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Tarantinos Praktiken am Set erklärt

Für Film-Szene gewürgt: Hat Tarantino bei diesen beiden Schauspielerinnen die Grenze überschritten?

  • Aktualisiert: 14.10.2024
  • 14:32 Uhr
  • Luca K. Serdaroğlu
Diese zwei Schauspielerinnen wurden von dem Regisseur persönlich am Set gewürgt.
Diese zwei Schauspielerinnen wurden von dem Regisseur persönlich am Set gewürgt.© Quelle: picture-alliance / dpa | Khayat Nicolas; picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Carlo Allegri; picture alliance / Geisler-Fotopress | Dave Bedrosian/Geisler-Fotopress

Quentin Tarantino ist bekannt für seine kompromisslose Art, Filme zu drehen. Ob riskante Stunts oder kontroverse Entscheidungen – Tarantino kennt keine halben Sachen. Doch hat seine Leidenschaft auch zu extremen Situationen hinter der Kamera geführt? Dieser Artikel zeigt die schockierendsten Geschichten vom Set.

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Es gibt wenig Regisseure, die dieselbe kreative Freiheit wie Quentin Tarantino genießen. Vom Drehbuch übers Casting bis zum finalen Schnitt – der gebürtige Kalifornier hat die komplette Kontrolle über seine Filme. An seinen Filmsets pfuscht kein Produzent oder Studio rein. Denn steht Tarantinos Name auf den Filmpostern, werden die Kinokassen voll. Aber nicht nur die Filmstudios, sondern auch die Schauspieler:innen haben deswegen großes Vertrauen in ihn und tun immer, was er sagt.

Wenn es darum geht, seine Vision zu verwirklichen, steht nichts und niemand dem Schöpfer von „Pulp Fiction" und „Kill Bill“ im Weg. Wenn man einen seiner Filme sieht, bekommt man 100 Prozent Tarantino. Genau das ist es, was seine Fans lieben. Die absolute Kompromisslosigkeit des Regisseurs sorgte aber schon öfter für extreme Situationen am Set, die nicht immer glimpflich ausgegangen sind.

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Was Tarantino sagt ist Gesetz

Achtung: Der folgende Artikel enthält leichte Spoiler zu "Kill Bill - Volume 1" und "Inglourious Basterds".

In einem Interview mit Howard Stern bezeichnet Jamie Foxx den Regisseur als Tyrannen. Foxx, der die Hauptrolle in „Django Unchained“ spielt, meint das jedoch als Kompliment. Auf die Frage, ob er es nicht lieber mag, wenn Regisseure ihm mehr Freiheiten gewähren, antwortete er, dass er auch von einer Klippe springen würde, wenn das Tarantinos Wunsch wäre.  Die Praktiken am Set von Quentin Tarantino sind wohlbekannt. Wie Schauspieler Timothy Olyphant berichtet, erlaubt der Regisseur keine Mobiltelefone in der Nähe seiner Produktionen. Wenn sich jemand aus dem Team oder der Besetzung in irgendeiner Weise danebenbenimmt, macht Tarantino unmissverständlich klar, dass solches Verhalten nicht toleriert wird.

Tarantino selbst – zu Gast beim Talkmaster "Conan"  – hat einmal verraten, dass er diejenigen, die am Set einschlafen, mit einem riesigen Dildo namens „Big Jerry“ bestraft. Dem schlummernden Opfer wird das circa Armlängen große lila Sexspielzeug vors Gesicht geschoben, während ein anderes Crewmitglied ein Foto schießt. Doch erstaunlicherweise enden die Eskapaden am Set des Pulp-Fiction-Machers nicht dort. Sie driften noch weiter in eher verstörende Bereiche ab.

Tarantino liebt praktische Effekte

Zusätzlich zu den strengen Regeln am Set beharrt Tarantino darauf, dass Effekte praktisch und nicht mit dem Computer erzeugt werden. Er gehört auch zu den wenigen Regisseuren, die immer noch ihre Szenen auf Filmrollen statt Digitalkameras aufnehmen, obwohl das die Kosten deutlich erhöht. Der Late Night Talkmaster Bill Maher fragte Tarantino, warum er echte Pistolen mit Platzpatronen benutzt. Schließlich kann heute das Mündungsfeuer auch im Nachhinein über den Computer erzeugt werden. Tarantino antwortete: „Aber das wäre blutlos […] Ich meine, man kann auch digitale Erektionen in einem Porno machen. Aber wer will das schon sehen?“ Der Umgang mit Waffen am Set, selbst wenn diese mit Platzpatronen gefüllt sind, ist nicht ungefährlich. Zum Beispiel hat Alec Baldwin, auf dem Set zum Westernfilm "Rust", die Kamerafrau Halyna Hutchins mit einer solchen Requisiten-Pistole tödlich verletzt.

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Würg-Szene: Wenn es sein muss, macht er es selbst

Diane Kruger als Bridget von Hammersmark
Diane Kruger als Bridget von Hammersmark© picture alliance / Everett Collection | ©Weinstein Company/Courtesy Everett Collection

In seinem Streben nach echten Momenten legt Tarantino aber noch eine Schippe drauf. In Inglourious Basterds soll Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) von Hans Landa (Christoph Waltz) erdrosselt werden. Diane Kruger erzählt: „Quentin sagte, er (Christoph Waltz) wird es nicht richtig machen, es wird entweder zu viel oder zu wenig sein. Ich weiß genau, was ich brauche, und ich denke, ich sollte es einfach selbst machen.“ Zu Gast bei der englischen "Graham Norton Show" ergänzte Tarantino, dass er zu oft schlechte Erwürgungs-Szenen in Filmen gesehen hatte. Es war ihm wichtig, dass das Gesicht in der richtigen Farbe anläuft – dass die Adern an der Stirn anschwellen. Damit Diane Kruger den gewollten „Erdrossel-Look“ bekommt, hat Tarantino sie also, unter Aufsicht einer Stuntperson, tatsächlich gewürgt. Immerhin: Die Szene war nach dem ersten Versuch im Kasten. Scherzend bezeichnete Diane Kruger in einem Interview mit "UI", Tarantino als „hands-on director“ also als Regisseur, der die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt.

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Er hatte auch seine Hände um den Hals von Uma Thurman während der Dreharbeiten zu „Kill Bill - Volume 1“ gelegt. Im finalen Kampf des ersten Teils wird Thurmans Figur von der Killerin Go Go Yubari mit einer Kette fast erdrosselt. Laut Tarantino war die Szene jedoch tatsächlich Thurmans eigener Vorschlag. Er sagte gegenüber dem Online-Magazin "Deadline": „Es war Umas Vorschlag, die Kette einfach um ihren Hals zu wickeln und sie zu würgen. Natürlich nicht für lange. Aber es würde sonst nicht richtig aussehen. Ich kann so tun, als ob ich gewürgt werde, aber wenn du willst, dass mein Gesicht rot wird und mir Tränen in die Augen kommen, dann musst du mich irgendwie würgen.“

Sowohl Thurman als auch Kruger verteidigten den Regisseur. Beide Schauspielerinnen betonten, dass er sie zu nichts gezwungen habe, was sie nicht wollten.

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Diesen Stunt bereut sogar Tarantino

Uma Thurman in der Rolle der rachsüchtigen Braut in "Kill Bill Volume 1"
Uma Thurman in der Rolle der rachsüchtigen Braut in "Kill Bill Volume 1"© picture alliance/United Archives | United Archives / kpa Publicity

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die beiden Kill-Bill-Filme einen Keil in die Beziehung zwischen Thurman und Tarantino trieben. Zumindest für eine gewisse Zeit nach dem Dreh war die Beziehung der beiden angespannt. Während der Dreharbeiten erlitt Thurman schwere Verletzungen bei einer Autoszene. Dabei wurde von Thurman verlangt, auf einer engen und sandigen Straße mit einem Oldtimer zu fahren. Vor dem Dreh hatte die Schauspielerin Angst und teilte Tarantino mit, dass sie die Szene nicht drehen will. Nach langer Diskussion überzeugte Tarantino die Schauspielerin, in das Auto zu steigen und mit 65 km/h auf einer sandigen Straße zu fahren. Tarantino beharrte auf die 65 km/h Marke. Nur bei dieser Geschwindigkeit würden Thurmans Haare schön im Wind flattern. Tarantino testete die Fahrt selbst. Er suggerierte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Eine schicksalsschwere Entscheidung, denn Thurman verlor die Kontrolle über den Oldtimer und raste in einen Baum.

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Über den verheerenden Unfall sagte Tarantino zu Deadline: „Einfach schrecklich. Zu sehen, wie sie am Steuer kämpfte […] mich daran zu erinnern, wie ich immer wieder betonte, dass es sicher sei und dass sie es schaffen würde. Ich habe darauf hingewiesen, dass es eine gerade Straße sei, eine gerade Straße... und dann kam diese leichte S-Kurve aus dem Nichts. Und es hat sie wie einen Kreisel herumgeschleudert. Es war herzzerreißend. Es gehört nicht nur zum größten Bedauern meiner Karriere, sondern ist auch meines Lebens.“

Mittlerweile haben Thurman und Tarantino sich wieder versöhnt. Schließlich war es auch Tarantino, der die Aufnahmen des Unfalls aus dem Archiv holte, damit die Schauspielerin sie veröffentlichen konnte. Übrigens hat die Aufnahme, die mit dem Crash endet, es auch in den finalen Schnitt von „Kill Bill - Volume 2“ geschafft. Das nächste Mal, wenn du den Film anschaust, achte auf die Szene, in der „die Braut“ auf einer sandigen Straße fährt.

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