Psychischer Leidensdruck BDD
Body Dysmorphia: So offen äußern sich Megan Fox, Billie Eilish & Co. über ihre zwanghafte Angststörung
- Aktualisiert: 24.10.2023
- 14:06 Uhr
- Sarah Leoni
Schon mal in den Spiegel geschaut – und etwas hat nicht gepasst? Die Hüfte zu breit, Augenbrauen asymmetrisch oder nicht zufriedenstellender Bartwuchs? Die übermäßige Beschäftigung mit unwesentlichen oder eingebildeten Makeln kann krankhaft werden. Body Dysmorphia ist der Fachbegriff der psychischen Erkrankung, die Millionen Menschen plagt. Wir haben die wichtigsten Infos zu BDD für euch zusammengestellt.
Promis sprechen über ihre Körperdismorphie
Megan Fox, Billie Eilish und Sebastian Stan sind nur einige der vielen Menschen, die unter der zwanghaften Angststörung leiden. Sie und viele andere Promis haben sich öffentlich zu diesem Thema geäußert. Menschen, die für uns perfekt wirken, finden sich selbst nicht schön und fokussieren sich stark auf angebliche Makel. Wir zeigen, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen.
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Was ist eine Body Dysmorphia?
Der deutsche Fachbegriff für "Body Dysmorphia" lautet körperdysmorphe Störung oder auch Dysmorphophobie. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die durch die übermäßige Beschäftigung mit eingebildeten oder unwesentlichen körperlichen Mängeln gekennzeichnet ist. Daher wird die Störung umgangssprachlich auch oft als Hässlichkeitswahn oder Entstellungsangst bezeichnet. Etwa 1 % bis 3 % der repräsentativen Bevölkerung sind von Dysmorphophobie, welche meist in der Pubertät beginnt, betroffen. Erkrankte werden von Gedanken über ihre imaginären Defizite komplett eingenommen und versuchen, diese um jeden Preis zu kaschieren, von Make-up über gefährliche Diäten bis hin zu Schönheits-OPs. Dabei kann jeder Körperteil zum Feind erklärt werden, meistens handelt es sich aber um Gesichtspartien, Hauteigenschaften oder geschlechtsspezifische Körperteile – beispielsweise eine große Nase, ein zu kleiner Busen, Muttermale oder Körperbehaarung. Die zwanghafte Beschäftigung verschlechtert das psychische Wohlbefinden der Erkrankten immens, wobei die körperdysmorphe Störung in 70 Prozent der Fälle gemeinsam mit einer anderen psychischen Erkrankung, zumeist Depression oder soziale Phobie, auftritt. Auch schränkt die Störung Betroffene zunehmend in allen Lebensbereichen ein, da diese durch ihren eingebildeten Mangel Angst vor Ausgrenzung und Spott durch andere Menschen entwickeln.
So kann eine Body Dysmorphia entstehen
Welche konkreten Ursachen zu einer Body Dysmorphia führen können, ist bislang unklar. Dennoch zeigen Studien, dass es einige Risikofaktoren gibt, die bei Betroffenen zur Entwicklung der Störung BDD beitragen können (aber eben nicht müssen). Darunter fallen sowohl genetische, soziale als auch psychologische Faktoren wie beispielsweise Serotoninmangel, Erfahrungen mit Mobbing oder psychische Vorerkrankungen.
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Auch wer sich in seiner Freizeit oder beruflich häufig mit dem Aussehen des eigenen Körpers auseinandersetzen muss, wie etwa beim Modeln, Schauspielern oder in der Fitnesswelt, kann einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein. Ebenso stehen Medieneinflüsse unter dem Verdacht, Dysmorphophobie zu begünstigen oder zumindest zu verstärken. Das liegt unter anderem daran, dass durch Beauty-Filter und Photoshop auf den sozialen Netzwerken oftmals unrealistische Schönheitsstandards gesetzt werden. Außenstehende können sich dadurch unter Druck gesetzt fühlen, genauso aussehen zu müssen.
Die Folgen einer Body Dysmorphia
Betroffene einer körperdysmorphen Störung meiden häufig die Öffentlichkeit und ziehen sich auch in privaten Beziehungen zurück, da sie aufgrund ihres eingebildeten Mangels Angst vor Ablehnung oder sogar Verachtung haben. Die daraus resultierende Einsamkeit wird oft mit Alkohol- und Drogenmissbrauch kompensiert, welcher nicht selten in einer Abhängigkeit gipfelt. Auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Zwänge oder Essstörungen können eine Folge der Störung sein.
Megan Fox hat Dysmorphophobie
Megan Fox wirkt auf uns perfekt, doch in einem Interview mit der britischen "GQ" spricht sie über ihre Krankheit. Schon als Kind fühlte sie sich nie wohl in ihrer Haut. "Als ich klein war, was ich regelrecht besessen davon. Davon, dass ich doch auf eine bestimmte Weise aussehen müsste" sagt Megan Fox im Interview. Sie macht sich viele Gedanken, warum sie so ist, findet jedoch keine Lösung. "Ich sehe mich selbst nie so, wie andere Menschen mich sehen", gesteht sie in einem Videointerview für die "Sports Illustrated". Vielleicht ist das der Grund, warum sie immer mal wieder eine Social-Media-Auszeit einlegt - um sich von dem Druck zu lösen.
Sebastian Stan und die Body Dysmorphia Disorder
Bereits seit 20 Jahren ist Sebastian Stan als Schauspieler tätig – und bereicherte mit seiner Schauspielkunst unter anderem die Kultserie Gossip Girl, die Filmbiografie I, Tonya als auch seit 2011 das Marvel Cinematic Universe als Captain Americas bester Freund Bucky. Seit diesem Jahr ist der 39-Jährige auch im Biopic Pam & Tommy, als Pamela Andersons damaliger Partner Tommy Lee zu sehen. Als Vorbereitung auf die vielen Oben-Ohne-Szenen des Drummers gab Stan gegenüber der amerikanischen Zeitschrift Entertainment Weekly an, täglich bis zu 20 000 Schritte gemacht, zwischen 16 und 18 Stunden gefastet und zusätzlich noch gejoggt zu haben. "Ich habe versucht abzunehmen und hatte immer noch das Gefühl, nicht Gewicht verloren zu haben. Leute haben mir gesagt, ich wäre verrückt und hätte Body Dysmorphia - was ich sowieso schon immer hatte", gibt Stan zu. Durch seinen Beruf muss der Schauspieler immer wieder in neue Rollen schlüpfen, was häufig eine Körpertransformation erfordert. Der gebürtige Rumäne spricht von dem Druck, seinen Körper rechtzeitig in Form zu bringen und wie jedes Projekt einen neuen Maßstab setzt. Kein Wunder, auch Schauspielkolleg:innen wie Lili Reinhart und Robert Pattinson oder Sängerin Billie Eilish haben bereits über ihre Body Dysmorphia BDD gesprochen. Denn wer im Rampenlicht steht, steht dort immer auch mit dem eigenen Körper.
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Behandlungsmöglichkeiten bei einer Body Dysmorphia
Wer an Body Dysmorphia erkrankt ist, meint, an einem äußeren Mangel zu leiden. Da liegt der Wunsch nach dessen Beseitigung natürlich nahe: Männliche Betroffene neigen zu exzessiven Sporteinheiten und anabolen Steroiden, also Doping für den Körper, während weibliche Betroffene eher zu plastischer Chirurgie tendieren. Leider heilt nichts davon die Körperbildstörung BDD, da es sich um eine psychische Erkrankung handelt. In jedem Fall ist eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung ratsam, bei der geklärt werden kann, welche möglichen Ursachen die Störung bei den Betroffenen ausgelöst hat und wie man diese wirksam behandeln kann.