Tourismus
Urlaub auf einem Vulkan: Kein Problem, wenn du vorsichtig bist
- Aktualisiert: 24.02.2024
- 05:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
Vulkane, glühende Lavaströme und brodelnde Krater lassen sich besichtigen - vorausgesetzt, du hältst dich an ein paar Sicherheitsmaßnahmen. Wie der Trip auf einen feuerspeienden Berg funktioniert, warum er lebensgefährlich sein kann und worauf du achten solltest, liest du hier.
Das Wichtigste zum Thema Vulkan-Tourismus
Es gibt rund 1.500 aktive Vulkane. Als aktiv gilt ein Vulkan, wenn er seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren mindestens einmal ausbrach.
Jährlich kommt es zu rund 50 Ausbrüchen - vor allem entlang der Plattengrenzen der Erdkruste. Auch nach Tausenden Jahren Ruhe können erloschene Vulkane wieder aktiv werden.
Vulkan-Tourismus boomt: Dutzende Reiseveranstalter:innen bieten weltweit exklusive Touren auf zu und auf aktive Vulkane an.
Die Royal Geographic Society warnt vor wachsenden Risiken. Notfallbehörden in Ländern wie Island klagen über immer mehr Vulkan-Touristen, die versuchen, einen Ausbruch mit dem Smartphone zu filmen.
Das solltest du vor einem Vulkan-Urlaub wissen
🌋 Selten bricht ein Vulkan ohne Vorwarnung aus. Meist kündigt sich dies durch erhöhte Aktivität schon Wochen vorher an. Im Idealfall bist du nie ohne eine einheimische Reiseführerin oder einen Reiseführer unterwegs.
👞 Deine Ausrüstung: Neben wetterfester Trekking-Bekleidung brauchst du unbedingt Bergschuhe, Gas-Maske, Steinschlag-Helm, Handschuhe, Sturmhaube, Stirnlampe und Schutzbrille.
⛺️ Wenn du über Nacht bleiben willst, solltest du im Rucksack ein windstabiles Zelt, einen warmen Schlafsack und eine Isomatte haben.
📸 Vulkan-Fotografie für Profis: Du solltest immer mit dem Wind im Rücken fotografieren, damit du keine Asche und gefährliche Gase abbekommst. Ein Stativ ist vor allem bei den windigen Verhältnissen ratsam.
Vulkan-Tourismus: Hotspots für Vulkan-Fans
Hotspots für Vulkan-Fans
Berge explodieren: Darum gilt Vorsicht beim Vulkan-Tourismus
Vulkane entstehen häufig an den Rändern von Erdplatten, an denen diese auseinanderdriften oder kollidieren. In Folge dessen steigt flüssiges Gestein (Magma) aus dem Erdinneren auf. (Hier kannst du mehr über die Plattentektonik erfahren.) Erreicht das Magma die Oberfläche, dehnen sich darin enthaltene Gase aus. Das Gestein wird dann als Lava häufig explosionsartig herausgeschleudert.
Das kann in ständigen kleinen Ausbrüchen erfolgen wie am italienschen Stromboli. Oder der Druck entlädt sich in einer einzelnen, dafür aber gewaltigen Eruption wie beim philippinischen Pinatubo 1991 auf den Philippinen.
Lava und mitgerissenes Gestein gehen dann als feine Asche und fetzenförmigen Bomben in der unmittelbaren Umgebung des Vulkans nieder. Noch gefährlicher für Vulkantouristen sind aber schnelle Lava- und vor allem pyroklastische Ströme, bis zu 900 Grad heiße Mischungen aus Asche und Gas, die lawinenartig die Vulkanhänge herunterströmen.
Whakaari: Der Ausbruch des Ausflugsvulkans auf White Island
Wie gefährlich Vulkantourismus sein kann, zeigte der Ausbruch des Vulkans auf White Island (in Maori-Sprache: Whakaari) in Neuseeland 2019. Die Insel war ein beliebtes Ausflugsziel für Vulkantourist:innen, als der Stratovulkan am 9. Dezember unerwartet ausbrach. Von den 47 Menschen auf der Insel tötete die heftige Eruption 22. Die verbleibenden wurden teilweise heftig von heißem Dampf verbrüht.
Die Überlebenden mussten zusammengedrängt auf einem Felsvorsprung ausharren, bevor sie gerettet werden konnten.
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Vulkan besteigen: Auch für Vulkanologen lebensgefährlich
Hier kannst du sehen, wie schnell sogar Profis wie Vulkanolog:innen von Lavamassen überrascht werden können, wenn sie nicht aufpassen. Wie du im Video siehst, kann sich der Wissenschaftler nur im letzten Augenblick vom Rand eines überschwappenden Lava-Sees retten.
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Vulkan-Tourismus: Interview mit Dr. Thomas Walter
❓ Sind Vulkan-Reisen beliebter geworden?
💬 Entlegene Gegenden und Vulkane werden zunehmend touristische Ziele wie etwa Regionen in Lateinamerika, Asien, den Kurilen und Kamchatka.
❓ Was ist die Faszination am Vulkan-Tourismus?
💬 Die Beobachtung der aktiven Erde, hoher Temperaturen und Gefahren sind für eine breite Öffentlichkeit faszinierend. Nirgends sonst kann der Laie besser das System Erde, den Nutzen und die Risiken besser begreifen.
❓ Kann denn jeder so einfach auf einen aktiven Vulkan steigen?
💬 Meist ja. Man sollte aber vorher die Webseiten der involvierten Beobachtungszentren studieren. Bei Unsicherheiten sollte ein lokaler Führer angeheuert werden, was die meisten Touristen auch machen.
❓ Geht es also nur darum, ob ein Vulkan noch aktiv ist?
💬 Ein größeres Problem als die Vulkantätigkeit ist die alpine Bergtour, die oft mit Vulkantouren einhergeht. Ich habe wiederholt deutsche Touristen in Flipflops auf dem Gipfel des über 3.000 Meter hohen Ätna beobachtet. Einige von ihnen mussten sehr aufwändig "gerettet" werden.
❓ Welche Gefahren werden oft unterschätzt?
💬 Hochalpine Touren, am Teide auf Teneriffa sogar in über 4.000 m Höhe, mit beträchtlichen Temperatur-Schwankungen, unstabilen Wetterlagen sind sicherlich ein Problem. Daher empfiehlt sich gute Kleidung in Schichten, Wind-, Regen- und auch Sonnenschutz sowie stabile Wanderschuhe.
❓ Was sollte man vor einer Vulkanreise sonst noch beachten?
💬 Spontane Touren auf einen Vulkan sind gefährlich. Eine gute Vorbereitung ist wichtig. Ähnlich wie bei anderen Bergtouren muss man das Wetter und die Prognosen genau beobachten. Und man sollte die Warnungen der Vulkanobservatorien ernst nehmen.
🔎 Zur Person: Dr. Thomas Walter ist Vulkanologe am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ).