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The Mentalist" vs "Hannibal": Wer ist Meister der Manipulation?
- News-Ticker
- Veröffentlicht: 08.11.2024
- 09:53 Uhr
- Anne Oppel
In beiden Serien geht es um psychologische Spielchen, mentale Tricks und Macht. Die äußerst cleveren Hauptdarsteller Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und Patrick Jane (Simon Baker) ziehen uns dabei in ihren Bann. Jeder auf seine Weise. Aber wer von beiden manipuliert strategischer? Dazu gucken wir uns ihr Vorgehen genauer an.
Dr. Hannibal Lecter in "Hannibal"
🧠 Der Psychiater führt ein geheimes Doppelleben als Serienkiller. Dabei kopiert Dr. Hannibal Lecter die Vorgehensweise gesuchter Serienmörder und führt so das FBI in die Irre.
🧠 Sein Ziel ist es aber nicht, stumpf Menschen umzubringen, um anschließend Teile von ihnen barbarisch zu verspeisen. Nein. Viele seiner Opfer sind sehr intelligent und haben ein tiefes Verständnis für Psychologie. Sie sind also Gesprächspartner:innen, die ihn fordern. Er kann komplexe psychologische Spiele mit ihnen spielen. Besonders perfide nutzt der Psychiater dabei die Verwundbarkeit seiner Opfer aus. Oft sind sie psychisch labil oder leiden unter Traumata.
🧠Seine Strategie: Zunächst isoliert er seine Opfer. Er bringt sie dazu, sich von Freunden und Familien zu entfremden. Dadurch wird er zur einzigen Vertrauensperson und kann seine Macht über sie ausbauen. "Ich finde, dass Vertrauen die schönste Gabe ist, die ein Mensch einem anderen machen kann“, sagt er einmal. Hannibal Lecter ist ein Meister darin, die Realität so zu verzerren, dass seine Opfer seine wahren Absichten nicht erkennen.
🧠Der Kannibale fasziniert mit Charisma, Intellekt und Eloquenz. Somit spielt er jede Rolle perfekt: ob charmanter Gastgeber, vertrauenswürdiger Mentor oder mysteriöser Fremder. Schließlich kann er sehr gut zuhören und durchdringt die Tiefen der menschlichen Psychologie.
🧠 Diese Kompetenzen nutzt er aus, um seine Gesprächspartner:innen zu manipulieren: "Man muss den Menschen das geben, was sie wollen, bevor sie es überhaupt verlangen." Er antizipiert deren Bedürfnisse und ist ihnen mental dadurch immer einen Schritt voraus. So lassen sich andere noch besser lenken.
🧠 Besonders bei seinen Patient:innen weiß er genau, welche Knöpfe er drücken muss, um ein bestimmtes Verhalten auszulösen. Als der Profiler Will Graham (Hugh Dancy) ihm auf die Schliche kommt, bearbeitet er einen labilen Patienten so, dass er Will Graham angreift.
🧠 Hannibal Lecter kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, nicht aufzufliegen. Seine Bedürfnisse stehen über allem. Er benutzt daher auch eine Affäre, um ein Alibi für einen Mord zu bekommen. Außerdem tötet er ein Ehepaar, um die Identität des Mannes annehmen zu können.
Der "Mentalist" Patrick Jane
😵 Patrick Jane erlangte früher große Aufmerksamkeit als "Mentalist". Er betrog etwa vor laufender TV-Kamera gutgläubige Menschen, indem er ihnen vorspielte, er könne mit verstorbenen Verwandten kommunizieren und Gedanken lesen. Doch sein Leben nahm eine tragische Wendung, als der Serienmörder Red John seine Frau und Tochter tötete.
😵 Nach einem Aufenthalt in der geschlossenen Psychiatrie arbeitet Patrick Jane als Berater für eine Spezialeinheit der Polizei. Er unterstützt die Ermittlerin Teresa Lisbon (Robin Tunney) und ihr Team bei der Aufklärung von Mordfällen und hofft, dabei auf eine Spur von Red John zu stoßen.
😵 Für den Mentalisten ist jeder Mensch wie das berühmte offene Buch. Seine "Superkraft": Er denkt extrem intuitiv und besitzt eine herausragende Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Scheinbar unwichtige Mimik-Details erfasst er in Millisekunden und kann aus ihnen zentrale Schlüsse ziehen und Menschen analysieren. Vermeidet ein Verdächtiger Augenkontakt? Kann ein Zeichen für Lügen sein. Weiten sich die Pupillen minimal? Aufregung. Zuckt ein Auge unwillkürlich? Da ist doch jemand nervös.
😵 Mit Hilfe seiner logischen Ableitungen erweckt er den Eindruck, er könne hellsehen. An der Reaktion des anderen kann der Mentalist erkennen, ob seine Vermutungen zutreffen. Umgekehrt kann er auch direkt reagieren, wenn er merkt, dass seine Annahmen in die falsche Richtung gehen.
😵 In der Täuschung wurde er schon als kleiner Junge trainiert. Sein Vater war Schausteller und brachte ihm alle möglichen Betrügereien bei. Patrick Jane beherrscht so ziemlich alle Karten- und Zaubertricks und ist zudem auch ein herausragender Taschendieb.
😵 Mittlerweile steht er auf der guten Seite und nutzt seine Fähigkeiten, um Mörder zu überführen. Die oft rätselhaften Fälle löst er vor allem durch unkonventionelle Methoden. Dabei setzt er seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe, seine Menschenkenntnis, seine Unverfrorenheit und seine Fähigkeiten als Hypnotiseur ein: "Ich lese keine Gedanken, ich beobachte Verhalten. Und Verhalten lügt nicht."
😵 Er spielt gerne mit den Erwartungen anderer, um sie in die Irre zu führen. So betont er einem Verdächtigen gegenüber etwa, dass das Opfer Tagebuch geführt habe, sie das Schriftstück aber noch suchen. Am Ende überführt er den Täter beim Einbruch in das Büro des Mordopfers.
Im Clip: Real-Life-Mentalist Timon Krause mentalisiert Klaas, LEA und Edin
"Hannibal" vs. "The Mentalist": Duell der Titanen
Sowohl Hannibal Lecter als auch Patrick Jane sind geniale und charismatische Meister der Täuschung. Beide benutzen andere Menschen als Schachfiguren auf ihrem Agenda-Brett.
Hannibal Lecter ist allerdings der subtilere Manipulator, der in "Hannibal" seine Opfer oft unbemerkt in seine Fänge zieht. Patrick Jane beeinflusst in "The Mentalist" offener und nutzt seine Fähigkeiten, um Gerechtigkeit zu schaffen.
Letztendlich hängt es davon ab, wie man Manipulation definiert. Betrachtet man sie als die Kunst andere zu beeinflussen, ohne dass sie es merken, dann ist Hannibal Lecter der größere Strippenzieher. Sieht man Manipulation als Fähigkeit, andere zu beeinflussen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist Patrick Jane der größere Meister.
Da Dr. Hannibal Lecter aber die therapeutische Beziehung zu seinen Patient:innen ausnutzt und noch dazu ein abgebrühter Killer ist, macht ihn sein Täuschungstalent gefährlicher. Somit haben wir einen kaltblütigen Gewinner.