Body-Stress sollte kein Teil des Sommers sein
F*** auf Bikini-Body: Ein Statement für mehr Selbstliebe
- Aktualisiert: 27.10.2022
- 17:33 Uhr
Hast du schon die perfekte Bikinifigur für diesen Sommer? Wir sagen: Hell, yes! Genauso, wie du aussiehst, bist du perfekt. Liebe deinen Körper, lerne zu akzeptieren und lass dich nicht von falschen Schönheitsidealen leiten.
Keine Jahreszeit ist so voller Zwiespalt geprägt wie der Sommer: Mit steigender Temperatur hebt sich die Laune, aber auch die Panik davor die kurzen Sommerkleidchen, knappen Tops und Shorts und vor allem, den Bikini entstauben zu müssen. Plötzlich wird die Ernährung umgestellt, auf dem Speiseplan stehen nur noch Gurkenwasser, zwei Oliven und ein halber Käsewürfel. Nach der Arbeit wird gejoggt und die Pamela-Reif-Workouts laufen in Dauerschleife. Das Ergebnis? Enttäuschend! Die Kilos purzeln nicht, die Waage bleibt eisern, der Zeiger bewegt sich keinen Millimeter. Cellulite, Speckröllchen, Dehnungsstreifen und Kurven wirken viel schlimmer und größer als sonst, was überbleibt: Frust, Selbstzweifel und fehlende Selbstliebe. Von dem "perfekten Bikini Body" keine Spur.
Mehr zum Thema Bodydruck gibt's im Clip:
Wimperntuscheln Folge 22: Bodylügen - Von unrealistischen Erwartungen und Selbstliebe
Kommt dir das bekannt vor? Uns auch. Da kommt doch die Frage auf, wann wir den Blick für normale Körper und verschiedene Körperformen verloren haben. Vermutlich hatten wir ihn noch nie. Wenn wir zurückdenken, dann wurde uns von klein auf das Schönheitsideal von 90-60-90-Maßen, voluminösem Haar und makelloser Haut eingetrichtert wie der Satz des Pythagoras im Matheunterricht. Ganz egal, ob im Fernsehen, Werbungen oder in Social Media, es wurde und wird immer derselbe Typ Frau gezeigt: schlank, kein Gramm zu viel am Körper, Rundungen an den richtigen Stellen, keine Cellulite oder andere Makel – lediglich vermeintliche Perfektion. Diese Perfektion wurde zur Normalität, beziehungsweise zu dem zu erreichenden Ideal, um als "schön" zu gelten. Und, wenn man dieses Ideal nicht erreicht, endet es in Selbstzweifeln, Körperkritik und Unwohlsein. Zum Glück befinden wir uns in einer Zeit des Wandels, in einer Zeit von Body Positivity. Inzwischen sieht man nicht mehr ausschließlich dürre Models, sondern diverse und normale Körper! Nun liegt es an uns, unser Mindset zu ändern und die jahrelange Gehirnwäsche abzuschütteln und Normalität als Normalität zu betrachten, und die gephotoshopte Perfektion aus unseren Köpfen zu verbannen. Wie du es schaffst, ein positives Körpergefühl zu entwickeln und Selbstliebe zu empfinden, verraten wir dir hier.
Schönheitsbilder im Wandel
Bevor wir über Selbstliebe sprechen, schauen wir uns den Wandel des "perfekten Körpers" an, denn Schönheit liegt nicht immer nur im Auge des Betrachters. Schönheitsideale entspringen aus sozialen Merkmalen, die von der Gesellschaft definiert werden.
1950 – Marylin Monroe
Die wunderschöne Blondine gilt heute immer noch als Stilikone und Sexsymbol. Mit ihren sinnlichen Rundungen und der klassischen Sanduhrenfigur -üppiges Dekolleté, schmale Taille und voluminösen Hüften- verführte sie ganz Hollywood. Die Kleidergrößen 40 und 42 waren in der Zeit angesagt und Sport überhaupt kein Thema.
1960 – Lesley "Twiggy" Lawson
Die 50er und 60er waren Zeiten, die durch dick und dünn gegangen sind. In diesem Jahrzehnt strebten alle den sehr dünnen und fast jungenhaften Look des berühmten Models Lesley Lawson an. Ihr Spitzname "Twiggy" bedeutet übersetzt: "Dünnes Zweiglein". Das Körperideal wandelte sich von kurvig zu superschlank.
1970 – Farrah Fawcett
Groß, schlank und sportlich: Farrah Fawcett galt zu dieser Zeit als absolutes Schönheitsideal. Es ging nicht mehr um ausschließliches Dünnsein, sondern auch um einen athletischen Körperbau und Rundungen an den richtigen Stellen.
1980 – Die Ära der Supermodels
Cindy Crawford, Elle Macpherson, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Christy Turlington und Claudia Schiffer waren DIE Models der 80er Jahre und prägten mit ihren athletischen, perfekt geformten Körpern und endlos langen Beinen auch die folgenden Generationen.
1990 – Kate Moss
Der sogenannte "Heroin Chic" eroberte in den 90ern die internationalen Laufstege. Das Gesicht hinter dem Trend? Kate Moss. Mit ihrer blassen Haut, dem sehr dünnen, drahtigen und knochigen Körperbau wandelte sich das Schönheitsideal erneut. Kurvig sollte es auch nicht mehr sein, denn wenig Busen und eine androgyne Erscheinung waren jetzt gefragt.
2000 – Victoria's Secret
Die Victoria's Secret Models Adriana Lima, Alessandra Ambrosio und Gisele Bündchen brachten den Glamour der 80er-Supermodels zurück auf die Laufstege. Auf dem Vormarsch waren wieder athletisch-schlanke Körper und ein großes Dekolleté. Ein Schönheitsideal, das besonders für die jüngeren Generationen bis heute sehr prägend war.
2010 – Kim Kardashian
Die Sanduhrenfigur ist zurück und eine schmale Taille, ein üppiger Busen und runde Hüften sind wieder angesagt. Ein Körperteil rückt besonders in den Fokus: Der Po. Anfangs noch verpönt gewinnt Kim Kardashians Figur an Popularität und wird prägend für diese Generation. Millionen Frauen und Mädchen rackerten sich im Fitnessstudio ab, um sich den sogenannten "Brazilian Butt" (ein sehr großer und runder Po) anzutrainieren.
2020 – Ashley Graham
Das Curvy-Model zeigt wie schön Kurven sein können und setzte ein Zeichen Richtung Body Positivity und Normalität. Ob dünn oder dick, groß oder klein, athletisch oder kurvig: Sei dein eigenes Schönheitsideal und liebe deinen Körper so wie er ist!
Was haben diese Schönheitsideale alle gemeinsam? Sie erwecken zwar den Eindruck von Normalität, beschreiben allerdings meist ein unerreichbares Ziel. Die Trugbilder, denen wir uns fast täglich auf Social Media aussetzen, lassen uns vergessen, dass viele Bilder mit Photoshop nachbearbeitet werden und gewisse Posen die Frauen einfach noch schlanker machen. Wir haben das Bewusstsein dafür verloren, dass Cellulite, Dehnungsstreifen und Speckröllchen völlig normal sind und es den "perfekten Bikini Body" nicht gibt. Selbst Models präsentierten jüngst auf Instagram und TikTok die Unterschiede ihres Aussehens, wenn sie "normal" stehen im Gegensatz zu einer Pose. Die "normalen" Fotos sahen wirklich normal aus und zeigten erstmals einen Körper, der unserem gar nicht so unähnlich ist. Denn auch sie haben breite Oberschenkel und Röllchen am Bauch, wenn sie sitzen. Wer hätte das gedacht? Curvy-Models wie Ashley Graham und Paloma Elsesser gehen noch weiter und zeigen vorbildlich Cellulite und Dehnungsstreifen – ganz ohne Scham, dafür mit Selbstbewusstsein.
Der Ausflug durch die Zeit hat uns demonstriert, dass Ideale wandelbar sind, sie kommen und gehen wie Modetrends. Heute erreichst du noch das Schönheitsideal von gestern und morgen ist es bereits ein anderes. Es lohnt sich nicht, seinen Körper diesem Druck auszusetzen, stattdessen liebe und feier ihn wie er ist mit einem lauten: F*** auf Bikini Body!
Der Trend Body Positivity
Seit 2012 finden wir unter dem Hashtag #BodyPositivity inzwischen 8,2 Millionen Beiträge, die uns sagen und zeigen: "Alle Körper sind schön". Die Body-Positivity-Bewegung steht für mehr Akzeptanz und Selbstliebe und nach fast 10 Jahren befinden wir uns tatsächlich an einem Punkt des Wandels. Die einst von übergewichtigen, dunkelhäutigen Frauen gegründete Initiative hat eine Revolution des Körpergefühls ausgelöst.
Bis vor ein paar Jahren war an eine übergewichtige, dunkelhäutige Frau auf einem Magazincover nicht zu denken. Graue Haare auf dem roten Teppich? Ein Tabu! Und jetzt sehen wir immer öfter Body Diversity in den verschiedenen Lebensbereichen.
- Marken lichten für ihre Werbekampagnen mehrgewichtigere Models ab
- In Filmen und Serien sind Menschen mit normalen Figuren zu sehen
- Auf dem Laufsteg stolzieren nicht mehr nur noch 90-60-90 Models, die gefühlte 2 Meter groß sind, sondern wunderschöne Frauen jeder Hautfarbe mit Kurven, die voller Stolz ihre Dehnungsstreifen zeigen und sogar Cellulite haben. Ja, weil es völlig normal ist!
- Das Label Victoria's Secret, das ewige Aushängeschild für Frauen mit perfekten Körpern, hat eingesehen, dass ihre Models nicht mehr zeitgemäß sind und haben sich für mehr Normalität auf dem Laufsteg ausgesprochen
- Auf den Filmfestspielen in Cannes in 2021 haben uns Jodie Foster, Andie Macdowell und Helen Mirren mit ihrer Natürlichkeit umgehauen und zeigen, wie wunderschön graue Haare sein können
- Selbst im Alltag ist mehr Selbstbewusstsein zu erkennen, wenn Frauen und junge Mädchen, die keinen vermeintlich perfekten Körper haben, dennoch einen kurzen Minirock oder ein bauchfreies Top tragen.
Es passiert wirklich: Die idealen Proportionen werden langsam abgeschrieben und ein normaler Körper löst das klassische Ideal von seiner langen Regentschaft auf dem ewigen Schönheitsthron ab.
Fast genau 60 Jahre hat es gedauert, unsere Wahrnehmung in Bezug auf Schönheit zu ändern. Bereits in den 60ern gab es feministische Demonstrationen, die forderten, fülligere Körper nicht als ungesund zu betrachten. In den 70er Jahren forderte eine andere Initiative die Abschaffung des Korsetts für eine winzige Taille. Und 2012 fing der Hashtag #BodyPositivity langsam an das Bewusstsein zu verändern und aus der "Minderheit" Normalität zu machen. Dabei geht es nicht nur um Körperformen, sondern auch zu erkennen, dass unterschiedliche Hautfarben attraktiv sind, Falten zum Leben dazugehören und Pickel jeder hat. Es geht ganz allgemein gesagt darum, von den klassischen Stereotypen wegzukommen und jede Form der Individualität zu akzeptieren und zu lieben. Wir haben zwar noch einen langen Weg vor uns, aber immerhin befinden wir uns nach so langer Zeit endlich auf dem richtigen Weg.
Liebe deinen eigenen Körper
Es wurde Zeit! Ist es nicht absurd, dass so viele Leute erst aufstehen und laut in die Welt schreien mussten, dass es normal ist Kurven zu besitzen und Cellulite zu haben? Dass Social Media nicht die Realität widerspiegelt und nicht alle aussehen und aussehen können wie Victoria's Secret Models? Wie konnte es soweit kommen, dass unsere Wahrnehmung im Bezug auf unseren eigenen Körper so verzerrt und selbstkritisch geworden ist, dass wir erst lernen müssen unseren Körper zu lieben und zu akzeptieren? Selbst jetzt, wo sich die Body Positivity Bewegung auf dem Vormarsch befindet und man viel stärker mit normalen Körperformen konfrontiert wird, bleibt die eigene Körperakzeptanz aus. Es wird ein langer Prozess, die klassischen Schönheitsideale aus unseren Köpfen zu bekommen und uns nicht mehr zu vergleichen, sondern den eigenen Körper zu lieben, wie er ist. Diese Gedanken können dabei helfen:
- Den perfekten Bikini Body gibt es nicht! Und falls du eine Idealvorstellung einer Bikini Figur in deinem Kopf hast: Schmeiß sie raus.
- Versuche dich mehr mit Persönlichkeiten zu befassen, die Body Positivity ausstrahlen und sich in ihrem Körper wohlfühlen.
- Cellulite, Dehnungsstreifen, hängende Brüste, Reiterhosen und so weiter sind völlig normal. Curvy-Model Ashley Graham sagte in einer Dokumentation, dass sie Ewigkeiten an ihrer Cellulite zerbrochen ist, trotz aller Bemühungen (Ernährungsumstellung, Sport und Pflegeprodukte) blieb die Cellulite an Ort und Stelle. Gewisse Dinge sind genetisch veranlagt, man muss sie einfach akzeptieren lernen.
- Setze auf positive Kritik und lege deinen Fokus auf die Dinge, die du an dir magst.
Solche Statements sind immer leichter gesagt als getan, aber führ dir mal vor Augen, was dein Körper alles für dich tut und welche Möglichkeiten er dir eröffnet. Statt ihn ewig zu kritisieren, solltest du ihn loben und dankbar sein, auf ihn achten und ihm Gutes tun. Die Dehnungsstreifen nach einer Schwangerschaft sollten nicht als Makel betrachtet werden, sondern als Schönheitsmal, das zeigt, was du Wundervolles geschaffen hast. Du hast Leben in die Welt gesetzt, was für eine phänomenale Leistung! Trage sie mit stolz. Jedes Fältchen, welches sich im Laufe der Jahre entwickelt sollte eine Erinnerung an ein schönes Leben repräsentieren und nicht den Zwang auslösen sie glattzubügeln. Am Ende des Tages sollte nur eins wichtig sein: Du musst dich wohlfühlen.
Tipps und Tricks für mehr Selbstliebe
Tipp 1: Konzentriere dich auf die Dinge, die dir gefallen
Schaue in den Spiegel, versuche alle Schönheitsideale mal zu ignorieren und dich nicht mit deinem "Traumbody" zu vergleichen. Betrachte dich ganz genau und versuche herauszufinden, welche Dinge dir an deinem Körper am meisten gefallen. Betone nicht immer nur das Negative, lege deinen Fokus auf das Gute.
Tipp 2: Umgebe dich mit positiven Personen
Lass dich nicht von anderen runterziehen und umgebe dich mit Menschen, die dir gut tun und dir ein tolles Gefühl verleihen. Es ist einfach sich immer an Negativem aufzuhalten, umso schwieriger ist es seine Gedanken auf das Positive zu lenken. Dabei können Freunde und Freundinnen und Familie helfen, die dir sagen, wie toll du aussiehst. Solche Aussagen sollten dir signalisieren, dass diese Menschen in deinem Umfeld immer noch an einem klassischen Schönheitsideal festhalten: "Du hast zugenommen", "Du würdest toll aussehen, wenn du ein paar Kilo abnimmst" und "Du isst zu viel" und natürlich viele mehr.
Tipp 3: Sage nein zu der selbstkritischen Stimme
Akzeptieren und lieben lernen sind hier die Stichwörter, die dich zu einem positiven Körpergefühl leiten. Du musst dir immer wieder vor Augen führen, dass Cellulite völlig normal ist, genauso wie Kurven oder all die anderen Dinge, die deine selbstkritische Stimme ruft. Lerne zu verstehen, dass auch die Personen, die für dich scheinbar einen perfekten Körper haben, an sich selbst zweifeln. Der Bikini Body in Größe 34 am Strand findet vielleicht ihren Po zu flach oder ihren Busen zu klein und hätte gerne deine wunderschönen Kurven. Ist irgendjemand tatsächlich völlig happy mit seinem Körper? Es gibt immer einen Grund zur Kritik, aber erinnere dich daran, woran es liegt: Unsere Zeit war von unerreichbaren Schönheitsidealen geprägt.
Tipp 4: Verwöhne deinen Körper mit gesunder Ernährung und Schlaf
Mache deinen Körper zu deinem Tempel. Halte ihn gesund mit der richtigen Ernährung und Sport. Nicht mit dem Hintergedanken abzunehmen, sondern damit er dir erhalten bleibt und du lange Freude an deinem Körper hast. Versuche zu verstehen, was dein Körper braucht, wann er Hunger hat, wann er ein wenig Bewegung benötigt und wann Ruhe. Und, wenn er Pizza möchte, dann bestell eine mit doppelt Käse, er wird es dir danken.
Tipp 5: Mache dir selber Komplimente
Es geht immer um ein positives Mindset: Mache dir selbst Komplimente und warte oder hoffe darauf, sie von anderen zu hören. Es ist völlig okay sich schön zu finden und hat nichts von Arroganz oder einem übersteigerten Selbstbewusstsein. Es geht nicht um die Meinung anderer, sondern nur um deine eigene.
Tipp 6: Nimm dir Zeit nur für dich
Versuche in deinen Alltag, ein kleines Ritual einzubauen und dir nur Zeit für dich zu nehmen. Tu in dieser Zeit etwas Gutes für dich und deinen Körper. Stell dein Handy in den Flugmodus und vergiss alles um dich rum, es geht nur um dich – wie eine kleine Meditations-Session. Nimm ein wohltuendes Bad oder geh zur Massage, lies ein Buch oder mache einen ausgedehnten Spaziergang, wonach auch immer dir der Sinn steht.