Olexij Makejew
Ukrainischer Top-Diplomat löst Melnyk als Botschafter ab
- Veröffentlicht: 04.09.2022
- 21:59 Uhr
- dpa
Der ukrainische Botschafter Melnyk ist mit seinen harten Angriffen auf die Bundesregierung zum bekanntesten Diplomaten in Berlin geworden - aber auch zum umstrittensten. Im Oktober geht er zurück nach Kiew. Jetzt steht fest, wer in ablöst.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE:
- Mit Juli wurde Andrij Melnyk als ukrainischer Botschafter in Berlin abberufen.
- Nun ist bekannt, wer Melnyk beerben soll.
- Es handelt sich um den ukrainischen Top-Diplomat Olexij Makejew.
Der ukrainische Top-Diplomat Olexij Makejew wird in wenigen Wochen Andrij Melnyk als Botschafter in Berlin ablösen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe seine Zustimmung zur Nominierung des derzeitigen Sanktionsbeauftragten der Regierung in Kiew für den Posten gegeben, teilte das Auswärtige Amt am Samstag mit. Zuerst hatte die «Welt am Sonntag» berichtet. Melnyk wird am 14. Oktober Berlin verlassen, um einen neuen Posten im Außenministerium in der ukrainischen Hauptstadt zu übernehmen - wahrscheinlich wird er einer von mehreren Vizeaußenministern.
Schon kurz danach wird der 1975 geborene Diplomat Makejew in Berlin erwartet. Er spricht wie Melnyk sehr gut Deutsch sowie Spanisch, Französisch und Englisch und war in früheren Jahren schon einmal an der Botschaft in Berlin tätig. 2014 machte der damalige Außenminister Pawlo Klimkin ihn zu seinem politischen Direktor, 2020 wurde er dann zum Sonderbeauftragten für die Sanktionen gegen Russland ernannt. In dieser Funktion meldet er sich auch öffentlich in Interviews oder auf Twitter zu Wort und fordert derzeit vor allem ein Einreiseverbot für russische Touristen.
Melynk: Harte Kritik an Bundesregierung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den amtierenden Botschafter Melnyk Mitte Juli von seinem Posten abberufen. Melnyk hatte sich nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mit oft harter Kritik an der Bundesregierung einen Namen gemacht.
Seinem Nachfolger empfahl Melnyk kürzlich in einem dpa-Interview eine Doppelstrategie. «Er müsste schnellstmöglich als Diplomat akzeptiert werden, also nett und freundlich sein, um neue Sympathien für die Ukraine zu gewinnen, gerade angesichts der Kriegsmüdigkeit und dieser überzogenen Debatte über einen kalten Winter», sagte der Botschafter. «Auf der anderen Seite glaube ich, dass er nicht umhin kann, auch unbequem und kantig zu sein und die träge deutsche Politelite immer wieder herauszufordern.» Es werde «eine Herkulesaufgabe für ihn sein, ohne jegliche Schonfrist seinen Pfad durch den Berliner Polit-Dschungel zu finden».