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Wildkatzen

Luchse in Deutschland: Wie gefährlich sind die Raubkatzen?

  • Aktualisiert: 04.12.2023
  • 08:52 Uhr
  • Claudia Frickel
Ein Luchs in Deutschland
Ein Luchs in Deutschland© IMAGO/Martin Wagner

Sie sind die größten Raubkatzen Europas und bei uns fast ausgestorben: Jetzt sollen Luchse nach Deutschland zurückkehren. Aber sind sie gefährlich, und was tust du, wenn du einer von ihnen begegnest? Die Antworten darauf gibt es hier.

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Luchse in Deutschland: Das Wichtigste in Kürze

  • Luchse gehören zu den größten Land-Raubtieren in Deutschland und Europa – nach Braunbären und Wölfen. Zugleich gelten sie als die größten Wildkatzen, die hier heimisch sein.

  • Bis 1960 galt das Tier zumindest in Westeuropa als beinahe ausgerottet. Sie sind bei uns immer noch vom Aussterben bedroht.

  • Ohren wie ein Luchs: Die scheuen Katzen erkennst du an ihren markanten Pinselohren. Mit denen können sie sehr gut hören.

  • Seit einigen Jahren gibt es Bemühungen, die Tiere wieder anzusiedeln. Inzwischen leben knapp 200 Luchse in Deutschland. 

Fakten zum Eurasischen Luchs
Fakten zum Eurasischen Luchs© Galileo

Der Luchs-Steckbrief

Wissenschaftlicher Name: Lynx lynx (Eurasischer Luchs)

Ordnung: Raubtiere

Familie: Katzen

Gattung: Luchs

Lebensraum: Skandinavien, Mitteleuropa, Nordasien, China und Naher Osten

Größe: 80 bis 120 Zentimeter lang, 50 bis 70 Zentimeter hoch

Farbe: rötlich bis gelbbraun, im Winter graubraun, dunkle Tupfen

Lebenserwartung: 10 bis 15 Jahre, in Gefangenschaft bis 25 Jahre

Nahrung: Rehe, Mäuse, Hasen, Gämse, Murmeltiere, Füchse, Marder und Hirsche

Feinde: Menschen, Wölfe, Vielfraße, Braunbären

Verhalten: dämmerungs- und nachtaktiv

Aktueller Bestand: vom Aussterben bedroht (in Deutschland)

Die Pinselohren gehören zu den typischen Erkennungsmerkmalen eines Luchses.
Die Pinselohren gehören zu den typischen Erkennungsmerkmalen eines Luchses.© IMAGO/Martin Wagner
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Eurasische Luchse: Darum wurden sie fast ausgerottet

  • 🌳 Luchse wohnten früher in vielen unserer Wälder. Doch sie verloren immer mehr von ihrem Lebensraum, je weiter sich Menschen ausbreiteten. Wälder wurden gerodet, um Platz für Ackerflächen zu machen.
  • 🐔 Die Tiere hatten einen schlechten Ruf und galten als gefährlich und hinterlistig. Auf der Suche nach Futter machten sich Luchse manchmal über Schafe, Hühner und Ziegen her.
  • 🎯 Ins Visier von Jäger:innen und Wilderer:innen gerieten die Wildkatzen obendrein wegen ihres schönen Fells.
  • 💀 Luchse wurden so sehr gejagt, dass sie im 19. Jahrhundert fast überall in West- und Mitteleuropa ausgerottet waren. Im Bayerischen Wald wurde 1846 das letzte Exemplar erlegt.
  • 🗓️ Bei der Wiederansiedlung der Tiere war die Schweiz der Vorreiter. Anfang der 70er-Jahre wurden dort die ersten Luchse ausgesetzt. Wenige Jahre später folgte der Bayerische Wald dem Beispiel.

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Lebensraum von Luchsen: Wo die Raubkatzen daheim sind

Luchse wandern als Einzelgänger durch Waldgebiete. Nur in sehr weit nördlichen Gegenden der Erde streifen die Tiere durch weite Gegenden ohne Bäume, in der Tundra.

Die Tiere sind nachts oder in der Dämmerung immer auf den gleichen Wegen unterwegs, den Wechseln. Dank ihres getupften Fells fallen sie zwischen Bäumen, Blättern und Ästen kaum auf und sind gut getarnt.

Die Wildkatzen leben in großen Revieren mit einer Größe von 100 bis 700 Quadratkilometern. Diese Regionen markieren sie mit Urin.

In einem Territorium sucht sich jeder Luchs mehrere geschützte Ruheplätze, an denen er sich zurückziehen kann. Das können beispielsweise Höhlen sein.

Hier streift ein Baby-Luchs im Wiener Zoo umher

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Wo in Deutschland sind heute Luchse daheim?

  • Knapp 200 Luchse leben heute in Deutschlands. Diese Zahlen hat das Bundesamt für Naturschutz zuletzt 2021 veröffentlicht. Darunter waren rund 60 Jungtiere.
  • Das ist ein Fortschritt: Bei der Erhebung davor zählten die Expert:innen noch 137 ausgewachsene und junge Luchse. Es sind aber immer noch viel zu wenig Tiere, um ein Überleben der Art bei uns zu sichern.
  • Die Regionen, in denen Luchse hauptsächlich wohnen, sind: Bayerischer Wald, Harz, Spessart, Sächsische Schweiz, Pfälzerwald, das Fichtelgebirge. Einzelne Tiere wurden zudem in anderen Gegenden gesichtet. Im kommenden Jahr sollen die Katzen obendrein im Thüringer Wald angesiedelt werden.
  • Viele Luchse bekommen einen Sender, bevor sie in die freie Natur verschwinden. So können die Behörden nachvollziehen, wo sie sich befinden.
  • Nicht überall sind Luchse willkommen. Landwirt:innen fürchten teilweise um ihre Nutztiere. Tatsächlich lauern die Wildkatzen aber hauptsächlich Rehen auf. 
  • Die Tiere stehen zwar unter strengem Schutz, dennoch werden immer wieder welche illegal getötet. Eine große Gefahr sind für sie außerdem die vielen Straßen mit dichtem Verkehr.
Die Pinselohren und der Backenbart sind typische Merkmale von Luchsen.
Die Pinselohren und der Backenbart sind typische Merkmale von Luchsen.© IMAGO/blickwinkel

Luchs-Aussehen: Wie du die Raubkatzen erkennst

Das dichte Fell von Luchsen verhindert, dass sie im Winter frieren. Es ist rötlich bis gelbbraun gefärbt, im Winter erscheint es eher graubraun. Am Bauch und an der Kehle sind die Tiere etwas heller. Die Flecken sehen bei jedem Exemplar anders aus.

Eurasische Luchse sind 80 bis 120 Zentimeter lang und die größten der vier Luchsarten weltweit. Ihre Schulterhöhe beträgt 50 bis 70 Zentimeter. Damit sind sie ungefähr so groß wie ein Schäferhund.

Luchse besitzen lange Haarpinsel an den Ohren: Bis zu fünf Zentimeter können diese messen. Außerdem tragen sie einen Backenbart, der an eine Mähne erinnert. Typisch ist darüber hinaus ein kurzer Stummelschwanz, der an der Spitze schwarz gefärbt ist.

Die großen Pranken des Luchses sind ungefähr dreimal so breit wie die einer Katze. Zusätzlich verfügen sie über lange Beine und dichte Haare an den Pfoten. All das sorgt dafür, dass sie im Schnee nicht einsinken.

Weil seine vorderen Beine kürzer sind als die hinteren, kann ein Luchs ausgezeichnet springen und rennen. Er schafft auf kurze Strecken bis zu 70 Kilometer pro Stunde – Menschen gerade mal 13.

Übrigens: Wenn du es im Wald mal miauen hörst, kann es sich um einen Luchs handeln: Die Tiere klingen ähnlich wie unsere Hauskatzen. Sie können zusätzlich knurren.

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So klingt ein miauender Luchs

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Augen und Ohren wie ein Luchs: So gut hören und sehen die Tiere

  • 🐁 Luchse haben ein hervorragendes Gehör. Sie können das Rascheln einer Maus in 50 Metern Entfernung wahrnehmen – oder ein Reh, das 500 Meter weit weg vorbeiläuft.  
  • 👂 Wahrscheinlich helfen Pinsel und Bart den Raubtieren beim Hören: Die Haare an den Ohren dienen als eine Art Antenne, mit der sie feststellen, woher ein Geräusch kommt.
  • 📣 Den Backenbart können Luchse weit abspreizen. Womöglich fungiert er wie ein Schalltrichter, um Töne besser zu erfassen. Ganz klar ist Forscher:innen die Funktionen der Fellteile aber noch nicht.
  • 👁️ Es heißt nicht nur, dass jemand so gut hören kann wie ein Luchs, sondern auch so gut sehen. Die Augen des Tiers sind sechsmal lichtempfindlicher als die von Menschen. So erkennt es Beute in der Dämmerung und Dunkelheit – etwa einen Hasen in 300 Meter Entfernung.
Ein Luchs trägt seine Beute im Maul, einen Hasen.
Ein Luchs trägt seine Beute im Maul, einen Hasen.© imago images/Ardea

Luchse und ihre Nahrung: Was die Raubkatzen fressen und wie sie jagen

🦷 Luchse pirschen sich lautlos an ihre Opfer heran und überraschen sie mit einem Sprung. Dann packen sie das Tier mit den vorderen Pfoten und töten es, indem sie mit ihren scharfen Zähnen einmal in die Kehle oder das Genick beißen.

🍃 Anschließend verstecken die Raubkatzen ihre Beute, zum Beispiel im Unterholz oder unter Laub. Je nach deren Größe fressen sie tagelang daran.

🦌 Ganz oben auf dem Speiseplan von Luchsen stehen Rehe. Pro Woche müssen sie eins davon erlegen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken - oder ähnlich viel Fleisch zu sich nehmen.

🐇 Sie haben es ebenfalls auf andere Säugetiere abgesehen, etwa Mäuse, Hasen, Kaninchen, Marder, Gämse, Füchse, Eichhörnchen oder junge Wildschweine.

Luchs-Fortpflanzung: Paarung und Nachwuchs

Luchse paaren sich im Februar und März. Diese Zeit wird auch Ranz genannt. Die Männchen ziehen herum und suchen nach Weibchen. Manchmal kannst du dann ihre lauten Rufe oder ihr Miauen hören. 

Nach zweieinhalb Monaten kommen ab Ende Mai zwei bis fünf Junge auf die Welt. Die Mutter sucht sich für die Geburt ein geschütztes Versteck.

Die Kleinen sind blind und hilflos. Mit gerade einmal 300 Gramm wiegen sie so wenig wie drei Tafeln Schokolade. Die Augen öffnen sie nach zwölf Tagen, gesäugt werden sie fünf Monate lang. 

Sind sie ein halbes Jahr alt, fangen die jungen Luchse an zu jagen. Sie bleiben bis zum nächsten Frühjahr bei ihrer Mutter. In freier Natur können die Raubkatzen zehn bis 15 Jahre alt werden. 

Ein kleiner Luchs erkundet seine Umgebung.
Ein kleiner Luchs erkundet seine Umgebung.© IMAGO/imagebroker

Sind Luchse gefährlich?

  • Luchse sind nicht gefährlich, auch wenn es sich um Raubkatzen handelt. Die Tiere sind sehr scheu. Seit der Wiederansiedlung in Deutschland gab es keine gravierenden Zusammenstöße mit Menschen. 
  • Die Tiere haben kein Interesse an Menschen, außerdem sind sie Meister der Tarnung. Du wirst sie also wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen.
  • Falls du doch mal einem Luchs im Wald begegnest: Bleib ruhig und lass das Tier in Ruhe. Ziehe dich langsam zurück.
  • Einen Hund solltest du in Gegenden mit Luchsen lieber anleinen, damit er die Raubkatze nicht stört oder zum Angriff reizt. 

Häufige Fragen zu Luchsen

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