es die Schiffsschrauben nicht schaffen. Kommen die Boote doch durch, müssen die mechanischen Teile oft in mühevoller Arbeit vom Schleim gereinigt werden. Auch soll es immer wieder Schäden an den Fischernetzen geben. Der Branchenverband Fedagripesca forderte deshalb nicht nur Hilfe vom Staat, sondern auch die Einsetzung einer Expertenkommission.

Trotz der aktuellen Probleme, die der Schaum mit sich bringt, ist der Meeresbiologe Danovaro jedoch optimistisch: Alles in allem sei die Adria heute weniger verschmutzt als noch vor 40 Jahren, sagt er der Zeitung. Forscher:innen zufolge soll der Algenschleim derzeit auch an vielen Stellen schmelzen, was auf Bakterien zurückzuführen sei. Diese zersetzen den Schleim - vielleicht noch vor der nächsten Welle an Urlauber:innen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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