Gut zu wissen
Wildschwein-Alarm: Vorsicht, wenn es im Wald nach Maggi riecht!
- Aktualisiert: 10.04.2024
- 14:24 Uhr
- Claudia Frickel
Im Wald, in Parks und sogar in der Stadt tummeln sich immer mehr Wildschweine. Kein Wunder: Ihre Lebensbedingungen sind immer besser geworden. Aber Achtung: Wenn dir eines begegnet, kann das gefährlich werden. Was du über Wildschweine wissen musst und wie du dich schützt.
Das musst du über Wildschweine wissen
Wildschweine sind die Vorfahren unserer Hausschweine. Sie gehören zu den größten Tieren in Mitteleuropa, die noch wild leben.
Das Schwarzwild kommt überall auf der Welt vor. In unseren Wäldern ist die Population seit den 1990er-Jahren explosionsartig gewachsen - obwohl die Tiere gejagt werden. Zwei Millionen Wildschweine streifen in Deutschland herum, Tendenz steigend.
Die Allesfresser sind sehr anpassungsfähig und ihre Lebensbedingungen gut: Milde Winter, vermehrter Mais-Anbau und fehlende natürliche Feinde machen Deutschland für sie zum Schlaraffenland.
Die Tiere haben ein unverkennbares Aussehen: ein dunkles, borstiges Fell, einen großen Rüssel und markante Hauer. Übrigens: Weibchen heißen Bachen, Männchen Keiler und die Jungen Frischlinge.
Wildschweine sind stark und schnell - und oft in Gruppen unterwegs, den sogenannten Rotten. Wenn sie sich bedroht fühlt, greifen sie auch Menschen an. Achte darum lieber auf den typischen Geruch, den die Tiere verbreiten. Mehr dazu unten.
Im Clip: Was hat unser Körper mit Wildschweinen gemeinsam?
Der Wildschwein-Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Sus scrofa
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Echte Schweine (Suidae)
Lebensraum: Europa und Asien, inklusive Russland, China und Japan; seltener in Afrika
Größe: Kopf-Rumpf-Länge der Bachen: 130 bis 170 Zentimeter; Länge der Keiler: 140 bis 180 Zentimeter
Gewicht: bis 150 Kilogramm (Bachen), bis 200 Kilogramm (Keiler)
Farbe: braun-schwarz-graues Fell
Lebenserwartung: in freier Natur 8 bis 10 Jahre, in Gefangenschaft bis 20 Jahre
Nahrung: Bucheckern, Eicheln, Würmer, Schnecken, Mäuse, Nüsse, Kastanien, Früchte, Aas, Insekten, Gräser, Pilze, Wurzeln, Knollen, Engerlinge, Muscheln, Vogeleier, Mais, Kartoffeln
Feinde: Wölfe, Bären, Menschen; für Frischlinge: Luchse, Füchse, Uhus
Verhalten: Bachen und Frischlinge leben in Rotten, Keiler sind Einzelgänger
Aktueller Bestand: zwei Millionen in Deutschland; nicht gefährdet
Wildschwein-Bilder: Frischlinge und erwachsene Tiere in freier Natur
Wildschweine: Pass auf, wenn es nach Maggi riecht!
Gewicht, Zähne, Borsten und Größe - so sehen Wildschweine aus
🌍 Wildschweine gehören zu den größten Säugetier-Arten in Europa. In Mitteleuropa sind die Paarhufer kleiner als in Russland.
🐗 Es gibt insgesamt 17 Arten. Die größte ist das afrikanische Riesenwaldschwein mit bis zu 210 Zentimetern. Das bedrohte Zwergwildschwein lebt in Asien und wird nur 65 Zentimeter lang.
🐽 Der Kopf von Wildschweinen ist wie ein Keil geformt. Er geht ohne Hals in den massigen Körper über. Sie besitzen einen Rüssel sowie kleine Ohren und Augen. Am Hintern baumelt ein kurzer Schwanz. Das Fell ist mit Borsten bedeckt und grau-braun gefärbt.
♂ Keiler können bei uns 180 Zentimeter lang und 200 Kilogramm schwer werden. Ihre großen Eckzähne ragen oben und unten aus dem Maul hervor. Weil sie gebogen sind und ständig aneinander reiben, sind sie messerscharf. Diese Hauer dienen als Werkzeug und Waffe.
♀ Bachen messen in Mitteleuropa bis 170 Zentimeter und bringen maximal 150 Kilogramm auf die Waage. Ihre Eckzähne sind kürzer als bei den Keilern.
Wildschwein und Hausschwein: Was ist der Unterschied?
- Wildschweine sind die Vorfahren unserer Hausschweine. Sie durchstreifen seit Millionen von Jahren die Wälder.
- Vor mehr als 5.000 Jahren haben Menschen begonnen, die wilden Schweine zu domestizieren - wahrscheinlich zeitgleich mit Ziegen, Schafen und Rindern. Dann nutzten sie die Tiere als Fleisch-Lieferanten.
- Alle Rassen von Hausschweinen stammen von Wildschweinen ab. Seit 200 Jahren werden Schweine intensiv gezüchtet.
Hausschweine
- Hausschweine besitzen einen gedrungenen Körper mit langem Rücken und kurzen Beine. Viele der domestizierten Tiere haben einen Ringelschwanz.
- Weil das Unterfell weggezüchtet wurde, schimmert die Haut von Eber, Sau und Ferkel durch - dadurch wirken sie rosa. Sie haben obendrein weniger Haare, die zudem heller sind.
- Mit einer Länge von um die 110 Zentimetern und einem Gewicht bis 130 Kilogramm sind domestizierte Schweine kleiner und leichter.
Wildschweine
- Wildschweine sind mit langen Beinen ausgerüstet, mit denen sie zur Not schnell fliehen können. Der Rücken ist ebenso wie der borstige Schwanz kürzer.
- Ihr dichtes, braunes Fell hat ein Unterfell, das sie vor Kälte schützt.
Gemeinsamkeiten zwischen Haus- und Wildschweinen
- Die wilden und die domestizierten Tiere haben noch vieles gemeinsam. Beide leben am liebsten in Gruppen - jedenfalls Weibchen und Jungtiere.
- Sie sind Allesfresser und wühlen gern in der Erde herum. Außerdem verständigen sie sich mit Grunz-Lauten.
- Alle Schweine sind intelligent und langweilen sich schnell, wenn sie keine Beschäftigung haben.
Wildschweine spazieren durch die Stadt
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Lebensraum: So hausen und verhalten sich Wildschweine
💧 Wildschweine brauchen in ihrem Umfeld vor allem zwei Dinge: genug Verstecke und Wasser. Abgesehen davon sind sie anspruchslos und passen sich an die Umgebung an.
🌳 Sie leben zum Beispiel in Wäldern, Feldern und an Seeufern, in anderen Teilen der Welt auch in Sümpfen, Reisfeldern oder im Hochgebirge. Bei uns mögen sie Laub- und Mischwälder mit weichem Boden.
👩👩👧👦 Die geselligen Tiere tummeln sich in Familien-Verbänden. Dazu gehören aber nur Bachen und Frischlinge. Erwachsene Keiler sind Einzelgänger.
🌙 Schwarzwild kann je nach Umgebung tag- oder nachtaktiv sein. Meist sind sie in der Dämmerung und nachts unterwegs, um Nahrung zu suchen. Tagsüber verstecken sie sich im Unterholz. Darum siehst du sie selten.
🌲 Wildschweine malen gern: So wird es genannt, wenn sie ihren Körper an einen Baumstamm drücken und sich scheuern. Das macht ihnen Spaß. Außerdem suhlen sie sich oft im Schlamm, um abzukühlen und Parasiten loszuwerden.
🌨 Winterschlaf machen Wildschweine nicht: Ihr dickes Fell hält sie auch in der kalten Jahreszeit warm. Bei Frost haben sie allerdings Probleme, Nahrung zu finden. Deshalb sind sie immer öfter in Städten unterwegs.
Fortbewegung: Diese Geschwindigkeiten können Wildschweine erreichen
😴 Wildschweine verbringen einen großen Teil des Tages ruhend. Am liebsten dösen sie im Liegen in sogenannten Kesseln, das sind spezielle Ruheplätze.
🚶 Im normalen Gang legen die Tiere drei bis sechs Kilometer pro Stunde zurück. Zum Vergleich: Ein Mensch läuft in der Zeit 4,5 bis 5,5 Kilometer.
⏱ Wildschweine können aber auch einen Zahn zulegen: Im Trab erreichen sie sechs bis zehn Kilometer pro Stunde - und das bei Bedarf über längere Zeit.
🏃 Müssen sie fliehen, können Wildschweine sehr schnell werden. Dann verfallen sie in einen Galopp und schaffen kurze Zeit 40 Kilometer pro Stunde. Außerdem können sie bis 150 Zentimeter hoch springen, wenn es sein muss.
🏊 Schwarzwild kann sehr gut schwimmen, auch über längere Strecken.
Wildschwein-Nahrung: Was frisst das Schwarzwild?
🍃 Wildschweine sind Allesfresser: Sie vertilgen, was sie kriegen können. Das sind beispielsweise Eicheln, Kastanien und Nüsse, aber auch Gräser, Pilze, Blätter, Früchte und Knollen.
🐌 Außerdem mögen sie Insekten, Schnecken, Würmer und Eier von Vögeln. Aas von toten Tieren verschmähen sie ebenfalls nicht - das hilft ihnen im Winter beim Überleben. Dann zehren sie zusätzlich von Fett-Reserven.
🥔 Mit ihren empfindlichen Nasen und dem sehr guten Geruchs-Sinn erschnüffeln die wilden Schweine Essbares unter der Erde, so wie Wurzeln, Engerlinge oder Kartoffeln. Das buddeln sie dann mithilfe ihrer Eckzähne und Rüssel aus.
🏙 Wenn sie im Wald nicht genug Nahrung finden, wagen sich Wildschweine auf Felder oder in die Städte. Weil immer mehr Mais angebaut wird, haben sie in den letzten Jahrzehnten deutlich vermehrt. In den Städten machen sie sich auch über Müll her.
So grunzen Wildschweine
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Wildschwein-Fortpflanzung: So entstehen die Frischlinge und so wachsen sie auf
Wildschweine paaren sich bei uns meist von November bis Januar. Keiler erkennen am Geruch, wenn Bachen bereit sind. Dann nähern sie sich der Rotte – genau wie andere Keiler. Männchen tragen heftige Kämpfe um die Gunst der Weibchen aus.
Die Tragzeit dauert vier bis fünf Monate. Kurz vor der Geburt zwischen März und Mai baut die Bache eine Art Nest an einem trockenen Ort. Dazu wühlt sie eine Mulde in den Boden und polstert sie aus.
Drei bis zwölf Frischlinge kommen darin zur Welt. Die Kleinen wiegen 800 bis 1.100 Gramm und haben seit der Geburt Haare. Auch sehen können sie schon. Drei Monate lang säugt die Mutter sie.
Nach sechs Monaten verlieren die Frischlinge ihre charakteristischen, hellbraunen Längsstreifen. Nach fünf Jahren sind sie ausgewachsen. Bachen werden mit acht bis zehn Monaten geschlechtsreif, Keiler erst im zweiten Lebensjahr.
Wenn genug Nahrung vorhanden ist, können Wildschweine sich auch mehrmals im Jahr paaren - und die Bachen trächtig werden.
Was solltest tun, wenn du ein Wildschwein triffst?
👃 Wildschweine sind friedliche und scheue Tiere. In der Regel fürchten sie sich vor Menschen und flüchten, wenn einer um die 150 Meter weit weg ist. Ist doch ein Wildschwein in der Nähe, riecht es nach Maggi. Das ist ihr Grundgeruch, der aber stärker wird, wenn sie Angst haben.
🦷 Die Tiere können auch aggressiv reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen. Außerdem sind wilde Schweine, die Menschen gewohnt sind, weniger zurückhaltend. Das kann gefährlich werden, weil sie groß, schwer und schnell sind - und scharfe Zähne haben.
🐕 Und was ist, wenn dein Hund auf ein Wildschwein trifft? Das Wildtier nimmt diesen meist als Feind wahr und greift an - auch dich. Du solltest deinen Hund in Wildschwein-Gebieten immer nah bei dir behalten und nicht durchs Gebüsch oder Dickicht gehen.
🛑 Bachen beschützen ihre Jungen und sind deshalb besonders gefährlich. Versuche nie, die Kleinen zu füttern oder zu streicheln.
🚨 Ein Angriff steht kurz bevor, wenn die Tiere laute Schnauf- und Blas-Geräusche ausstoßen, den Kopf hin- und herwerfen, mit den Zähnen klappern oder den Schwanz aufstellt.
🚧 Wenn du einem Wildschwein begegnest, solltest du ruhig bleiben und dich nicht weiter nähern. Halte Abstand und renne nicht weg. Entferne dich dann langsam. Lasse dem Tier Raum, damit es sich zurückziehen kann. Klettere bei einem Angriff auf einen Baum oder Hochsitz.
Wildschweine, ihre Feinde und die Jagd
- Geschätzte zwei Millionen Wildschweine sind in Deutschland unterwegs.
- Weil ihre natürlichen Feinde wie Wölfe oder Bären kaum noch zu finden sind, können sie sich ausbreiten. In freier Natur werden die Tiere bis zehn Jahre alt.
- Schwarzwild darf in Deutschland ganzjährig gejagt werden. Nur für Bachen mit Frischlingen gibt es eine viermonatige Schonfrist.
- Knapp 688.000 Tiere wurden laut Statista in der Jagdsaison 2020/2021 getötet.
Häufige Fragen zu Wildschweinen
Wildschweine sind Allesfresser. Sie vertilgen zum Beispiel Bucheckern, Eicheln, Nüsse, Gräser, Kastanien, Früchte, Pilze, Wurzeln, Knollen, Würmer, Schnecken, Mäuse, Aas, Insekten, Engerlinge, Muscheln, Vogeleier, Mais und Kartoffeln.
Wildschweine sind überall in Deutschland zuhause. Sie leben dort, wo sie etwas zu fressen finden - also oft in Wäldern und in der Nähe von Wasserstellen.
Wildschweine können bei Gefahr bis zu 40 Kilometer pro Stunde zurücklegen, aber nur kurze Zeit. Im Trab schaffen sie sechs bis zehn Kilometer pro Stunde, auch über längere Zeitspannen.
Wildschwein-Weibchen werden auch Bachen genannt. Die Männchen heißen Keiler.
Ein Frischling ist ein Wildschwein-Junges. Sie werden bis zu einem Alter von einem Jahr so genannt.
Wildschweine können tag- und nachtaktiv sein. Meist dösen sie aber während des Tages und verstecken sich. In der Dämmerung und nachts gehen sie auf Futtersuche.
Wenn du einem Wildschwein begegnest, solltest du ruhig stehen bleiben und es in Ruhe lassen. Ziehe dich langsam zurück. Die Tiere sind eigentlich friedlich und scheu. Es kann aber sein, dass sie sich bedroht fühlen, dann greifen sie an.
In Deutschland leben geschätzt etwa zwei Millionen Wildschweine. Alleine in Berlin sollen laut Expert:innen ungefähr 5.000 Tiere daheim sein.