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Kolonialismus

"White Savior Complex":  Wie Joko Winterscheidt nicht zum "weißen Retter" werden möchte

  • Aktualisiert: 15.07.2024
  • 19:46 Uhr
  • Imke Carmen Rauhut
Ist Joko Winterscheidt ein "weißer Retter" oder was steckt wirklich dahinter?
Ist Joko Winterscheidt ein "weißer Retter" oder was steckt wirklich dahinter?© picture alliance/dpa | Ursula Düren / shaitan1985 - adobe.stock.com

Viele weiße Personen möchten den Menschen in Afrika helfen - ohne sich vorher über den "White Savior Complex" Gedanken zu machen. Auch für Joko Winterscheidt ist das ein Thema in seiner neuen Show.

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"Joko Winterscheidt Presents: The World’s Most Dangerous Show"

Joko erlebt in Afrika die Folgen der Klimakrise hautnah. Doch auch dort gibt es Lösungen. Jetzt kostenlos auf Joyn streamen!

Das Wichtigste in Kürze

  • In "Joko Winterscheidt presents: The World's Most Dangerous Show" geht es zwar um den Klimawandel, doch dieser hängt eng mit der Ausbeutung des Globalen Südens und strukturellem Rassismus zusammen.

  • Joko möchte deshalb mit Menschen in Afrika über diesen Zusammenhang reden. Dabei entsteht in ihm ein ungutes Gefühl, ausgerechnet als weißer Europäer darüber zu berichten. Hat er etwa einen "White Saviour Complex"?

  • Was sich hinter dem Phänomen verbirgt und wie man als weiße Person damit umgehen kann.

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Inhalt

White Savior Complex: Definition und Hintergründe

Der Begriff "White Savior Complex" stammt vom nigerianisch-amerikanischem Schriftsteller Teju Cole. Er beschreibt das Phänomen, dass Menschen aus dem Globalen Norden sich oft dazu berufen und qualifiziert genug fühlen, Menschen des Globalen Südens zu "helfen" oder zu "retten".

Den "Geretteten" wird dabei allerdings ihre Autonomie abgesprochen. Denn: Sie werden weder gefragt, ob und wie ihnen geholfen werden soll, noch hört man ihnen zu, wenn sie mitreden möchten. Dadurch werden sie als unfähig dargestellt. Weil diese Vorstellung stark in unserer Gesellschaft verankert ist, spricht man bei dieser Art von Diskriminierung von strukturellem Rassismus.

Weiße Personen hingegen gelangen durch ihre Hilfe wieder in den Vordergrund und stellen sich als Held:innen dar. Von den "geretteten" Personen wird zudem Dankbarkeit erwartet und ihnen werden Vorwürfe gemacht, wenn sie gegen die "Hilfe" protestieren.

Das bekannteste Beispiel für den "White Savior Complex" ist der Freiwilligendienst im Ausland. Dafür reisen oft ungelernte junge Menschen mit Organisationen in Länder wie Afrika, um dort Schulen zu bauen, zu unterrichten oder in Krankenhäusern zu arbeiten. Da ihnen die eigentliche Ausbildung dafür fehlt, richten sie meist mehr Schaden an, als dass sie wirklich helfen. Zudem verfestigen sie das Bild, dass Menschen des Globalen Südens auf die Hilfe des Nordens angewiesen sind, wodurch diese Abhängigkeit reproduziert wird.

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Joko, der weiße Retter? Warum er von "White Saviorism" betroffen ist

Der "White Savior Complex" lässt sich bis in die Kolonialzeit zurückführen. Diese begann im 15. Jahrhundert mit der massiven Eroberung und Ausbeutung nicht-europäischer Länder. Auch Deutschland hatte Kolonien und gehörte 1914 zum drittgrößten Kolonialreich nach Großbritannien und Frankreich. Damals gingen weiße Menschen in die Kolonien, um die Einheimischen zu missionieren und zu "zivilisieren".

Jetzt möchte auch Joko in seiner Sendung nach Afrika reisen, um dort die Auswirkungen des Klimawandels zu zeigen und mit den Menschen vor Ort über die Ausbeutung durch den Globalen Norden, insbesondere der ehemaligen Kolonialmächte, zu reden. Der Ironie dessen ist auch er sich bewusst, weshalb er vorher die Wissenschaftlerin Dr. Natasha A. Kelly um Rat fragt.

Diese erklärt ihm: "Du kommst an, als weißer, männlicher, vielleicht christlicher Mann, auf dessen Oberfläche schon ganz viele Hierarchien eingeschrieben sind." Damit meint sie eben diese Hierarchien, die durch den Kolonialismus entstanden sind. Joko soll sich bewusst sein, dass er "500 Jahre alte Probleme" nicht eben mal lösen kann, indem er einmal dahin fährt. Die Menschen in Afrika sind genauso handlungsfähig wie er und warten nicht auf seine "Rettung".

Was kann man also tun, wenn man als weiße Person wirklich helfen möchte?

Weißt du was, Joko? Es geht ja nicht um dich. Es geht um die Leute die vor Ort sind. Und die immer wieder in den Fokus zu rücken.

Dr. Natasha A. Kelly, 2023

So kannst du mit dem "White Savior Complex" umgehen

💡 Bewusstsein schaffen: Als weiße Person hast du viele Privilegien, die anderen verwehrt werden. Das nennt man auch "White Privilege". Sich dessen bewusst zu werden, ist der erste Schritt um Ungleichheiten aufzudecken.

📖 Sich informieren: Wissen ist Macht. Umso informierter du über ein Thema bist, desto besser kannst du argumentieren und Informationen teilen.

👁‍🗨 Probleme sichtbar machen: Besonders wenn man eine große Plattform hat, hilft es, auf Probleme aufmerksam zu machen, die im gesellschaftlichen Diskurs vielleicht nicht so präsent sind. Doch auch im kleinen Kreis lohnt es sich, über solche Dinge zu reden.

👂🏽 Zuhören: Oft werden Menschen, die besonders von sozialer Ungleichheit und dem Klimawandel betroffen sind, ignoriert. Deshalb ist es wichtig, ihnen zuzuhören und sich auch mal zurückzuhalten, damit sie mehr in den Fokus rücken können.

🖐🏽 Zum Handeln aufrufen: Alles Reden bringt nichts, wenn man nichts verändert. Handeln kann dabei unterschiedlich aussehen: Vom Teilen von Informationen bis hin zu politischem Aktivismus kann vieles helfen, Ungleichheiten zu bekämpfen.

Wie die Umsetzung dieser Punkte aussehen kann, zeigt Joko in der 5. Folge seiner "The World's Most Dangerous Show". Darin spricht er mit Menschen in Afrika, die aktiv gegen den Klimawandel vorgehen und sich gegen die Ausbeutung wehren. Dabei braucht es auch Humor, weshalb Joko die Rolle des "bösen weißen Mann" in einem ugandischen Film spielen darf.

Mit diesen Menschen spricht Joko: (von links nach rechts) Ronah Masika, Kemo Fatty, Patience Nabukalu, Dickens Kamugisha und Isatou Ceesay
Mit diesen Menschen spricht Joko: (von links nach rechts) Ronah Masika, Kemo Fatty, Patience Nabukalu, Dickens Kamugisha und Isatou Ceesay© Amazon Studios
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