Der Meme-King unter den Animationsstudios
DreamWorks ist das mutigste Animationsstudio unserer Zeit - Change my mind
- Veröffentlicht: 04.11.2024
- 12:18 Uhr
- Imke Rauhut
DreamWorks ist das Animationsstudio, das vom Status quo abweicht und auch mal den Finger in die Wunde legt. Das ist zumindest meine Meinung. Mit "Der wilde Roboter" startete Anfang Oktober der neueste DreamWorks-Film in den deutschen Kinos. Zeit, einen Blick darauf zu werfen, was das Animationsstudio so besonders macht.
Wie viele Menschen bin auch ich mit Animationsfilmen groß geworden. Von den Barbie-Filmen über die Disney-Klassiker bis hin zu "Toy Story" waren sie prägend für meine Kindheit.
Doch ein Animationsstudio, das für mich schon immer herausstach, war DreamWorks. Selbst als Teenager haben mich diese Filme gepackt und zum Nachdenken angeregt. Sie haben mir gezeigt, dass böse nicht immer gleich böse und Schönheit nicht gleich Tugend bedeutet.
Als Erwachsene blicke ich auf diese Filme zurück und sehe nicht nur, woher mein Sinn für Humor stammt, sondern auch, welche wichtigen Botschaften und Anspielungen in ihnen stecken, die Kindern nicht sofort auffallen.
DreamWorks neuester Film "Der Wilde Roboter" scheint auch jetzt schon ein voller Erfolg zu sein und wird für seine Animation, Musik und tiefgründige Geschichte gepriesen. Doch was ist es nun, das DreamWorks so besonders macht?
"Woke" bevor es cool war
Disney ist bekannt für seine wunderschönen Prinzessinnen-Filme. Pixar schafft es immer wieder, uns zu Tränen zu rühren. Und DreamWorks? DreamWorks traut sich das, was konventionelle Animationsstudios zu umgehen versuchen: den Status quo zu hinterfragen, zu kritisieren und neue Perspektiven einzubringen.
Und das macht es nicht erst, seitdem die "woken" Kids von heute es fordern. DreamWorks Besonderheit liegt darin, Gesellschaftskritik geschickt in konventionelle Erzählungen zu verpacken und als unterhaltsame Kinderfilme zu verkaufen.
Das sieht man schon beim ersten Film des Animationsstudios aus dem Jahr 1998, "Antz". Was nämlich oberflächlich wie eine Underdog- und Liebesgeschichte wirkt, ist in Wirklichkeit eine Kritik der gesellschaftlichen Beeinflussung und Einschränkung der Selbstbestimmung.
Und in noch einem Punkt war DreamWorks schon damals mutig: Auch wenn "Antz" mit den heutigen Standards nicht mehr mithalten kann, gehörte er zur damaligen Zeit als computeranimierter Animationsfilm zu den ersten dieser Art.
Familienfilme mit Tiefgang
Durch die geschickte Gesellschaftskritik hat DreamWorks noch eine Stärke: Die Filme sind nicht nur an Kinder gerichtet - auch für Erwachsene sind sie unglaublich unterhaltsam. Mit intelligenten Dialogen und gewitzten Anspielungen schafft DreamWorks es, dass jede Generation etwas für sich findet.
Ich finde ja "Megamind" beispielsweise einen unterhaltsamen Superhelden-Film. Allerdings wird der Bösewicht in den Fokus geschoben und die Geschichte dadurch zu einer komplexeren Analyse davon, wie die Umstände im Leben eines Kindes zu unterschiedlichen Laufbahnen führen können. Eine willkommene Abwechslung zu der üblichen schwarz-weiß-Darstellung der Welt in Kinderfilmen.
Auch bei einem typischen Pferde-Film wie "Spirit - Der wilde Mustang" schreckt DreamWorks nicht davor zurück, den Freiheitskampf eines Wildpferdes im Wilden Westen so realistisch wie möglich zu zeigen - inklusive Schussverletzungen und beinahe Hungertod. Dabei kann man auch deutliche Parallelen zum Umgang der Europäer mit der indigenen Bevölkerung Amerikas ziehen. Harter Tobak - nicht nur für Kinder.
Ein weiterer Klassiker ist "Der Weg nach El Dorado" - noch ein Film, der Kolonialismus thematisiert. Zusätzlich schafft es DreamWorks doch tatsächlich, eine Sex-Szene einzuschleichen. Der sarkastische Humor trifft, soweit ich das beurteilen kann, außerdem genau den Geschmack meiner Generation. Nicht ohne Grund ist auch dieser DreamWorks-Film schließlich zu einem Meme-Klassiker geworden. Was mich zu meinem nächsten Punkt führt.
Das Animationsstudio der Generation Z
Mit seiner Gesellschaftskritik und dem sarkastischen, fast schon zynischem, Humor hat DreamWorks eine ganze Generation beeinflusst. Da ist insbesondere "Shrek - Der tollkühne Held" nicht wegzudenken. Aus meiner Sicht vereint der Film einfach alles, was DreamWorks ausmacht.
Wie in vielen anderen Filmen verpackt das Animationsstudio auch hier seine Gesellschaftskritik in einer traditionellen Märchenerzählung: Ein mutiger Held rettet eine Prinzessin vor einem schrecklichen Drachen und reitet mit ihr in den Sonnenuntergang.
Nur, dass der Held der Geschichte statt eines attraktiven Prinzen ein hässlicher Oger ist, sein schönes Ross ist ein sprechender Esel, der eigentliche "Prinz" ist ein feiger Möchtegern-König, die hilflose Prinzessin verhält sich gar nicht so hilflos und der Drache ist eine feine Dame, die sich schnell verliebt.
Was wie ein Fiebertraum klingt, ist ein Meisterwerk, das nicht nur die übliche Prinzessinnen-Geschichte auf den Kopf stellt, sondern sich auch traut, was Anfang der 2000er unerhört war: den Beauty-Wahn infrage zu stellen. Hier muss sich niemand am Ende des Filmes in eine umwerfende Schönheit verwandeln, nur um zu beweisen, dass man ein guter Mensch ist.
Die Shrek-Reihe ist zum Symbol für das geworden, was viele mit DreamWorks verbinden: Ein Animationsstudio mit unglaublichem Talent und Mut, auch mal das anzusprechen, wovor konventionelle Studios zurückschrecken. Dabei trägt es auch noch erheblich zur Meme-Kultur bei. Was will man mehr?
Wer mir immer noch nicht glauben möchte, kann sich ja selbst überzeugen – mit drei der Shrek-Filme jetzt kostenlos auf Joyn. 😉
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