Söder-Vize unter Druck
Aiwanger sagt, er sei "Menschenfreund" und "in den letzten Jahren kein Antisemit"
- Veröffentlicht: 31.08.2023
- 13:20 Uhr
- Lena Glöckner
Hubert Aiwanger ist aktuell bemüht, den Vorwürfen aus seiner Schulzeit etwas entgegenzusetzen. Am Rande eines öffentlichen Auftritts sagte er nun: "Ich sag: Seit dem Erwachsenenalter – kein Antisemit" - und wirft damit Fragen auf.
In der Affäre um ein altes antisemitisches Flugblatt lässt der Druck auf Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger nicht nach. Unklar ist, wann der Freie-Wähler-Chef die schriftlichen Antworten auf 25 Fragen übermittelt, die Ministerpräsident Markus Söder zeitnah gefordert hatte. Zuletzt setzte Aiwanger sich öffentlich zur Wehr, nachdem weitere Vorwürfe zu seiner Schulzeit laut geworden waren.
Auf Aiwangers Account im Online-Netzwerk X (früher Twitter) wurde am späten Mittwochabend folgende Nachricht veröffentlicht: "Es wird immer absurder. Eine andere Person behauptet, ich hätte Mein Kampf in der Schultasche gehabt. Wer lässt sich solchen Unsinn einfallen!?" In aller Regel verfasst der Freie-Wähler-Chef sämtliche Posts selbst. Ob das auch diesmal der Fall war, dafür gab es zunächst keine Bestätigung.
Aiwanger kann für die letzten Jahre "alle Hände ins Feuer legen"
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor eine nicht namentlich genannte frühere Mitschülerin Aiwangers zitiert, dieser habe oft Adolf Hitlers "Mein Kampf" in der Schultasche mit sich geführt. Sie könne dies bestätigen, weil sie das Buch selbst in der Hand gehalten habe.
Am Mittwochnachmittag (30. August) wies Aiwanger die Vorwürfe auch gegenüber Reporter:innen entschieden zurück. Er könne für die vergangenen Jahrzehnte "alle Hände ins Feuer legen", so der Freie-Wähler-Chef in Donauwörth auf eine Frage des Senders Welt. Es könne sein, dass in der Jugendzeit Dinge so oder so interpretiert werden könnten, "was als 15-Jähriger hier mir vorgeworfen wird", erklärte er im Anschluss. Es wundere ihn, was über die Jugendzeit diskutiert werde, so Aiwanger. Und er betonte: "Aber auf alle Fälle, ich sag: seit dem Erwachsenenalter, die letzten Jahrzehnte: kein Antisemit, kein Extremist, sondern ein Menschenfreund."
Aiwanger-Schule hat keine Unterlagen zum Flugblatt-Vorfall mehr
Derweil wurde bekannt, dass es am früheren Gymnasium von Aiwanger keine Akten mehr zum Flugblatt-Vorfall und etwaigen Konsequenzen gibt. "Nach Auskunft des aktuellen Schulleiters des Burkhart-Gymnasiums Mallersdorf-Pfaffendorf sind an der Schule keine Unterlagen zur Behandlung des Falls Aiwanger im Schuljahr 1987/88 vorhanden", teilte ein Sprecher des Ministeriums auf dpa-Anfrage mit.
Auch an der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Niederbayern lägen nach dessen Auskunft zu der Angelegenheit keine Unterlagen vor. Weitere Prüfungen müssten gegebenenfalls noch abgewartet werden. "Das Staatsministerium steht mit der Schule in Kontakt", heißt es vom Ministerium.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa